Frage an Claudia Dalbert von Beate S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Dalbert,
ich leite seit 1998 eine Praxis für Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Der Stress, jeden Tag möglichst viele Patienten individuell und hochqualifiziert zu behandeln wächst und wächst und ist unter den derzeitigen Bedingungen nicht zu stoppen.
Seit 2000 vertrete ich die Landesgruppe Sachsen-Anhalt des dbs.
Als Praxisinhaber, Arbeitgeber, akademischer Sprachtherapeut und auch in meiner Funktion als Landesvertreter habe ich folgende Frage an Sie:
Was tun Sie als Politiker in Sachsen-Anhalt, dass die Vergütung für Sprachtherapie in Sachsen-Anhalt nach 20 Jahren endlich dem Durchschnittswert der Westbundesländer angeglichen wird?
Die Existenz unserer Sprachtherapeutischen Praxen in Sachsen-Anhalt ist ernsthaft bedroht!
1. Den Arbeitgebern ist es nicht möglich, ein angemessenes Gehalt für akademische Sprachtherapeuten zu zahlen.
2. Die Nebenkosten sind in den letzten Jahren gestiegen und befinden sich nun auf oder über Westniveau.
3. Die Kosten für Weiterbildungen, Diagnostikmaterialien, Computer, Programme, Fahrtkosten, Versicherungen und, und ... sind in allen Bundesländern gleich hoch.
4. Diese extrem hohen Praxiskosten sind nur durch viele Behandlungen zu finanzieren. Um die Wirtschaftlichkeit in den Praxen zu gewährleisten, müssen die Sprachtherapeuten mindestens 10 Patienten pro Tag behandeln.
5. Diese Arbeitsbedingungen führen zu einem hohen Krankenstand von Sprachtherapeuten.
Wie viel in € ist es der Gesellschaft, der Politik wert, das Sprechen, das Lesen, das Schreiben?Genau AOK OST: 25,76€ für 45 Minuten. Mit dieser Vergütung ist eine Praxis nicht mehr lange zu halten.
Wir möchten mehr Transparenz für unsere Situation in der breiten Öffentlichkeit. Die Inflation wird weiter voranschreiten, das bedeutet für uns in Zukunft 30 Patienten pro Tag???
Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Dalbert , mit welchen Mitteln können Sie uns helfen?
Ich bedanke mich im Voraus herzlich für Ihre Antwort!
Beate Stoye
Sehr geehrte Frau Stoye,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Leider schildern Sie ein Problem, dessen Grundursache man hier in Sachsen-Anhalt politisch nur schwer angehen kann.
Die Ersatzkassen haben bundesweit geltende Verträge und damit auch entsprechende Tarife. Die Vergütung richtet sich nach der Leistungsbeschreibung und die AOK hat davon abweichende Tarife. Die Bezahlung ist also bislang Sache der Verhandlungspartner. Notwendig wäre daher eine entsprechende Gesetzesreform durch den Deutschen Bundestag.
Solange dieses Problem nicht behoben wurde, existieren auf Landesebene aber durchaus Möglichkeiten, um die Situation der Sprachtherapeutinnen und Sprachtherapeuten auf andere Weise zu verbessern. So hätte die Landesregierung schon längst therapeutische Angebote finanziell stärker fördern und die Therapieträger besser auszustatten können. Für diese Maßnahmen setzen wir GRÜNE uns ein.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Claudia Dalbert