Frage an Christa Möller-Metzger von H. Werner B. bezüglich Umwelt
Guten Tag Frau Möller-Metzger,
im Zusammenhang mit dem E-Antrieb fällt mir auf, dass die Bevölkerung nicht ausreichend über die Probleme der Rohstoffbeschaffung für die Batterieherstellung sowie die spätere Entsorgung der Batterien aufgeklärt wird. Laufen wir hier nicht in das gleiche Problem wie bei den Atomkraftwerken = erstmal schnell bauen und später über das riesige Problem Abfall nachdenken?
Gerade von Ihrer Partei habe ich mir hierzu mehr Offenheit gewünscht. Die Entwicklung anderer möglichen Antriebe (z.B. Hybrid ) wird leider viel zu wenig gefördert und als Alternative zum E-Antrieb bekannt gemacht.
Vielen Dank für Ihre themenbezogene Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Horst Blunck
Sehr geehrter Herr. B.,
vielen Dank für Ihre Frage!
wir sind davon überzeugt, dass der Kfz-Verkehr in den nächsten zehn Jahren einen starken Beitrag zum Klimaschutz leisten muss. Der Verkehrssektor ist unser klimapolitisches Sorgenkind, da hier die Emissionen bisher auch noch immer weiter gestiegen sind.
Wenn wir jeden Verbrenner 1:1 durch ein Auto mit E-Antrieb ersetzen, haben wir so gut wie gar nichts erreicht. Hier kommt es ganz essentiell auf einen möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauch an. Vor allem die Herkunft des Stroms entscheidet darüber, wie gut ein Elektrofahrzeug in der Klimabilanz abschneidet. Der Betrieb von Elektrofahrzeugen ohne erneuerbaren Strom würde die Klimabilanz deutlich verschlechtern. Glücklicherweise werden in Deutschland immer mehr erneuerbare Energien zur Stromerzeugung genutzt.
Zu berücksichtigen ist in der Energiebilanz der gesamte Lebensweg eines Elektroautos. Neben dem Betrieb gehören dazu auch die Herstellung, Wartung, Entsorgung und das Recycling von Fahrzeug und Batterie sowie Verbrauch und Aufwände zur Bereitstellung von Strom und Kraftstoffen. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren wird deutlich, dass die Treibhausgasemissionen eines heutigen Elektrofahrzeugs der Kompaktklasse niedriger liegen als bei vergleichbaren Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Ein Elektrofahrzeug erzeugt gegenüber einem Benziner etwa 30 Prozent weniger Klimagase. Gegenüber einem vergleichbaren Diesel sind dies etwa 23 Prozent weniger. Daher fahren Elektroautos schon mit dem aktuellen deutschen Strommix deutlich klimafreundlicher als Verbrennerfahrzeuge.
Auch Elektroautos haben problematische Aspekte und viele Probleme des Verbrenners bleiben bestehen: Mikroplastik und Feinstaub durch Reifenabrieb, Flächenverbrauch für Parkplätze, Lärm (bei hohen Geschwindigkeiten), Verkehrssicherheit, Energieaufwand der Produktion etc. Deshalb muss der Autoverkehr zum Erreichen der Klimaneutralität einerseits abnehmen, andererseits der verbleibende Verkehr emissionsfrei werden.
Die Autos müssen in der Summe smarter, leiser, kleiner und leichter sowie klimaneutral und besser recycelbar sein. Dabei geht es uns auch darum, mit Hilfe von Digitalisierung, autonomem Fahren und der Stärkung neuer Mobilitätsdienstleistungen Autos effizienter zu nutzen und auf diese Weise mehr Mobilität bei weniger Verkehr zu erreichen.
E-Autos haben trotz mancher Fragestellungen bei der Rohstoffgewinnung und -beschaffung eine bessere Ökobilanz. Wenn auch die Akkuproduktion viel Energie verbraucht, fällt doch beim Betrieb die Klimabilanz der Stromer deutlich besser aus. Mit steigendem Ökostrom-Anteil wächst dieser Vorsprung zum Verbrenner weiter. Genauso wie in Verbrenner-Autos werden auch in E-Autos Rohstoffe eingesetzt, die unter problematischen Bedingungen abgebaut werden. Damit produzierende Unternehmen dem Schutz von Umwelt und Menschenrechten nachkommen, braucht es ein wirksames Lieferkettengesetz. Der Ressourceneinsatz für E-Autos wird zudem zunehmend besser: Forschung und Wissenschaft zeigen, wie Akkus künftig mit anderen Rohstoffen hergestellt werden. Schon heute sinkt der Anteil des bedenklichen Kobalts, manche Hersteller wollen bald ganz darauf verzichten. Recyclingverfahren funktionieren bereits gut, es braucht aber strengere Vorgaben, damit mehr Akkus recycelt werden.
Der Weg zur Klimaneutralität erfordert, unsere Mobilität im 21. Jahrhundert grundlegend neu zu denken. Teil dieses Umdenkens ist das Umstellen auf Elektromobilität. Neben einer Antriebswende brauchen wir aber auch eine weitaus größere Mobilitätswende. Der Fokus auf den Menschen und seine Bedürfnisse ist hier ausschlaggebend. Statt wie seit Jahrzehnten einen Verkehrsträger einseitig zu bevorzugen, wollen wir für eine faire Balance – mit einer starken Bahn, einem modernen ÖPNV und besten Bedingungen für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen sorgen. So schaffen wir Stadt- und Dorfräume mit mehr Lebensqualität, Mobilität ohne Klimazerstörung, Verkehr ohne Staus und Tote, und dafür mit mehr Freiheit, Teilhabe und Zeitwohlstand.
Mit freundlichen Grüßen, Christa Möller-Metzger