Frage an Bernd Luplow von Erich S. bezüglich Umwelt
Als Wehrpflichtiger habe ich an Munitionstests der Bundeswehr teilgenommen. Dabei wurde Munition für Leopardpanzer getestet.
Untersuchungen der Universität Frankfurt haben ergeben, daß es sich um Uranmunition gehandelt hat.
Diese Untersuchungen wurden durch Tests des Landeskriminalamts Stuttgart, sowie eines privaten Labors bestätigt.
Bei den Tests wurden zwischen 2 und 3 Tonnen radioaktiven Materials mitten in Deutschland verschossen. Die Munition wurde aus dem Abfall von Kernkraftwerken hergestellt und enthält sowohl Uran als auch Plutonium.
Wie beurteilen Sie diese Tests und die radioaktive Belastung des Landes, sowie der beteiligten Wehrpflichtigen?
Sehr geehrter Herr Schrempp,
ich habe mich bisher mit dieser Problematik nur rein informell beschäftigt.. Unabhängig davon wie ich zu Miltäreinsätzen stehe, ist die Verwendung von Uran-Munition völlig unakzeptabel und muss gestoppt werden. Es darf nicht sein, dass die Gesundheit der Soldatinnen und Soldaten, auf dem Altar der Profitmaxime geopfert werden. Der sonst eher unkritische Bundeswehrverband, hat zu dieser Thematik eine Stellungnahme abgegeben und sich hierzu kritisch geäußert. Die Uran-Munition wird aus Abfallprodukten von wieder auf bereitetem Kernmaterial hergestellt und ist mit Plutonium verunreinigt. Dieser Abfallstoff entsteht bei der Uran-Aufbereitung für Energiegewinnung und Atomwaffenbau. Durch ihn wird die Munition bei bleibender Durchschlagskraft kleiner, gewinnt aber an Geschwindigkeit und Reichweite. Bei einem Treffer kommt es zur Feinverteilung des Urans; es entzündet sich, und Uranoxid wird freigesetzt. Gelangt es in den Körper, bewirkt es bei hoher Dosis eine Schwermetallvergiftung, bei niedriger Dosis schädigt es die Nieren. Eingeatmete Isotope setzen das Lungengewebe der Strahlung aus, was zu Krebs führen kann. Aus dem Irak ist bekannt, daß die 315 bis 900 Tonnen Munitionsreste zu großflächigen Kontaminationen geführt haben. Es wird vermutet, daß dort aufgetretene Fehl- und deformierte Geburten mit der Verwendung dieser Munition im Zusammenhang stehen.
Die Menschenrechtskommission der UN in Genf arbeitet seit Mitte der 90er Jahre an einem Bann dieser Waffen, weil ihre Wirkung auf Zivilpersonen nach einem militärischen Einsatz nicht kontrollierbar ist. Nach der Meinung viele Experten verstößt der Einsatz von Uran-Munition gegen das Völkerrecht und ist zu ächten. Von der verharmlosenden Öffentlichkeitsarbeit der verantwortlichen Stellen, fühlen sich die Soldatinnen und Soldaten brüskiert, die den Gesundheitsrisiken im Einsatz ausgesetzt waren, ohne es zu wissen.
Es zeichnet sich ab, dass hier, wie schon vor 20 Jahren bei den radarstrahlgeschädigten Soldaten, eine vor allem juristische Blockadepolitik betrieben wird. Damit wird wohl bezweckt, Kosten, die durch Anerkennung der Gesundheitsbeeinträchtigung als Wehrdienstbeschädigung, d.h. durch Rentenzahlung und medizinische Betreuung entstehen, zu vermeiden. Was schlimmer ist, ist die Vertuschung bei der Gefahrenanalyse und die unterbliebene Umsetzung von Sicherheitsinformationen für die Betroffenen. Sie erwarten zu Recht, dass die Verharmlosungspolitik beendet wird. Der DBwV fordert eine Beweislastumkehr: Der Dienstgeber muss beweisen, dass es keinen Zusammenhang zwischen dienstlicher Verwendung und Erkrankung gibt.
Ich hoffe Ihre Fragen hinreichend beantwortet zu haben und stehe für Rückfragen weiterhin gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Luplow