Frage an Brigitte Lösch von Günter R. bezüglich Familie
Warum wird der eindeutigen Aussage der Fachleute (Kinder- und Jugendpsychologen), daß Kinder zwischen 0 u. 3 Jahren als Wichtigstes eine intakte Mutter-Kind-Beziehung zu Hause brauchen, nicht Rechnung getragen und das Betreuungsgeld von Ihnen und Ihrer Partei abgelehnt?
Es ist Tatsache - und leider haben wir in unserer Verwandschaft bzw. näheren Bekanntschaft drei Personen, die vor dem 3. Lebensjahr in eine Kita bzw. Kindergarten gegeben wurden , weil die Mutter arbeiten wollte, - daß solche Kinder zu labilen Persönlichkeiten werden. Mutterbindung ist in diesem Alter wichtiger als mögliche Bildung. Eine fehlende Beziehung in diesem Alter kann nie wieder gut gemacht werden. Die Kosten für die Gesellschaft, die später für Hilfsmaßnahmen für solche Personen aufgewendet werden müssen, sind um ein Vielfaches höher als das Betreuungsgeld und der Schaden für die Familie als gesunde Zelle der Gesellschaft, läßt sich gar nicht in Euro ausdrücken.
Sehr geehrter Herr Rathke,
vielen Dank für Ihre Frage, warum ich und meine Partei das von Teilen der schwarz-gelben Koalition befürwortete Betreuungsgeld ablehnen.
Zunächst einmal die politische Faktenlage, so wie meine Partei und ich sie einschätzen:
Das geplante Ziel des Kindertagesstättenausbaus für Kinder unter 3 Jahren bis 2013 wurde wegen der halbherzigen und falschen Politik der schwarz-gelben Regierung und Familienministerin Kristina Schröder nicht erfüllt. Für den Ausbau auf 750.000 Plätze versprach der Bund den Ländern insgesamt vier Milliarden Euro. Beide Seiten legten sich auf eine Betreuungsquote von 35 Prozent fest, was mit der Festschreibung eines Rechtsanspruches für ein bis dreijährige Kinder ab dem 1. August 2013 gekoppelt wurde. Das Ziel des Ausbaus wurde maßlos verfehlt!
Jetzt soll den Eltern, die ihr Kind wegen den fehlenden KiTa-Plätzen nicht in eine staatlich geförderte Betreuung geben können, ein monatlicher Betrag von 150 € ausgezahlt werden. Die von Ihnen genannten Aussagen von Fachleuten, dass Kinder zwischen 0 und 3 Jahren vor allem eine intakte Mutter-Kind-Beziehung zu Hause brauchen, ist mir nicht bekannt. Die (zeitweise) Betreuung in pädagogischen Einrichtungen wiederspricht dem auch nicht, dass Kinder trotzdem eine „intakte“ Beziehung zu beiden Elternteilen aufbauen können.
Wichtig ist, dass Menschen überhaupt lernen soziale Bindungen zu entwickeln und dabei spielt es keine Rolle, ob dies in der Familie oder in der KiTa durch eineN ErzieherIn ermöglicht wird.
Ich möchte daran erinnern, dass „früher“ Kinder auch nicht maßgeblich in Bindung an ihre Mutter aufgewachsen sind sondern oft wechselweise betreut von Verwandten und der Großfamilie in der Dorfgemeinschaft.
Sie schreiben davon, dass „Mutterbindung in diesem Alter wichtiger“ sei, als Bildung. Das „Bilden“ der Kinder spielt in den Einrichtungen auch nicht die vorrangige Rolle, vielmehr geht es darum, den Familien, die Wahlfreiheit zu geben, sich für eine Betreuung in einer Kindertagesstätte zu entscheiden, wenn die Mutter und der Vater arbeiten möchten oder dies aus ökonomischen Gründen auch müssen.
Das Betreuungeld kommt unserem Staat teuer zu stehen und ist meiner Meinung nach völlig falsch investiertes Geld.
Jeder Euro wird benötigt, um ein flächendeckendes und qualitativ hochwertiges Betreuungsnetz für Kleinkinder auf die Beine zu schaffen und um damit endlich echte Wahlfreiheit für Familien zu ermöglichen. Besonders Kindern aus sozial benachteiligten Familien muss der Zugang zu öffentlichen Betreuungsstätten einfach möglich sein – das verbessert ihre Teilhabechancen an der Gesellschaft ganz erheblich.
Die Kosten, die für die Gesellschaft entstehen würden, wenn wir bei der Betreuung für Kleinkinder jetzt sparen (Transferzahlungen für Frauen in Armut, schlecht ausgebildete Menschen auf dem Arbeitsmarkt), die können wir uns wirklich sparen.
Mit freundlichen Grüßen,
Brigitte Lösch