Frage an Christopher Bodirsky von Stefan W. bezüglich Wirtschaft
sehr geehrter Herr Bodirsky,
als freiberuflich in Hannover tätiger Landschaftsarchitekt (mit derzeit 7 angestellten Mitarbeitern; Tendenz: abnehmend) wüsste ich gern - als Grundlage für meine Wahlentscheidung - von Ihnen, wie Sie zu der seit einigen Jahren vom Bundeswirtschaftsministerium betriebenen Abschaffung der HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) bzw. der inzwischen avisierten Einschränkung ihres Geltungsbereichs stehen.
Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.
Stefan Wirz
Sehr geehrter Herr Wirz,
danke für Ihre Anfrage. Um diese zu beantworten, muß ich vielleicht
etwas ausholen:
In meiner weiteren Freizeit bin ich ehrenamtlich tätig als stellv. Vorsitzender von Slow Food Deutschland e.V. (www.slowfood.de), eine Organisation, die sich um den Erhalt von Geschmack einsetzt, und zwar aus verschiedenen Gründen:- Erhaltung der Vielfalt der Lebensmittel,
- Erhaltung der Arbeitsplätze in diesem Bereich,
- Gerechte wirtschafltliche Bedingungen für Landwirte, "Genußhandwerker"
etc. weltweit.
Ich kenne aus eigener Anschauung die Probleme des Handwerks, speziell der Bäcker und Metzger, der Landwirte, der Gastronomen etc. Es ist meine feste Überzeugung, dass wir (wie in allen Jahrhunderten zuvor) Marktordnungen brauchen, damit überhaupt ein vernünftiges wirtschaften möglich ist. Die Tendenz, alles den freien Kräften des Marktes zu überlassen, ist "Haifisch-Kapitalismus" - die Großen sollen die kleinen fressen dürfen, gerade wie es ihnen beliebt. Dadurch werden vielleicht einige Großbetriebe noch größer (um dann ihrerseits wieder gefressen zu werden), aber ein vernünftiges, menschenwürdiges und erfülltes Arbeiten ist so nicht möglich. Und vor allen Dingen berührt das eine Grundsatzfrage: Wohin wollen wir mit unserer Gesellschaft überhaupt hin? Was sind unsere Visionen, unsere Ziele? Ich könnte mir alleine an diesem Thema die Finger wund schreiben und möchte Sie auch nicht langweilen. Kurz und knapp: Ich bin für vernünftige Marktordnungen, d.h. Handwerk, freie Berufe etc. müssen sichere Entfaltungsmöglichkeiten haben und hier ist der Gesetzgeber gefragt - denn hier geht es um Arbeitsplätze, und zwar um Arbeitsplätze, die nicht so einfach exportiert werden können.
Vielleicht werfen Sie mal einen Blick auf meine (noch nicht ganz fertige) Webseite ´www.christopher-bodirsky.de´, und wenn Sie Spaß an wirklichen politischen Gesprächen haben: Ab Ende August plane ich sechs kulinarische Wahlveranstaltungen unter dem Motto "Für ein gutes Gespräch braucht man ein gutes Essen!". Dort möchte ich keine Tagespolitik besprechen, sondern im Dialog die wirklich wichtigen Themen diskutieren. Näheres finden Sie dazu unter dem Punkt "Wahlmenü".
Ich hoffe, meine Antwort war eindeutig genug, ansonsten stehe ich weiterhin gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
Christopher Bodirsky
PS: Was mir noch einfällt: Natürlich bin ich vor diesem Hintergrund in diesem Punkt auch mit meiner Bundestagsfraktion überhaupt nicht einverstanden, die ja den Meisterzwang teilweise aufgehoben hat. Ich vertrete meine Position natürlich entsprechend kontrovers auch in meiner Partei.