Frage an Carola Veit von Monika A. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Frau Veit,
im „Hanse-Journal“ las ich einen Bericht über eine Podiumsdiskussion, an der Sie zusammen mit anderen Parteien- Vertreterinnen teilgenommen haben.
Da wird von Ihnen im Zusammenhang mit der Qualifikation der in den Kitas tätigen ErzieherInnen der Begriff „Teilakademisierung der Erzieherinnenausbildung“ benutzt, ein Begriff, der mir so unbekannt ist.
Da ich berufliche mit den Kitas zu tun habe möchte ich von Ihnen gerne wissen, was Sie darunter verstehe und ob es darüber eine allgemein gültige Sprachregelung gibt.
Vielen dank im Voraus und viele Grüße nach Berlin
Sehr geehrte Frau Abraham,
unser Ziel ist eine Ergänzung (nicht Ersetzung) des vorhandenen Kompetenzprofils in den Kindertagesstätten durch Menschen mit akademischer Ausbildung, deswegen sprechen wir auch von einer Teilakademisierung. Wir brauchen die wertvollen Stärken von Erzieherinnen, die bereits jetzt in den Kitas bemerkenswertes leisten und sich auch weiterentwickeln, die in der Regel einen ganzheitlichen Blick auf die Kinder haben, und auch einen guten Zugang zu den Eltern. Es gibt aber, gerade im Zusammenhang mit den Bildungsaufgaben der Kitas, auch Anforderungen, die vor dem Hintergrund einer akademischen Ausbildung noch besser erfüllt werden können. Da geht es zum Beispiel um die Anwendung anspruchsvollerer Methoden und Instrumente, etwa für Evaluation und Dokumentation. Es geht bei der Förderung der Kinder um einen systematischeren Ablauf von Beobachtung, Deutung, Analyse und Didaktik. Darum möchten wir gern die Teams in den Kindergärten um akademische Kräfte erweitern, und zwar nicht nur auf der Leitungsebene, sondern auch in der Arbeit am Kind.
Wichtig ist uns dies letztlich auch, weil es erforderlich ist, dass Kita und Schule noch mehr und besser zusammenarbeiten und das geht am besten auf Augenhöhe.
Ich jedenfalls habe nie begriffen, weshalb man, sobald ein Kind 6 Jahren alt ist, A 12/A13 bezahlte und studierte Lehrerinnen und Lehrer braucht, davor aber "nur" Erzieherinnen und Sozialpädagogische Assistenten.
Im Ergebnis bedeutet dies natürlich auch, dass für Erzieherinnen und Erzieher, die eine aufwendige Weiterqualifizierung auf sich nehmen, am Ende eine angemessene Bezahlung stehen muss. Wir erhoffen uns dadurch auch eine Aufwertung des gesamten Bereichs "Frühpädagogik". Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt ist, dass die Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg mit diesem Semester einen neuen Bachelor-Studiengang (7 Semester) "Bildung und Erziehung in der Kindheit" gestartet hat. Die Studierenden dort sind in der Regel bereits berufserfahrene Erzieherinnen und Erzieher, die praxisorientiert studieren möchten. Zukünftige Arbeitfelder für die Absolventinnen und Absolventen sind nicht nur Kindertagesstätten, sondern auch Familienzentren, Familienbildungsstätten, Elternschulen, Qualitätsentwicklung, Forschung und Evaluation sowie Fachberatungen (z.B. bei Verbänden und Trägern), Frühförderprogramme, Bildungsgärten u.a. Wir finden, dies ist der richtige Weg. Klar ist aber auch, dass dies ein langfristiger Prozess sein wird. Bei den derzeitigen Ausbildungskapazitäten werden wird es sicher zehn bis fünfzehn Jahre brauchen, bis vielleicht 10% der Kita-Erziehungskräfte in Hamburg entsprechend qualifiziert sind.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage beantworten,
Ihre Carola Veit