Frage an Claudia Schulz von Konrad Z.
Sehr geehrte Frau Schulz,
die Landtagswahlen in M-V stehen an. Bisher hab ich von dem ganzen Trubel wenig mitbekommen und nur eine Menge ideenloser Plakate gesehen, die mehr oder weniger nichts aussagen.
Da ich neu in Ihren Wahlkreis zugezogen bin, bisher vielleicht gerade mal von dem einen oder anderen Kandidaten gehört habe, würde ich gerne wissen, wofür Sie im Landtag M-V einstehen möchten, welche Ziele Ihnen in der Landespolitik besonders am Herzen liegen und was Sie speziell für Ihren Wahlkreis Rostock-West erreichen möchten.
Sehr geehrter Herr Z.,
danke für Ihre Anfrage. Ich kandidiere für den Landtag, damit politisches Handeln mit Weitsicht vorangetrieben wird. Aufgewachsen in einem kleinen Ort inmitten von Naturschätzen, möchte ich, dass dieser Reichtum unseres Landes auch für nachfolgende Generationen erhalten wird. Das Land hat zahlreiche Handlungsspielräume für eine sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung, nutzt diese aber nicht in erforderlichem Maße. Wir müssen Wirtschaft und Natur mehr gemeinsam denken und dabei ländliche Regionen und urbane Räume gleichermaßen berücksichtigen.
Zu viele Menschen sind vom gesellschaftlichen Leben abgehängt oder fühlen sich machtlos und das nicht nur im Wahlkreis sondern im ganzen Land. Wir brauchen einen offenen und ehrlichen Diskurs um Lösungen gemeinsam mit den Menschen vor Ort. Es gilt, Stadt und Land so zu erhalten und auszubauen, dass allen Menschen hier Chancen für ein erfülltes Leben, für auskömmliche Arbeit und für Begegnungen eröffnet werden, aus der sie Zuversicht und Inspiration für Innovationen schöpfen können, die unser Land voranbringen. Gerade in dieser krisenbehafteten Zeit, wo Hass und Ausgrenzung wachsen, halte ich es für entscheidend, das soziale Miteinander zu stärken. Es gilt zuzuhören, anzupacken und echte Beteiligung zu ermöglichen. Benachteiligte wie Alleinerziehende oder Arbeitssuchende müssen unterstützt statt verwaltet werden, um der Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken. Kinder- und Jugendprojekte müssen gestärkt werden mit entbürokratisierten Verfahren für Fördermittel. Auch die Schulsozialarbeit muss langfristig strukturell gesichert werden. Besonders junge Leute müssen mehr Möglichkeiten haben, die nachhaltige Entwicklung unseres Landes aktiv mitzugestalten. Doch der außerschulischen Bildung für Umweltschutz und globale Gerechtigkeit fehlt kontinuierliche Landesunterstützung.
Und das Land muss Rostock bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum unterstützen. In Rostock ist Wohnraum äußerst knapp und die Mieten und Grundstückspreise steigen. Es gibt durch die knappen Immobilien auch kaum noch Räume für neue Kulturprojekte oder Begegnungsstätten. Wir brauchen deshalb endlich einen vom Land geförderten sozialen Wohnungsbau und Förderprogramme für Wärmedämmung und Energie-Effizienz, um die Nebenkosten bei Mieten zu senken.
Außerdem muss die Ungleichbehandlung bei der Schülerbeförderung beendet werden. Wir wollen, dass auch in Rostock ab der Mindestentfernung zur Schule das Recht auf kostenlose Beförderung gilt. Auch das Recht auf freie Schulwahl darf nicht durch finanzielle Hürden ausgehebelt werden.
Als Agraringenieurin streite ich für eine Landwirtschaftspolitik, die eine vielfältigere und bäuerliche Landwirtschaft mit sozialer und ökologischer Verantwortung fördert. Denn immer mehr Menschen wollen Produkte aus der Region, die fair und umweltschonend produziert und ohne Tierleid erzeugt wurden. Die regionale und nachhaltige Erzeugung und heimische Verarbeitung schafft neue und krisenfestere Arbeitsperspektiven, ein gesünderes Lebensumfeld und mehr Entscheidungsfreiheit beim Einkauf. Sie bedeutet mehr gesunde Tiere und weniger Antibiotikaeinsatz im Stall, heißt mehr Vielfalt auf dem Acker mit weniger Dünger- und Pestizideinsatz. Sie sorgt für klare Gewässer und sauberes Trinkwasser, vielfältige Landschaft, sozialen Frieden und Genuss aus der Region.
Und Mecklenburg-Vorpommern braucht eine landesweiten, attraktiven Verkehrsverbund, damit die Menschen wieder besser mit Bus und Bahn zur Arbeit, zur Schule oder von Rostock zur Oma aufs Land kommen und Urlaubsgäste nicht im Stau versinken. Der ÖPNV ist unverzichtbar, um allen Menschen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Bequemes Unterwegsein, gute Anbindungen, klimafreundliche Mobilität - für all dies steht der öffentliche Verkehr der Zukunft, den wir GRÜNEN vorantreiben wollen.
Wenn Sie noch weitere Fragen haben, beantworte ich Ihnen diese auch gerne im direkten Gespräch.
Mit freundlichen Grüßen,
Claudia Schulz