Sehr geehrter Herr Dietrich, wie stehen Sie zum Projekt der KKMV Rostock zur Klärschlamm-Mono-Verbrennungsanlage ohne Garantie für eine machbare Phospahat-Rückgewinnung?
Vielen Dank für die Frage, Herr K.. Die von Ihnen angesprochene Anlage ist ein gemeinsames kommunales Projekt zahlreicher Städte in MV und damit keine Angelegenheit, auf die der Landtag oder die Landesregierung Einfluss haben.
Meine persönliche Einschätzung will ich Ihnen dennoch geben. Die Kommunen in MV müssen (so wie alle Kommunen in Deutschland) neue Entsorgungsmöglichkeiten für Klärschlamm schaffen, weil diese künftig nicht mehr auf die Felder gebracht werden dürfen. Das ist auch gut so, denn die Schlämme enthalten u.a. Medikamentenreste, im Raum Rostock auch Quecksilber u.ä. Derzeit droht das Szenario, dass die Klärschlämme mangels Verwertungsanlagen in MV in andere Bundesländer gebracht werden müssen. Zu enormen Preisen und mit erheblich längeren Transportwegen als jenen, die mit der neuen Anlage entstehen. Die beteiligten Kommunen in MV haben sich darum zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Verwertungsanlage zu schaffen, die die Entsorgung zu vertretbaren Kosten ermöglicht. Sie soll in Rostock entstehen, weil Rostock die Kommune mit dem höchsten Anteil an Klärschlamm innerhalb der Kooperative ist (der jetzt täglich woanders hingefahren wird) und weil die entstehende Wärme als regenerative Energie ins Fernwärmenetz eingespeist werden kann. Die perfekte Lösung stellt die Anlage nicht da - es entsteht zusätzlicher Verkehr von mehreren LKW pro Tag in Rostock, es handelt sich trotz des regenerativen Materials weiterhin um eine Verbrennung und die künftig verpflichtende Phosphatrückgewinnung ist technologisch noch nicht geklärt.
Zwar werden immer wieder alternative Methoden der Verwertung in den Raum gestellt, z.B. die Verkohlung. Bislang sehe ich aber kein Verfahren, das so weit ist, dass es in diesen Größenordnungen funktioniert bzw. z.T. sind Verfahren wegen der speziellen Schadstoffbelastung unserer Klärschlämme nicht geeignet. Dezentrale Anlagen in den Kommunen vor Ort sparen zwar einige LKW-Fahrten, dieser Vorteil geht jedoch durch geringere Effizienz (z.B. keine Einspeisung ins Wärmenetz) verloren. Es ist nicht auszuschließen, ja zu begrüßen, dass künftig bessere Methoden im großen Stil genutzt werden können. Es gibt darum nicht nur in MV die Forderung nach einem Moratorium für solche Anlagen. Das ist verständlich, allerdings um den Preis, die Klärschlämme weiterhin auf unbestimmte Zeit durch die halbe Republik zu fahren, wo sie dann für deutlich höhere Preise ebenfalls verbrannt werden. In der Abwägung haben sich die beteiligten Kommunen und die Mehrheit der Rostocker Bürgerschaft nun für dieses Verfahren entschieden und ich habe dafür Verständnis.