Lächelnde Frau mit lockigen längeren blonden Haaren mittleren alters.
Christiane Ohnacker
DIE LINKE
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Frage von Werner H. •

Wie schätzen Sie persönlich die Gefahrenlage durch die Klimaveränderung für uns in Deutschland ein? Welche konkreten Klimaschutzmaßnahmen sollte die nächste Regierung bis 2025 umgesetzt haben?

Die Problemlagen im Bereich der Klimaveränderungen sind äußerst komplex und besorgniserregend. So zeigen Reimer/Staudt (Deutschland 2050) wissenschaftl. Ergebnisse auf und erläutern dramatischen Auswirkungen auf unsere Umwelt.
Für mich ist es erschreckend, anhand der katastrophalen Wetterkatastrophen in der Eifel sowie der extremen Hitze in Südeuropa erkennen zu müssen, dass die Aussagen der beiden Autoren weit früher bestätigt werden, als prognostiziert.
Die Fragen der Zukunft im komplexen Umfeld der Klimaveränderungen bilden eine Problem- und Interessenslage, die man nur mehr dimensional analysieren kann. Die aktuellen Ereignisse sowie das „Umwelturteil“ des BVG betonen die existentielle Bedeutung des Themas für uns, die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder! Ohne zu dramatisieren, müssen wir erkennen, dass die Bedrohungen keine abstrakte Gefahr mehr sind, in der Eifel und in NRW ging es um Leben und Tod, hier sind über 180 Menschen gestorben.

Lächelnde Frau mit lockigen längeren blonden Haaren mittleren alters.
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Heimberg,

vielen Dank für die spannende und wichtige Frage, ich hoffe diese zu Ihrer Zufriedenheit beantworten zu können.

Der Klimareport des Weltklimarats IPCC, welcher letzte Woche veröffentlicht wurde, zeigt uns die enorme Gefahr des Klimawandels.  Die Erde erwärmt sich noch schneller als angenommen, wir haben nun nur noch bis etwa 2030 Zeit die Erwärmung auf 1,5 Grad (im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter) zu begrenzen, das sind zehn Jahre früher als bisher vom IPCC angenommen. Zu diesem Ergebnis kommen die rund 14.000 Studien, die ausgewertet wurden.

Die Folgen sind schon heute deutlich erkennbar, auch in Deutschland. Hitzewellen haben zugenommen, von den drei heißesten Sommern seit Beginn der Aufzeichnungen liegen zwei davon in den letzten Jahren: 2018 und 2019. Ein weiteres wichtiges Anzeichen von Hitzezunahme ist die Anzahl von Hitzetagen (Tage mit einer Mindest-Temperatur von 30 Grad), welche sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr häufen.

Diese zunehmende Hitze führt nicht nur zu einer höheren Gefahr für Waldbrände, Dürreperioden und somit geringeren Erträgen in der Landwirtschaft, sondern auch zu gesundheitlichen Problemen. So leiden an besonders heißen Sommertagen immer mehr Deutsche unter Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwindelanfällen, etc. Und das sind Veränderungen, die sich heute schon abzeichnen bei einer Temperatur-Veränderung von etwa 1,2 Grad.

In Zukunft können wir bei einem gleichbleibenden „Tempo“ im Klimaschutz mit noch fataleren Folgen für Deutschland und die Welt rechnen. Die schon angesprochenen Phänomene werden sich verstärken und häufen. Hochwasser werden beispielweise im Norden und Westen Europas eine zunehmende Gefahr darstellen.

Dies ist nur ein kleiner Einblick in die Welt, die uns bevorsteht, wenn wir jetzt nicht sofort handeln!

Deswegen muss Deutschland, welches auf Platz 7 der weltweit am meisten CO2-verursachenden Staaten liegt, als inner-europäisches Vorbild und wichtige Industrienation ein Vorreiter in Sachen Klimaschutz sein. Die zukünftige Regierung muss das Pariser Klimaschutzabkommen, zudem sich Deutschland verpflichtet hat, zentral im Blick haben und somit bis 2030 die Emissionen laut des Klimaschutzplans um mindestens 55% im Vergleich zu 1990 senken.

Dies können wir nur erreichen, indem Deutschland bis 2035 klimaneutral ist. Bis 2030 möchte DIE LINKE die Emissionen um mindestens 80 Prozent im Vergleich zu 1990 senken und der Kohleausstieg muss bis spätestens 2030 vorgezogen werden. Aber auch aus Atomkraft und der Verbrennung von fossilem Erdgas müssen wir aussteigen.

Die Menschen in der Energie-Branche brauchen eine Perspektive, so fordern wir einen jährlichen Klima-Transformationsfonds in einer Höhe von 20 Milliarden Euro, um die Industrie umzubauen und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Für ein hohes Tempo im Klimaschutz müssen die Energiekonzerne in öffentliche Hand geführt werden.

Diese Weichen zum sozial-ökologischen Systemwechsel muss die nächste Bundesregierung stellen, um eine zukunftsfähige und lebenswerte Gesellschaft zu erschaffen.

Für uns muss Klimaschutz immer sozial gerecht sein, Energieversorgung und Mobilität muss sich jede:r leisten können, den Nahverkehr wollen wir auf lange Sicht kostenlos gestalten, sodass der Umstieg von PKW auf Bus und Bahn sich nicht nur aus ökologischer Sicht lohnt.

Denn klar ist, wenn 100 Unternehmen für 70 Prozent des weltweiten industriellen CO2-Ausstoßes verantwortlich sind, kann es nicht sein, dass die Bevölkerung dafür zur Kasse gebeten wird. Wir sind der Meinung, dass nicht der Geldbeutel entscheiden sollte, ob man sich einen ökologischen Lebensstil leisten kann.

Mit freundlichen Grüßen

Christiane Ohnacker