Christin Siebel, rote schulterlange Haare, Brille, vor grauem Hintergrund
Christin Siebel
SPD
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Frage von Lukas S. •

Inwieweit sehen Sie öffentlichen Stellen (bspw. Behörden) in der besonderen Verantwortung, ein Vorbild in Hinblick auf soziale Netzwerke zu sein?

Sehr geehrte Frau Siebel,
angesichts der Monopolstellung einzelner profitorientierter Technologiekonzerne hinsichtlich Social Media, muss man sich die Frage stellen, ob soziale Netzwerke losgelöst von profitorientierten Interessen funktionieren können.

Diesen Gedanken verfolgt das Fediverse. Das Prinzip hinter diesem ist vergleichbar mit E-Mail. Es gibt voneinander unabhängige Server, die auf Basis eines gemeinsamen Protokolls miteinander kommunizieren können (siehe: https://joinfediverse.wiki/What_is_the_Fediverse%3F/de).

Ergänzend zu meiner Frage oben:

Sollten sich öffentliche Stellen des Landes Nordrhein-Westfalen Ihrer Meinung nach von der Abhängigkeit der großen - meist US-amerikanischen - Technologiekonzernen lösen, Verantwortung übernehmen und auf freie und quelloffene Alternativen, wie das Fediverse eine darstellt, setzen?

Christin Siebel, rote schulterlange Haare, Brille, vor grauem Hintergrund
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr S.,

dass sich soziale Netzwerke als öffentliche Diskursräume in den Händen einiger weniger Milliardär*innen konzentrieren, ist eine besorgniserregende Entwicklung.

Die Plattformen im Fediverse waren mir ehrlich gesagt bis vor wenigen Tagen noch nicht bekannt. Die Tatsache, dass aufgrund der dezentralen Struktur hier nicht von heute auf morgen die Eigentümer wechseln können, ist ein großer Vorteil gegenüber den klassischen sozialen Netzwerken. Das Ausweichen auf beispielsweise dezentral organisierte Gegenplattformen ist ein durchaus interessanter Ansatz, allerdings macht die Größe von Plattformen wie Facebook und Twitter diese zu Instanzen, deren Netzwerkeffekte und Rolle als zivilgesellschaftlicher Partizipationsinstrumente wir nicht ignorieren können. Plattformen wie Facebook und Twitter demokratisch und divers zu gestalten sowie unser Verständnis von Datensouveränität einzubringen, muss deshalb unser Anspruch sein. Dass öffentliche Behörden auch auf alternative Plattformen setzen, fände ich begrüßenswert, einen vollständigen Rückzug von den klassischen Plattformen halte ich aufgrund der gesellschaftlichen Rolle, die diese einnehmen, für nicht hilfreich.

Dass sich Facebook, Twitter und Co als eine neutrale Überinstanz geben, die keiner staatlichen Kontrolle unterliegt, liegt auch daran, dass die politische Sphäre es lange verpasst hat, diesen global agierenden Unternehmen durch Steuern ihre gesellschaftliche Verantwortung vor Augen zu führen. Wir brauchen klare Spielregeln für diese Plattformen. Der im Fediverse verankerte Ansatz der offenen Schnittstellen kann dabei auch eine Rolle spielen, um die existierenden Netzwerke für Mitbewerber zu öffnen.

Mit besten Grüßen
Christin Siebel

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