Frage an Cem Özdemir von Dennis L. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Özdemir,
die Region Stuttgart ist massiv von der Wirtschaftskrise betroffen. Was können Sie im Falle eines Wahlsieges für Ihren Wahlkreis Stuttgart tun?
Mit freundlichen Grüßen
Dennis Laur
Sehr geehrter Herr Laur,
die Region Stuttgart könnte geradezu ein Paradebeispiel für die grüne Marktwirtschaft bzw. deren ökologische Ausrichtung werden.
Beispiel Autobau: Wie Sie wissen, ist die Automobilindustrie der wichtigste Arbeitgeber bei uns in Stuttgart. Hier sind sowohl große Autobauer als auch große Zulieferer ansässig. Über lange Jahre hat die Automobilindustrie für viele Menschen gut bezahlte Jobs gesichert. Jetzt steckt sie aber in einer schweren Krise. Daimler hat im vergangenen Quartal einen Milliardenverlust erlitten, auch Porsche hat nun Kurzarbeit beantragt.
Beim Auto stecken wir in einer Strukturkrise. Angesichts des teurer werdenden Öls und der Klimakrise können wir die Arbeitsplätze bei uns nur sichern, wenn die Autos, die wir in Stuttgart für den Weltmarkt bauen, sparsam sind und auf neue Antriebstechnologien setzen. Nur durch eine schnelle Umstellung auf verbrauchsarme Fahrzeuge, auf Elektroautos und Hybridfahrzeuge behalten Automobil- und Zulieferindustrie ihre starke Position und unsere Region ihre Wirtschaftskraft. Grüne Automobile der Zukunft " Made in Stuttgart" - so lassen sich nach meiner Überzeugung nicht nur die bisherigen Arbeitsplätze erhalten, sondern es würden viele neue geschaffen. Deshalb setze ich mich für die richtigen politischen Rahmenbedingungen ein: Die Förderung des Elektroautos, weil wir hier in der Entwicklung hinten dran sind; eine an der Ökologie ausgerichtete Stimme in Deutschland, wenn es in Brüssel darum geht, die CO2-Grenzen für Autos endgültig festzulegen; ein allgemeines Tempolimit, damit unsere Autobauer schnell begreifen, dass sie nicht immer noch größere Motoren in die Autos einbauen sollten.
Beispiel Energiewirtschaft: Obwohl die Landesregierung den Ausbau der Windenergie behindert, hat Baden-Württemberg die Nase voll im Wind. Im Großraum Stuttgart gibt es bereits einige sehr erfolgreiche Produktionen und Zulieferer. Auch im Solarbereich steckt jede Menge drin - gerade für das Handwerk und den Mittelstand. Höchste Zeit, dem Trend zu folgen und Klimaschutz und wirtschaftlichen Erfolg miteinander zu verbinden.
Beispiel Bildungssystem: Die Umsetzung der grünen Bildungskonzepte würde auf Anhieb viele weitere Stellen schaffen. Ob in der Kinderbetreuung, bei den Schulen oder sonstigen Bildungseinrichtungen: Wir brauchen viele neue Fachkräfte, um unseren Kindern und Enkeln eine gute Schulkarriere und damit einen guten Start ins (Berufs-) Leben zu bieten. Die OECD hat erst gestern kritisiert, dass unser Land im Vergleich zu anderen viel zu wenig in Bildung investiert. Wenn man dann auch noch 5 Mrd. Euro in den Sand setzt, um 5 Minuten Fahrzeit zu sparen (Stichwort: Stuttgart 21), dann fehlen diese Mittel an anderer wichtiger Stelle - etwa Bildung. Deshalb sagen wir: Stuttgart 21 müssen wir uns sparen, das Geld können wir sinnvoller einsetzen.
Für eine breitere Wirtschaftsstruktur bei uns ist es das eine, neue Branchen nach Stuttgart zu locken. Wichtig ist aber auch, dass die Stuttgarterinnen und Stuttgarter Freiraum haben, um kreativ neue Branchen in Stuttgart zu schaffen. Beides ist vor allem eine Sache der Kommunalpolitik. Die Grünen in Stuttgart werden hier in den nächsten Jahren sicher einiges bewegen können.
Mit freundlichen Grüßen
Cem Özdemir
www.cem-stuttgart.de