Frage an Claudia Eser-Schuberth von Siggus M. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Eser-Schuberth,
stimmen Sie mir zu, dass es nicht nur vielen jüngeren Menschen reicht, wenn sich Ihre Partei als Besserwisser und Bevormunder betiteln lassen muss? Der "Veggie-Tag" ist nur die Spitze des Eisbergs, der einige treue Wähler sehr ins Grübeln kommen lässt, ob die Partei nicht allmählich an Bodenhaftung verloren hat und überhaupt noch wählbar ist. Sicherlich reißt die Medienlandschaft gerne in sommerlicher Idylle die entsprechenden Themen heraus und verkürzt sie - aber sollte nicht etwas geschickter Wahlkampf betrieben werden und letzten Endes die Themen so platziert sein, dass die Partie auf die Mündigkeit und Wahlfreiheit des Bürgers setzt?
Und eine zweite Frage an Sie als Direktkandidatin. Bitte ein kures Statement, warum grüne Wähler Ihnen ihre Erststimme geben sollten. In Anbetracht Ihres Listenplatzes 25 und Ihres Rufes als Lokalpolitikerin, wodurch wollen Sie sich auf Bundesebene hervortun?
Sehr gehrter Herr Möslang,
die Debatte um den Veggie-Day ist doch ein voller Erfolg ! Schon seit langem ist bekannt, welche vielfältigen negativen Folgen der übermäßige Fleischkonsum auf den einzelnen Menschen, aber auch auf die Tierhaltung und damit verbunden auch auf die Natur und das Klima hat - alle wissen es, aber nur wenige ziehen Konsequenzen. Ich bin in den letzten Tagen oft auf den Veggie-Day-Vorschlag angesprochen worden und es haben sich - nachdem die erste Entrüstung verraucht war - meist gute Gespräche ergeben. Oft mit dem Endergebnis "So schlimm ist es ja auch nicht, mal einen Tag auf Fleisch zu verzichten". Die Menschen fühlten sich persönlich betroffen und waren offen für Gespräche und Argumente.
Zur zweiten Frage:
Gerade als langjährige Kommunalpolitikerin habe ich gute Voraussetzungen, da die Kommunen ja mit den Auswirkungen der Bundespolitik leben müssen. Es gibt viele Beispiele über Gesetzgebungen des Bundes, wo in der Unsetzung und Finanzierung die Kommunen allein gelassen werden. Daher denke ich, dass der Blick einer Kommunalpolitiker im Bundestag nicht schaden wird - im Gegenteil. Das Thema, dass mir am meisten am Herzen liegt ist die soziale Gerechtigkeit. Wir brauchen neue Gesetzgebungen im Bereich Mindestlohn, bei Werkverträgen und Leiharbeit, ebenso bei Minijobs. Es kann nicht sein, dass "normale" Arbeitsverhältnisse die Ausnahme werden und Firmen ihre Geschaftsmodelle so aufbauen, dass sie zwar die Gewinne einstreichen, aber die Allgemeinheit über Hartz IV (Aufstocker) oder später in der Rente zuzahlen muss. Platz 25 ist sicher nicht sehr aussichtsreich, aber ich möchte das Thema voranbringen und werde mich dazu auch weiterhin engagieren. Es gibt ja auch noch Politik nach dem Wahlkampf - zumindest für mich !
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Eser-Schuberth