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Christian Lindner
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Frage von Marvin H. •

Frage an Christian Lindner von Marvin H. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Linder,

In meiner letzten Anfrage zum Thema Umwelt- und Klimaschutz haben Sie mir geantwortet, dass Markt und Wettbewerb die besten Klimaschützer wären.
Wenn ich mir nur die letzten 200 Jahre der europäischen Geschichte anschauen, kann ich bei bestem Willen nicht erkennen, wie Markt und Wettbewerb zu mehr Umwelt und Klimaschutz geführt haben soll. Ganz im Gegenteil.
Für mich stellt es sich eher so dar, als haben Markt und Wettbewerb zu diesen unsäglichen Bedingungen auf der ganzen Welt geführt. Durch die Coronapandemie wurde nochmal deutlich, dass Markt und Wettbewerb unser Gesundheitssystem unterhöhlt haben, dass die Arbeitsbedingungen von Beschäftigten u.a. auch in der Fleischindustrie katastrophal sind, ganz zu schweigen von der Haltung und den Umgang mit den Tieren aus diesem Sektor. Hinzukommen die katastrophalen ökologischen Folgen durch die Massentierhaltung, europäischer Müll in Afrika, Abholzung der Regenwälder überall auf der Welt, Mikroplastik in den Meeren, Luftverschmutzung auf der ganzen Welt.. sie werden diese Liste kennen und auch selbstständig erweitern können.
Daher meine Frage:
Können Sie mir bitte erklären, warum Sie der Auffassung sind, dass Markt und Wettbewerb die besten Klima- und Umweltschützer seien?
Und zeigen Sie mir bitte Bespiele aus der europäischen Geschichte, wo Markt und Wettbewerb wirklich zu Klimaschutz und Umweltschutz beigetragen haben.
Ihr gewähltes Beispiel des Co2-Emissionshandels taugt da leider nicht, denn die weltweite Co2- Emission steigt ständig, auch wenn es den Emissionshandel schon seit einiger Zeit gibt.
Wenn Sie sich den Zustand der Welt anschauen, können Sie nicht auch erkennen, dass gerade die Predigt und der Glaube an Markt und Wettbewerb diesen Zustand herbeigeführt haben?
ich freue mich auf Ihre Antwort!!

mit freundlichen Grüßen
Marvin Hoffmann

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Hoffmann,

haben Sie vielen Dank für Ihre erneute Frage.

Ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt eindrucksvoll, dass marktwirtschaftlich orientierte Gesellschaften ihren Systemkonkurrenten gerade in Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes meilenweit überlegen waren. Die DDR - immerhin das Land mit dem damals mitunter höchstem Lebensstandard außerhalb des Westens - hatte zu jedem Zeitpunkt einen höheren Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 als die Bundesrepublik - und das trotz einer vielfach geringeren Wirtschaftsleistung.

Dies bedeutet freilich nicht, dass nicht auch in marktwirtschaftlichen Systemen Umweltschäden entstehen können. Freies Wirtschaften braucht immer einen starken staatlichen Rahmen - das war und ist für uns Freie Demokraten ein wesentlicher Grundsatz. Deshalb setzen wir uns beim Klimaschutz für ein grundlegendes CO2-Limit mit einer Verteilung des Budgets über einen Emissionshandel ein. Genau hier kommen Markt und Wettbewerb ins Spiel: Wer wie unsere Mitbewerber meint, Klimaschutz mit kleinteiligen Einzelmaßnahmen, Verboten sowie Sanktionen bis in alle Einzelheiten planen zu können und am Ende auf die perfekte CO2-Bilanz bei minimalem Wohlstandsverlust zu gelangen, ist entweder unehrlich oder realitätsfremd. Sinnvoller und vor allem ergiebiger wäre ein starker Rahmen, der das Ziel (CO2-Deckelung) festsetzt, aber den Weg dahin offenlässt. Dann kann durch Marktmechanismen größtmögliche Effizienz entstehen und Kreativität und Innovationsgeist freigesetzt werden - allein schon aus der Not der Unternehmen heraus, CO2 als begrenzte "Ressource" einsparen zu müssen.

Dass der Emissionshandel nicht funktionieren würde, ist zudem schlicht Unsinn. Bei Einführung dieses Instruments wurden initial zu viele Zertifikate ausgegeben, sodass kein lenkender Effekt erzielt wurde. Seitdem immer mehr Zertifikate vom Markt genommen wurden, hat sich die Lenkungswirkung deutlich erhöht. Selbst die Denkfabrik "Agora Energiewände" hat klar nachgewiesen, dass der CO2-Zertifikatehandel unmittelbar dazu beigetragen hat, den CO2-Ausstoß deutlich zu reduzieren. Was aber noch passieren muss, ist, dass der Emissionshandel nicht nur auf einzelne, sondern auf alle relevanten Branchen und Wirtschaftsbereiche ausgedehnt wird.

Zu Ihrer Haltung zum Gesundheitswesen: Kein Land in der Europäischen Union gibt mehr Geld für das Gesundheitswesen mehr Geld pro Kopf aus als Deutschland. Kaum irgendwo gibt es mehr Intensivbetten pro Einwohner. Während der Pandemie ist es - Gott sei Dank - nicht zu einer auch nur teilweisen Überlastung des Gesundheitssystems in Deutschland gekommen. Von einer "Unterhöhlung" des Gesundheitssystems durch die Marktwirtschaft kann also beim besten Willen nicht die Rede sein.

Freundliche Grüße

Christian Lindner

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