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Christina Baum
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Frage von Michael Z. •

Hallo! Sie äußern immer wieder Ihre Ablehnung gegenüber der DDR. Wie konnte es sein, dass Sie in diesem Unrechtsstaat studieren durften?

Eigentlich war ja nur systemtreuen jungen Frauen und Männern ein Studium überhapt möglich.

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Sehr geehrter Herr Z.,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne beantworte.

Die Bildung in der DDR war darauf ausgerichtet, eine parteiloyale Machtelite zu erziehen. Vor allem Kinder, deren Eltern der Richtung der Parteipolitik der SED entsprachen, sich also loyal zum System verhielten sowie Kinder von Arbeitern und Bauern, wurden zum Abitur auf der Erweiterten Oberschule und später dann auch zum Studium zugelassen. 

Aber die Bildung in der DDR war auch sehr stark leistungsorientiert. Nur die allerbesten Schüler durften die EOS besuchen und erhielten ihrer Leistung entsprechend einen Studienplatz.

Ich erfüllte beide Kriterien: ich war ein Arbeiterkind und Klassenbeste, sowohl in der POS als auch später in der EOS. Zumindest zu meiner Schulzeit überwog die fachliche Leistung bei der Gesamtbeurteilung noch die bereits damals von mir häufig geäußerten kritischen Beiträge.

Oftmals war es aber auch so, dass sich Familien nach außen als angepasst und der Linie entsprechend darstellten, jedoch in ihrem Inneren kleine verschworene selbständig, über System- und Landesgrenzen, denkende Gemeinschaften waren. Hier konnten freie Gedanken entwickelt werden, um festzustellen, dass die DDR eben nicht der Idealstaat war und der Sozialismus eben nicht das ideale System darstellte.

Die DDR war eine Diktatur, die ihrer Bevölkerung vorschrieb, was sie zu denken hatte und sie einsperrte, beziehungsweise lediglich in sogenannte "Bruderländer" reisen ließ, die genau wie die DDR durch unüberwindliche Grenzsicherungssysteme geschützt waren. Vor allem diese zwei Aspekte waren es, die eingeschränkte Meinungsfreiheit und die  eingeschränkte Reisefreiheit, die mich letztendlich veranlassten, 1985 einen Ausreiseantrag aus politischen Grün den zu stellen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Christina Baum, MdB

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