Sehr geehrte Frau Kopf, wie kann eine allgemeine Impfpflicht für Menschen die statistisch nur ein geringes Risiko aufweisen, ernsthaft an Corona zu erkranken oder zu versterben, verhältnismäßig sein?
Sehr geehrte Frau O.,
vielen Dank für Ihre Frage. Es geht bei der Einführung einer allgemeinen Impfpflicht nur mittelbar um junge, gesunde Menschen, die ein geringeres Risiko haben, mit einer Corona-Infektion ins Krankenhaus oder sogar auf eine Intensivstation zu müssen. Auch bei Personen jungen und mittleren Alters kann es im Übrigen zu schweren Verläufen und vor allem zu anhaltenden Folgen wie Long Covid kommen.
Es geht bei der Impfpflicht in erster Linie darum, eine ausreichend hohe Impfquote in der Bevölkerung zu erreichen, um in erster Linie die Menschen zu schützen, die sich nicht impfen lassen können oder die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Letztlich geht es darum, die Pandemie zurückzudrängen und im besten Fall zu beenden. Die Impfpflicht ist dafür das geeignete und mildere Mittel im Vergleich zu den schwerwiegenden Folgen weiterer Lockdowns. Sie trägt wesentlich zur Entlastung der Krankenhäuser bei, da bei ungeimpften Personen um ein Vielfach höhere Inzidenzen und schwerere Verläufe auftreten, zum Teil auch bei jungen Menschen. Eine Überlastung der Krankenhäuser gefährdet uns potenziell alle - auch die Jungen und Gesunden - etwa wenn man einen schweren Unfall erleidet und keine Behandlungskapazitäten zur Verfügung stehen.
Um endlich zu einem normalen gesellschaftlichen Leben zurückkehren zu können, braucht es angesichts der neuen Virusvarianten eine Impfquote von 90 Prozent. Davon sind wir weit entfernt. Umso dankbarer bin ich, dass jetzt viele Menschen, die zunächst skeptisch waren, die Notwendigkeit der Impfung als Ausdruck allgemeiner Solidarität in unserer Gesellschaft erkennen und sich freiwillig impfen lassen.
Mit freundlichen Grüßen,
Chantal Kopf