Frage an Carola Näth von Hajo S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Näth,
was wollen Sie für die Verbesserung der Erzieher/innenausbildung und die Stärkung des Elementarbereichs insgesamt tun, wenn Sie in der Bürgerschaft sind?
Sehr geehrter Herr Sygusch,
ich befasse mich, seit Jahren, sowohl in der Praxis, als auch in verschiedenen Arbeitsgruppen mit dieser Thematik. Ebenso habe ich den jetzigen Stand der geplanten Neuordnung der Erzieher/-innenausbildung im Land Bremen beobachtet, verfolgt und Kritikpunkte benannt. Für mich stellt sich dabei die Frage, ob eine Verlängerung einer Ausbildung gleichzeitig eine verbesserte Qualität bietet?
Folgende Punkte sehe ich als Verbesserungswürdig:
1. Eine verbesserte und verbindlichere Zusammenarbeit zwischen Schule und Praxis.
2. Verschiedene Bildungsorte mit dem Ziel der unterschiedlichen Abschlüsse der Erzieher/innenausbildung: Hochschule - Bachelor, Fachschule - staatl. Anerkennung etc..
3. 1,4 Erzieher/innen auf 20 Kinder ist zu wenig und kann dem Bildungsanspruch nicht gerecht werden.
4. Wenig Wertschätzung des Erzieher/innenberufs.
Mir geht es, in erster Linie, um das Ausbildungsniveau. Auf der einen Seite die Fachschulen, auf der anderen die Hochschulen. Zunächst würde ich prüfen, wo in der jetzigen Ausbildung es Defizite in der Wissensvermittlung gibt. Meines Erachtens fängt es mit dem Vorpraktikum an. Dieses hat überwiegend Praxisanteile. Der Austausch zwischen Schule und Praxis ist an dieser Stelle eher gering. Jeder erfüllt unabhängig vom anderen zunächst seinen Part. Es fehlt an abgesicherten Lernzielen. Dieses stellt sich ebenfalls in den unterschiedlichen Praktikumszeiten, im Rahmen der fachschulischen Ausbildung, dar. Dennoch halte ich Praktika für wichtig und sinnvoll. Vorstellbar wäre eine fifty fifty Aufteilung, damit verbunden bessere Verzahnung von Schule und Praxis. Sowohl Lehrkörpern, als auch Erzieher/innen müssen Zeiten für eine verbindlichere Zusammenarbeit erhalten. Wichtig wäre ein Rahmenkonzept, welches verbindliche Strukturen zwischen den Lernorten Praxis und Theorie festlegt.
Im Rahmen der Hochschulausbildung sind nur geringe Praxisanteile vorgesehen, die nicht wirklich einen kontinuierlichen Blick in das Alltagsleben einer Kindertagesstätte vermittelt. Auch hier fehlt es an einer kooperativen Zusammenarbeit zwischen Praxis und Theorie. Hinzu kommt die Unterschiedlichkeit der Abschlüsse: Bachelor und staatl. anerkannte/r Erzieher/in. Vorstellbar ist beide vorhandenen Modelle zu nutzen, sich anzusehen, beispielsweise, was der Fachschule fehlt, um am Ende den Auszubildenden einen Bachelor zu ermöglichen. Älteren Mitarbeiter/innen könnten Module zur Weiterbildung angeboten werden, dieses würde, unter Umständen, eine Weiterentwicklung zur möglichen Eröffnung einer beruflichen Perspektive im Alter bedeuten. Ein längerfristiges Ziel wäre, dass am Schluss alle Bachelorniveau hätten. Dazu müsste aber auch genauer definiert werden, wo sich derzeitig die Bachelorabsolvent/en/innen wieder finden? Derzeitig mangelt es an einer genaueren Beschreibung der Einsatzorte von Bachelorabsolvent/en/innen mit einhergehender Eingruppierung. Dieses würde zukünftig zu einer anderen Wertschätzung des Berufsstandes führen.
Hier eine Kurzfassung:
- Duale Ausbildung bis hin zur Hochschulausbildung. Den Zwischenraum beider Modelle nutzen und mit adäquaten Inhalten füllen.
- Verbesserte Aus- und Weiterbildung für Anleiter/innen.
- Rahmenkonzept mit verbindlichen Strukturen zur verbesserten Zusammenarbeit der Lernorte, sowie Entwicklung gemeinsamer abgestimmter Lernziele.
- Schaffung zeitlicher Ressourcen zur verbesserten Zusammenarbeit.
- Beibehaltung des Anerkennungsjahres als Möglichkeit der längeren Praxiserfahrung. Allerdings in Kooperation und Zusammenarbeit mit Theorie bzw. gemeinsamen Absprachen und verbindlicherer Begleitung der Behörde für Aus- und Fortbildung.
- In jeder Gruppe sollten zwei Erzieher/innen sein, um der Qualitätsbestimmung gerecht zu werden und Ressourcen am Kind sein zu können zu haben.
Sicher ist all dieses auch eine Frage der Finanzierbarkeit. Soll aber der Elementarbereich ein Bildungsort sein, qualitativ gute Arbeit leisten und die Kinder in ihrer Individualität und ihrem Entwicklungsstand gefördert werden sind Investitionen nicht zu vermeiden. Qualität und Bildung kann es nicht zum Nulltarif geben. Wir sollten das Vorhandene nutzen, prüfen was wir bereits haben, wie dieses genutzt wird, was es unter dem Strich bringt und was tatsächlich noch gebraucht wird. Dann müssen Prioritäten gesetzt werden, wo wir finanzielle Mittel einsetzen, auch im Hinblick auf die steigende Kinderarmut im Land Brermen, die Bildungschancen und der Teilhabe am gesellschaftl. Leben von Kindern. Hier kommen der Kindertagesstätten und Grundschulen eine hohe Bedeutung zu.
Dies soll es zunächst sein. Berücksichtigt habe ich hierbei noch nicht den Gedanken der Inclusion, damit verbundene Möglichkeiten, Umsetzung und Grenzen. Aus meiner Sicht sind im Elementarbereich noch eine Fülle an Aufgaben abzuarbeiten. Zum Teil sind wir bereits auf einem guten Weg: Es gibt den Bremer Rahmenplan, die Lern- und Entwicklungsdokumentation und Bremerhaven hat für die städt. Kindertagesstätten ein Qualitätsmanagementsystem entwickelt. Letzteres befindet sich in der Erprobungsphase, in der zeitliche Abläufe erfasst werden. Auch an diesem Entwicklungsschritt habe ich mich aktiv beteiligt, sowie an der Neuberechnung und Überprüfung von Erzieher/innenstunden 2007,der Beteiligung an Kolloquien und einer Arbeitsgruppe Fachschule Praxis. Wie eingangs berichtet beschäftige ich mich schon lange mit der Thematik und gebe mich an entsprechenden Stellen aktiv ein.
Rein praktisch möchte ich mich auch in der Bürgerschaft mit meinem Fachwissen und meinen Erfahrungen aktiv einsetzen, Lernorte begleiten und Kontakte zu den Lernorten halten, um mich von der Machbarkeit zu überzeugen und den Prozess zu ünterstützen.