Frage an Christa Naaß von Sebastian K. bezüglich Soziale Sicherung
Hallo Frau Naaß!
Wie sehen Sie das Problem Computerspiele/Killerspiele? Sind Sie für eine Änderung des Jugendschutzgesetzes oder wie möchten sie diesem Problem begegnen?
Mit freundlichen Grüßen
Sebastian Kaczor
Hallo Herr Kaczor,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Gewalt verherrlichende Computerspiele/Killerspiele.
Noch keine Generation hatte eine so rasante technische Entwicklung der Medien zu verarbeiten wie die derzeitige. Viele junge Menschen profitieren davon, doch es gibt auch eine bittere Kehrseite der Medaille: Brutalste Gewaltdarstellungen auf Handys und im Internet, Killerspiele und Horrorvideos auf DVD werden von immer mehr Jungs und Mädchen angeschaut und genutzt.
Politik muss darauf reagieren. Ein Verbot von Produktion und Vertrieb kann allerdings nur eine ergänzende Maßnahme sein, die bei weitem nicht alle Probleme löst. Ein Verbot ist schwierig zu kontrollieren und es kann nicht komplett ausgeschlossen werden, dass solche menschenverachtenden Spiele trotzdem auf den Markt kommen.
Bereits heute fallen Computerspiele, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, unter ein Herstellungs- und Verbreitungsgebot. Nach dem Amoklauf an einer Schule in Erfurt wurden die bereits bestehenden gesetzlichen Regelungen weiter verschärft. Ein wirksames Mittel ist die Verbesserung des gesetzlichen Vollzugs. Dazu gehören unter anderem eine deutlich erkennbare Alterskennzeichnung durch die USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) auf den Verpackungen, aber insbesondere in den Verkaufsräumen. Verkäufe von Computerspielen an Jugendliche entgegen der vorgegebenen Altersbeschränkung müssen stärker kontrolliert und in der Konsequenz effizienter bestraft werden. Das System des Medienschutzes wird im Auftrag des Bundes und der Länder evaluiert. Dann liegen Grundlagen für genaue Befunde zur Wirksamkeit und daraus resultierender Konsequenzen vor.
Es muss jedoch auch die Medienkompetenz der Jugendlichen und der Eltern gefördert werden. Hier ist die Medienpädagogik gefragt mit einem Konzept, das früh beginnt und sowohl die Eltern, Lehrer, Erziehungsberatungsstellen, Verbände und Vereine umfasst. Um Killerspiele wirksam zu bekämpfen, müssen sich sowohl Schulen als auch Eltern mit dem Umgang von Gewalt verherrlichenden Spielen auseinander setzen. Für Schulen bedeutet dies zum Beispiel auch, das Thema „kritischer und verantwortungsvoller Umgang mit den Medien“ in geeigneten Unterrichtsfächern zu thematisieren. Schulen brauchen jedoch dafür die entsprechende personelle und finanzielle Ausstattung. Auch die Eltern dürfen nicht alleine gelassen werden, wenn sie entdecken, dass ihre Kinder Killerspiele nutzen. Es müssen darüber hinaus auch Alternativen zur Mediennutzung in der Freizeit geboten werden. Das sind idealerweise Ganztagesangebote z.B. mit einem Schwerpunkt kulturelle Bildung. Der Freistaat Bayern muss die Landesaufgabe für Medienpädagogik ernst nehmen und endlich ausreichend finanzieren: Medienforschung, Medienverleih für Bildungsarbeit sowie Aus- und Fortbildung der medienpädagogisch Tätigen. Die SPD-Landtagsfraktion hat deshalb bereits im Jahr 2007 ein Antragspaket in den Landtag eingebracht mit dem Ziel medienpädagogischer Elternabende an öffentlichen Schulen: Dafür sollen Lehrkräfte, staatliche Schulberatungsstellen und medienpädagogische Fachinstitute zusammenarbeiten und regelmäßig an Schulen beraten. Sowohl Familien als auch Familien- und Schulberatungsstellen sollen in ihrer medienpädagogischen Kompetenz gestärkt werden. Bereits in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern soll die Medienpädagogik gestärkt werden. Wir forderten von der Staatsregierung ein Konzept zur systematischen und verpflichtenden Integration der Medienpädagogik. Außerdem forderten wir, dass ein Plan für die professionelle Fachberatung für die Jugendarbeit in den Regierungsbezirken erarbeitet wird.
Sie sehen, es gibt keine einfachen Lösungen bei Gewaltspielen. Killerspiele müssen umfassend bekämpft werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Christa Naaß