Frage an Carsten Labudda von Günter S. bezüglich Gesundheit
Guten Tag, Herr Labudda,
der sächsische Landesverband Ihrer Partei plädiert jetzt öffentlich für die Freigabe von Drogen. Auch Sie setzen sich dafür ein und wollen statt dessen besser über die Folgen von Drogenkonsum aufklären.
1. Wie genau stellen Sie sich solche Aufklärung vor und wie wollen Sie entsprechende Maßnahmen finanzieren?
2. Obwohl m. E. massiv über die Folgen von Alkohol- und Nikotinkonsum aufgeklärt wird - insbesondere an den Schulen - beginnen Kinder und Jugendliche immer häufiger und in immer jüngerem Alter mit dem "Genuss" dieser legalen Drogen. Glauben Sie im Ernst, nach Freigabe bislang illegaler Drogen wäre durch Aufklärung deren Konsum einschränkbar? Ich befürchte das Gegenteil, weil dann junge Menschen nicht nur meinen, probieren zu müssen, wie Zigaretten und Alkohol schmecken, sondern auch zu anderem greifen. Eine Partei, die so etwas will, halte ich nicht für wählbar.
MfG
G. Strobel
Guten Tag, Herr Strobel,
Ich kann ihre Sorgen bezüglich illegaler Drogen sehr gut verstehen. Als ehemaliger Drogenabhängiger habe ich die Ängste meiner Eltern und Freunde miterlebt. Und leider habe ich diese Ängste erst hinterher, als ich diese Probleme hinter mir gelassen habe, verstehen gelernt. Nun werden sie sich sicherlich erst Recht fragen: Wie kann gerade so jemand wie ich dann ein Ende der heutigen Verbotspolitik fordern? Das wird ihnen bestimmt widersinnig erscheinen. Ich will es erklären:
Sie schreiben, dass eine Ende der Verbotspolitik junge Menschen dazu bringen würde, außer Tabak und Alkohol auch andere Drogen auszuprobieren und so die Probleme verschlimmern. Lieber Herr Strobel, mit dieser Aussage tun sie aber so, als würden die jungen Leute heute keine verbotenen Drogen nehmen. Das tun sie aber. Und zwar massenhaft. Schauen sie doch nur mal in den jährlichen Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung. Erst im letzten Jahr hat die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht eine große Untersuchung unter Jugendlichen in ganz Europa gemacht. Das Ergebnis ist ernüchternd: In jedem Land der EU sind Drogen sehr leicht zu beschaffen, und die jungen Menschen probieren diese Drogen auch aus. Die zwei wichtigsten Gründe für junge Menschen, verbotene Drogen zu nehmen lauten 1. Neugier und 2. der Reiz des Verbotenen.
Lieber Herr Strobel, wenn das Drogenverbot auch nur ansatzweise funktionieren würde, dann könnten sie Argumente dafür finden. Aber das Drogenverbot funktioniert nicht. Auch, wenn viele Menschen rufen, dass ein Ende des Drogenverbotes zu einer "Epedemie" führen würde, so wird das nicht richtig. In den Niederlanden hatte man in den 70er Jahren auch diese Befürchtung, als die Coffee-Shops eingerichtet wurden. Heute kiffen die Holländer weniger als die Deutschen!
Ich behaupte auf keinen Fall, dass ich mit meinen Ansätzen die Drogenprobleme lösen kann. Jeder, der so etwas behauptet, ist entweder naiv oder lügt. Ich behaupte aber, dass meine Ansätze die Drogenprobleme mildern können. Dazu möchte ich sie bitten, die Menschen mal in drei Gruppen einzuteilen:
a) Die erste Gruppe umfasst die Menschen, die eine Droge konsumieren und damit Probleme haben. Für diese Menschen wird sich durch ein Ende des Verbotes nichts wirklich ändern. Diese Menschen sind krank und brauchen Hilfe. Ich hoffe aber, dass unter staatlich regulierten Bedingungen diese Menschen leichter für Hilfe zu gewinnen sind, denn heute trauen sich viele eben nicht, Hilfe aufzusuchen, weil sie weitergehende Schwierigkeiten befürchten müssen.
b) Die zweite Gruppe umfasst die Menschen, die eine Droge konsumieren und damit keine Probleme haben. Das ist für jede Droge die Mehrzahl der Konsumenten. Dass sich für diese Gruppen von Menschen vieles verbessert, liegt auf der Hand, denn der Verfolgungsstress ist weg und die Genussmittel ihrer Wahl sind in kontrollierter Qualität zu erhalten.
c) Die dritte Gruppe umfasst die Menschen, die die fragliche Droge nicht konsumeren. Auch für diese Gruppe wird es besser. Denn jedes Jahr werden Milliarden Euro für den Krieg gegen Drogen ausgegeben. Der Staat kann aber für einen weitaus kleineren Teil des Geldes den Jugendschutz sinnvoll verbessern (z.B. durch einen streng kontrollierten Fachhandel [auch für Alkohol!] und das Verbot von Werbung), die Ausgaben für Prävention vervielfachen, Beratungs- und Therapieangebote verbessern. Und obendrein kann er einen gut Teil der heute mit Drogen befassten Polizisten für Streifendienste oder Verbrechensbekämpfung einsetzen. Dann kann sich auch jeder in diesem Land sicherer fühlen.
Wie gesagt, Herr Strobel, ich kann mit einem Ende der Verbotspolitik die Drogenprobleme nicht lösen. Das behaupte ich auch nicht. Aber heute entzieht sich der Bereich illegaler Drogen vollständig der staatlichen Kontrolle (Das liegt in der Natur des Verbotes). Ich gehe aber davon aus, dass mit der Einführung staatlicher Regulationsmechanismen das Drogenproblem wenigstens gemildert werden kann. Und ich denke, darin sähen wir alle einen Fortschritt.
Liebe Grüße,
Ihr Carsten Labudda