Frage an Claudia Müller von Torsten W. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Müller,
vielen Dank für Ihre Antworten.
Erlauben Sie mir einen Vorschlag zu unterbreiten:
Estland stellt allen EU-Partnern als Corona-Solidaritätsgeste sein digitales Schulsystem zur Verfügung.
Lassen Sie doch von dem Geld, welches die Regierung den Familien geben will, Leute bezahlen, die die digitalen Mathebücher der Esten ins Deutsche übersetzen. Die Aufgaben können bleiben wie sie sind.
Die IT-technischen Fragen sind auch geklärt (Systemvoraussetzungen), denn sonst würde es in Estland ja nicht funktionieren. Es gibt sogar Leute, die Sätze wie: "Zeichne drei parallele Geraden und eine Senkrechte dazu!" oder "Multipliziere schriftlich und runde auf zwei Kommastellen!" von Estnisch nach Deutsch zu übersetzen.
Es gibt vllt wenige Leute mit estnischen oder finnischen Sprachkenntnissen in D, aber auch Esten mit Deutschkenntnissen, seien sie Germanisten, Lehramtsstudenten oder ähnliches, würden bestimmt gern diese Leistung anbieten. Mathe wäre das Pilotprojekt, das könnten wir 1:1 übernehmen.
Vielen Dank nochmals für die Beantwortung meiner Fragen.
Frdl Gr T. W.
Sehr geehrter Herr W.,
ich danke Ihnen für Ihr Schreiben. Die Bildung unserer Kinder ist eine der wichtigsten Zukunftsthemen.
Es ist wichtig, dass wir Familien in schwierigen Situationen unterstützen. Gleichzeitig sollten wir mehr für Bildung ausgeben, hier sind wir international noch immer unterdurchschnittlich. Beides sollte nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Die Digitalisierung an deutschen Schulen wurde lange verpennt und nicht energisch genug angegangen. Viele Länder sind uns weit voraus, von denen es zu lernen gilt. Eine 1:1-Übernahme wird kaum funktionieren, weil die Länder für ihre Bildungssysteme verantwortlich sind. Der Digitalpakt Schule kann nur ein Anfang sein. Wir brauchen eine digitale Grundausstattung für alle Schulen sowie einen Digitalpakt Plus, der die aktuellen Investitionen verstetigt und nachhaltig sichert, vgl. https://margit-stumpp.de/allgemein/mein-antrag-lernen-aus-der-krise-ein-update-fuer-die-schulen/
Neben der technischen Seite - Breitband, WLAN, Endgeräte, Lernplattformen - müssen wir die pädagogische Seite fokussieren: Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften, niederschwellige Angebote, Qualitätssicherung der bestehenden Angebote, Vernetzung. Dafür schlagen wir eine Bundeszentrale für digitale und Medienbildung vor, vgl. https://margit-stumpp.de/allgemein/bundeszentrale-fur-digitale-und-medienbildung/. Um all diese Vorhaben zu finanzieren, wollen wir, dass der Bund, Länder und Kommunen stärker finanziell unterstützen darf – ohne die Zuständigkeit der Länder grundsätzlich in Frage zu stellen.
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Müller