Frage an Christine Negele von Andreas Bernhard R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Negele,
da meine Fragen im BR-Wahlforum keine Berücksichtigung finden konnten, stellte ich sie auf diesem Wege schon den drei Fraktionsvorsitzenden der im Landtag vertrenen Fraktionen. Da Sie die SPD-Kandidatin in meinem Stimmkreis sind, darf ich sie Ihnen auf diesem Wege auch persönlich stellen:
Als ganz an der Basis unten hauptberuflich und ehrenamtlich im BRK Tätiger, bewegt mich folgender Punkt:
Wie seit rund zwei Wochen über die Medien publiziert wird, sollen nun ehrenamtliche Aufwandsentschädigungen massiv besteuert werden. Wie auf Bayern 2 am 12. September von unserem Landesgeschäftsführer Herrn Leonhard Stärk bereits zutreffend formuliert, stellt das für Ehrenamtliche den sprichwörtlichen "Schlag ins Gesicht" dar. Niemand wird ernsthaft glauben, dass sich jemand um des Geldes willen ehrenamtlich engagiert. Bei rund 20 EUR für eine Schicht von 12 Stunden im Rettungsdienst beispielsweise kann unter Berücksichtigung von Sprit- und Verpflegungskosten doch nicht annähernd von einem persönlichen finanziellen Profit ausgegangen werden. Sollen wir künftig "draufzahlen", wenn wir uns ehrenamtlich engagieren? Dazu kommt noch der administrative Aufwand, wenn ein Anteil der Aufwandsentschädigung entsprechend der einsatzlosen Bereitschaftszeit versteuert werden muss. Bleibt das an den einzelnen Ehrenamtlichen hängen, so werden viele wohl schon alleine deswegen ihr Engagement teilweise aufgeben müssen. Muss das wiederum die jeweilige BRK-Gliederung regeln, wäre der Personalaufwand gewaltig, sodass sich dadurch schlicht und einfach die Kosten erhöhten. Daher meine Frage: Was haben Sie - da uns "Sonntagsreden" alleine wirklich gar nichts helfen - konkret vor, um dieses freilich auf der Anwendung von Bundesrecht beruhende Problem schnellstmöglich zu beheben, damit das Ehrenamt nicht dermaßen missachtet wird?
In der angesichts Ihres hier zu sehenden Fleißes großen Hoffnung auf Antwort,
mit freundlichen Grüßen
Andreas Rullmann-Stekl
Sehr geehrter Herr Rullmann-Stekl,
die Anerkennung und die Berücksichtigung Bürgerschaftliches Engagements muss nach meiner Meinung gänzlich anders und umfassender gestaltet werden. Mir wäre eine Anrechnung in Rentenanwartschaftspunkten wichtig. Denn so profitieren auch Bürgerinnen und Bürger, die keine Aufwandsentschädigung erhalten, weil ihr Träger keine Aufwandsentschädigung zahlen kann, wie bei uns (AWO) alle in der Seniorenarbeit tätigen. Diese Gruppe ist wesentlich größer und es sind vor allem häufig die Frauen mit ohnehin sehr geringen Renten, die sich für ihre Mitmenschen engagieren und dafür nur eine ideelle Anerkennung erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Christine Negele