Frage an Christopher Berndt von Ursula S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Antwort zum Thema: Flohmarkt Verbot an Sonntagen

Sehr geehrte Frau Sonntag,

haben Sie Dank für Ihre Anfrage, ich möchte Ihnen hierzu gerne antworten.

Das Grundwesen der Demokratie ist die freie Meinungsäußerung (Sie nutzen dieses Recht gerade) und dass begrüße ich. Ebenso gehört zum „demokratischen Miteinander“, das meine Freiheit dort endet, wo ich die Freiheit eines anderen Einschränke.

Ein solches Urteil wie dieses, dass Flohmärkte an Sonntagen nicht mehr ausgerichtet werden dürfen fordert dazu auf, dass Urteil des Verwaltungsgerichtes Neustadt aus zwei Blickwinkeln zu begutachten. Das Für- und Wieder einer Sache abzuwägen gehört ebenso zur unseren demokratische Staatsform.

Hintergrund zur Urteilsfindung:

Presse: Die Stadt Bad Dürkheim hatte den Antrag eines Veranstalters für einen Flohmarkt abgelehnt. Über ein einstweiliges Rechtsschutzverfahren wollte der Mann doch noch die Zulassung erreichen, scheiterte aber im Eilverfahren. Er kann nun vor das Oberverwaltungsgericht ziehen.
Ob das Urteil auf das Land ausstrahlt, ist noch nicht klar. Die Stadt Mainz hält Auswirkungen für möglich, wie Sprecher Ralf Peterhanwar erklärte. In Mainz werden sonntags Flohmärkte vor dem Real-Markt und auf dem Gelände der Uni veranstaltet. Das Rechtsamt der Stadt will das Urteil aber erst einmal prüfen. (…) Quelle: http://www.allgemeine-zeitung.de/nachrichten/politik/6968846.htm

Die Natur des Sonntages, ist anders als beim Samstag (wobei dieser auch als religiöser Feiertag / Festtag verstanden werden kann, bei den Juden) ein Tag der gesetzlich festgeschrieben ist als Erbauungstag zur „geistigen und seelischen“ Erholung. Diesem Tag ist aus zweierlei Gründen aus meiner Sicht eine erhebliche Bedeutung beizumessen.

1. Dieser Tag dient zur geistig-seelischen“ Erbauung, gläubiger Christen in unserem Land. Sie haben ein Recht und Anspruch darauf nach dem Grundgesetz, dass auch sie bestimmte Zeiten, gesetzlich eindeutig definierte Rahmenbedingungen zugesprochen bekommen zur Ausübung ihrer Glaubensüberzeugung.

2. Auch für Bürgerinnen und Bürger in unserem Land, welche sich zu denen zählen, die von sich sagen, dass sie weniger religiös verankert sind, können und könnten vom Sonntag, auch weiterhin als gesetzlich festgeschriebenen Ruhetag profitieren. Wir alle sind froh, und die, welche aufgrund ihrer Dienstleistung an Wochenenden und sonntags ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen müssen, wären es auch, hätten sie einen Tag in der Woche an dem das alltägliche Tagesgeschäft nicht zu sehr im Vordergrund steht als an den anderen 6 Werktagen.

Situatives:

Ob man generell Flohmärkte an Sonntagen verbieten sollte. Dazu kann ich derzeit kein klare Aussage treffen. Denn auch ich sehe den gesellschaftlichen Gemeinschaftsfaktor an einer solchen Veranstaltung. Das gegenseitige Anbieten und Bereitstellen von Waren und das gesellige Beisammensein. Ich kann jedoch diesem Urteil auch etwas abverlangen, deswegen die obige Aussage. Wenn wir die Ablenkung vom Alltag suchen, kann so ein gemütliches Schlendern über den Flohmarkt - auch und gerade mit der Familie bestimmt Freude bereiten. Doch ich rate auch dringendes aus der Erfahrung als Pädagoge dazu, einen ruhigen und besinnlichen Tag einzuplanen um Freunde zu besuchen und/oder Zeit mit der Familie zu verbringen. Wir leben in der Gefahr, als Konsumgesellschaft einen Event nach dem anderen zu konsumieren, ohne uns wirklich bewusst Ruhe und Erholung vom Alltag zu gönnen. Der Staat hat die Verantwortung seine Bürger zu schützen. Eine Einschränkung der Flohmarktzeiten am Sonntag z.B. von 13:00 bis 20:00 Uhr oder Flohmärkte im Wochenendwechsel an ausgewählten Orten könnte man zur Wahrung dieses gemeinschaftlichen Interesses durchaus beipflichten.

Schlusssatz: Ich würde dafür plädieren, Flohmärkte in ihrer Auftrittshäufung am Sonntag zu minimieren und sie an bestimmte Zeiten zur Verknüpfen, zu wären aus meiner Sicht beiden Interessensgruppen geholfen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen und Ihr Anliegen dem nötigen Ernst entsprechend wiederspiegeln. Ich wünsche Ihnen und Ihren lieben Angehörigen alles Gute.

Bleiben sie weiterhin aktiv Ihre Fragen zu stellen und gehen Sie bedacht in Rücksichtnahme und Pflichtbewusstsein ihren Mitbürgern und Mitbürgerinnen gegenüber im Sinne einer tragfähigen Demokratie auf andere Menschen zu.

Mit freundlichen Grüßen

Christopher Berndt