Frage an Christian Schmidt von Guido F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Schmidt,
der Drogen- und Suchtbericht ist mir bekannt. Er enthält weder eine differenzierte Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Lebensrealität, noch wird objektiv auf wissenschaftliche Erkenntnisse eingegangen.
Daher bitte ich Sie noch einmal, genaue Quellen für Ihre Behauptungen anzugeben.
Eine Diskussion über Unbedenklichkeit liegt mir ebenfalls fern. Zumal diese völlig unsinnig wäre. Schließlich ist kein Gebrauch von Genussmitteln, wie fettem Essen, Kaffee, Schokolade, Alkohol oder Nikotin, unbedenklich.
Falsche Ernährung, Alkohol- und Nikotinkonsum zählen zu den Haupttodesursachen in Deutschland, ziehen aber keine strafrechtliche Verfolgung nach sich. Cannabis hat meines Wissens noch niemanden getötet, dennoch werden jährlich 140.000 Strafanzeigen wegen des Umgangs damit erstattet.
Sollten Verbote nicht aufgrund objektiver Kriterien verhängt werden?
Die Behandlungszahlen für alkoholbedingte Krankheiten stiegen von ca. 325.000 im Jahr 2000 auf ca. 375.000 im Jahr 2007 stetig an, während des selben Zeitraums stieg die Zahl cannabisbedingter Erkrankungen, übrigens trotz des Verbots, von vergleichweise "nur" 3.600 auf 6.000 (Diagnosedaten der Krankenhäuser, www.gbe-bund.de ).
Warum halten Sie ein Cannabisverbot für notwendig, obwohl dadurch nicht einmal die Behandlungszahlen gesenkt wurden?
Wieso ist es sinnvoll, angesichts relativ geringer Fallzahlen für cannabisbedingte Erkrankungen, jedes Jahr 140.000 Strafverfahren einzuleiten und die Betroffenen, sowie ihr soziales Umfeld, den damit verbundenen Belastungen und Folgen auszusetzen?
Verursacht das Verbot selbst nicht einen größeren gesellschaftlichen Schaden als der Konsum?
Weshalb genau sind Sie gegen ein Alkoholverbot, ist doch die absolute Zahl alkoholbedingter Erkrankungen mehr als 60 mal so hoch wie die der cannabisbedingten?
Ich wäre erfreut, würden Sie meine Fragen diesmal auch tatsächlich beantworten.
Freundliche Grüße
Guido Friedewald