Frage an Carsten Meyer von Stefanie D. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Meyer,
was werden Sie bei einem erfolgreichen Einzug in den Landtag tun, um in Sachen Generationengerechtigkeit ein Stück weit mehr voranzukommen? Welche Lösungsansätze sehen Sie, um dem Problem des demografischen Wandels in Thüringen wirksam zu begegnen?
Mit freundlichen Grüßen
Stefanie Dolling
Beide Fragen benötigen eigentlich viele Seiten Antworten. Hier in aller Kürze:
1. Generationengerecht meint ja nicht, dass alle Altersklassen gleich viel oder wenig an staatlichen Leistungen oder von den Sozialversicherungen erhalten. Das Solidarmodell z.B. bei der klassischen Rente ist nach wie vor sinnvoll. Aber es muss vermieden werden, dass z.B. die heutigen Erwerbsstätigen betont niedrige Beiträge z.B. zur Krankenversicherung zahlen, dafür bei den Leistungen der heutigen Rentnergeneration aber unzulässig gespart wird. Diese Beitragsgerechtigkeit ist aber nur ein Aspekt der Gerechtigkeit zwischen Generationen. Noch gravierender ist die gern verdrängte Tatsache, dass wir gerade die Rohstoffe gebrauchen und vernutzen, die unseren Kindern und Enkeln fehlen werden. Unser Konsum von endlichen Gütern wie Öl oder Gas muss genauso eingeschränkt werden, wie unsere Übernutzung z.B. der weltweiten Fischbestände oder die Abholzung des Regenwaldes. Hierauf haben wir als Bündnis90/Grüne seit Jahren Lösungen gesucht und gefunden.
2. Thüringen wird in Zukunft mehr ältere und weniger junge Einwohner haben. Hier liegen wir im Trend in Ostdeutschland, in Deutschland und in Europa. Dieser Tatsache kann nicht mehr begegnet werden, da solche Prozesse mehrere Jahrzehnte Vorlauf haben. Aber wir müssen diesen Prozess begleiten. Unsere Gesellschaft muss wieder lernen, mit einem Weniger an Einwohnern, Konsumenten oder auch Schulkindern in vielen Regionen des Freistaates um zu gehen. Der Staat ist dabei gefordert, auch in schrumpfenden Städten und in Dörfern, die fast nur noch ältere Einwohner haben, ein angemessenes Angebot an Versorgung und Verwaltung zu garantieren. Hier haben Bündnis90/Grüne mit ihrem Eintreten für regionale Produktion von Erzeugnissen, für einen verlässlichen Nahverkehr und für dezentrale Abwasserklärung und Energieerzeugung schon viel Überzeugungsarbeit geleistet. Und wir betrachten z.B. bürschaftliches Engagement nicht als Lückenfüller für wegfallende staatliche Leistungen, sondern als einen basisdemokratischen Ansatz, mit dem viele soziale und sonstige öffentliche Leistungen auch in kleinen Gemeinden erhalten bleiben können. Der Freistaat muss hierfür aber Grundlagen schaffen, auch finanziell. Allgemein benötigen wir im demografischen Wandel eher mehr Ausgaben für Qualifikation, Beratung und direkte Unterstützung für die BürgerInnen als für noch mehr Straßen, Gewerbegebiete oder Einkaufszentren.
Carsten Meyer