Frage an Carl Eisenbrandt von Dalia E. bezüglich Verkehr
Welche konkreten infrastrukturellen Maßnahmen werden Sie zur besseren smarten Anbindung der jeweiligen ländlichen Räume an die Ballungsstädte, insbesondere EF, WE, J und GTH umsetzen?
1. für Pendler via PkW?
2. für Rufbusse oder Bürgertaxis?
3. für Bahnpendler?
4. für Busanbindungen?
Wie werden die genannten 4 Bereiche durch digitale Angebote untersetzt?
Welche konkreten P+R Verbesserungen stehen zu erwarten?
Vielen Dank für Ihre Frage.
Dies ist die erste Frage die ich im Rahmen von abgeordnetenwatch beantworte, daher gestatten Sie mir zunächst ein paar allgemeine Gedanken. Als Sozialpädagoge und Mitglied des kommunalen Jugendhilfeausschuss liegt mein Hauptkompetenz Bereich in der Sozialpolitik. Als Fahrradfahrer und m.E. naturbewusster Mensch sind Verkehr und Naturschutz natürlich auch Herzensthemen, aber nur bedingt Schwerpunktthemen. Bei folgenden Dingen, würde ich mir daher entsprechende Unterstützung bei entsprechenden Expert*innen holen.
Doch nun zu Ihren Fragen.
1.-4.
A. Ein nachhaltiges Verkehrskonzept muss per se erst einmal gemeinsam betrachtet werden und auch alle Verkehrsteilnehmer*innen gleich wertschätzen. Maßnahmen für einzelne Gruppen müssen auch immer in Bezug auf die Auswirkungen auf andere gedacht werden.
B. Wenn Sie von "smart" reden, dann denke ich an Digitalisierung, ein Verkehrskonzept nach meiner Vorstellung wäre somit in erster Linie ein hoch vernetztes. Ein Beispiel hierfür, ich war vor kurzem bei einer Großveranstaltung in einer Großstadt und habe mich am Ende durch einen Onlineliverouten Planer aus der Stadt führen lassen, dieser hat die Autofahrer über sehr verschiedene Routen, obwohl sie in die selbe Richtung wollten, aus der Stadt geführt. Die Routenführung war unter normalen Umständen nicht die Schnellste, wären aber alle die selbe Route Richtung Autobahn gefahren, wäre die Fahrtzeit durch Stau signifikant angewachsen. Hier sehe ich sehr große Chancen für ein smartes Verkehrskonzept. Bei einer solchen Vernetzung müssen die Daten der Personen aber auch immer geschützt werden.
C. In Ihrer Aufzählung fehlen mir leider die Radfahrer*innen. Ich würde gerne versuchen die Reisekostenpauschale für Radfahrer*innen zu erhöhen um so ein positives Anreizsystem zu schaffen mehr Fahrrad statt PKW zu fahren.
1.
Momentan sehe ich dass PKW die aktuell beste Anbindung vom ländlichen Raum an die Großstädte haben. Da ich den Individualverkehr in seiner jetzigen Form kritisch sehe, hat eine Verbesserung der Situation für PKW daher eine eher untergeordnete Rolle. Es geht hierbei in aller erster Linie nicht darum jemand sein Auto zu verbieten. Besonders im ländlichen Raum ist es bei der aktuellen Anbindung mit dem ÖPNV fast unmöglich auf das Auto zu verzichten. Aber gerade dieser IST Stand muss verändert werden. Sehr gerne hätte ich ein Anreizsystem die PKWs zu verringern, zum Beispiel über Mitfahrgelegenheiten bzw. Fahrgemeinschaften. Um wirklich smart und somit niedrigschwellige Mitfahrkonzepte zu initiieren, bedarf es aber zunächst eines Internetausbau. Für einen konkreten Vorschlag fehlt mir hier allerdings die fachliche Expertise.
2.
Wir fordern eine Mobilitätsgarantie für jeden Ort. Hier sind Rufbusse ein sehr wichtiger Baustein um auch Sonntags oder zu Randzeiten in jedem Dorf angebunden zu sein. In Bürgertaxis sehe ich persönlich einen sehr großen Mehrwert, jedes Projekt dass aus der Dorfgemeinschaft selbst hervorkommt und die Bürger*innen in Interaktion bringt, hat auch einen unglaublich großen sozialen Nutzen und sorgt für mehr Zusammenhalt. Solche Projekte müssen unbedingt gefördert werden, persönlich könnte ich mir vorstellen hierzu ein Förderprogramm aufzusetzen. Gerne in Verbindung mit E-Autos, so dass Kommunen zu einem sehr niedrigen Preis eine Ladesäule und ein E-Auto erwerben können. Ich hoffe mir damit dann auch eine höhere Akzeptanz für Elektroautos. In wie fern dies konkret umgesetzt wird muss erörtert werden.
3.
Mit dem Azubi-Ticket haben wir bereits viel erreicht, ein 2€ Ticket für alle ist hier der nächste Schritt um Bahn fahren attraktiver zu machen. Gleichzeitig wollen wir prüfen in wie fern die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken zu einer Entlastung der Verkehrssituation und einem Qualitätsgewinn für die Menschen beitragen kann. Der Einfluss des Landes auf die Bahn ist aber an vielen Stellen aber auch sehr begrenzt, so kämpfen wir beispielsweise seit langem für die Elektrifizierung der Strecke Weimar-Gera. Hier müssen wir unseren Druck erhöhen um möglichst alle Strecken zu elektrifizieren. Dort wo dies nicht möglich oder wirtschaftlich ist, müssen wir alternative Konzepte wie der Wasserstoff Zug in Südthüringen erproben.
4.
Aus meiner Sicht braucht Thüringen einen einheitlichen Verkehrsverbund, oder zumindest müssen alle an einem Tisch sitzen und in eine Richtung schauen. Die Übergänge zwischen Stadt- und Landbussen ist an vielen Stellen mangelhaft, hier braucht es eine engere Verzahnung und an vielen Stellen auch eine Erhöhung der Bustaktraten. Wer den Bustakt senkt, weil weniger Menschen Bus fahren, sorgt dafür dass perspektivisch weniger Menschen Bus fahren, dann senkt man weiter den Takt und so weiter und so weiter. Natürlich kann nicht in jedem Dorf 5 mal am Tag der Bus fahren, wenn dort nur 3 Menschen Bus fahren, hier müssen wir Konzepte unter 2. stärken.
Die Digitalisierung kann an vielen Stellen unterstützend wirken, Bedarfe können digital wesentlich schneller erfasst werden und darauf reagiert werden. Allerdings dürfen wir auch nicht die Menschen vergessen, die nicht "digitalisiert" sind und dies auch nicht wollen, dies müssen wir respektieren und besonders ältere Menschen nicht überfordern.
Bzgl. P+R kann ich an dieser Stelle keine Angaben machen, da mir hier
die Problemlage auch nicht bewusst ist. Ich bitte dies zu entschuldigen
und sich an die Expert*innen meiner Partei zu diesem Thema zu wenden.
Mit besten Grüßen
Carl E.enbrandt