Bernd Görner
WASG
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Frage von Ursula P. •

Frage an Bernd Görner von Ursula P. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Görner,

1. wie ist Ihre Meinung zu alternativen Energien? Was bevorzugen Sie und macht Ihnen das Energieproblem Sorgen? Was gedenken Sie in einer evtl. Wahlperiode auf diesem Gebiet zu leisten?

2. mir machen die Energievorräte Sorgen. Das Öl und Gas für die Heizung wird fast unerträglich teuer und alternative Energien werden zu wenig erschlossen. Die Atomenergie ist für mich keine Lösung.
Was befürworten Sie als künftige Energieträger?

Freundliche Grüße

Ursula Pfannenschmidt

Antwort von
WASG

Sehr geehrte Frau Pfannenschmidt,

die von Ihnen gestellte Frage ist in der Tat nicht leicht zu beantworten. Wie Sie gelesen haben, bin ich Biologe, Umwelthygieniker und Medizinberufler und trage daher auch, wenn ich das mal so scherzhaft sagen darf, "mehrere Herzen in meiner Brust".

Es ist nicht erst seit heute klar, dass der Verbrauch dessen, was die weise Natur aus der Uratmosphäre unter die Erde als fossile Brennstoffe kondensiert hat und damit eine lebenswerte Sauerstoffüberschussatmosphäre geschaffen hat, in so kurzer Zeit sträflichster menschlicher Leichtsinn ist.

Die Deckung des Energiehungers der wachsenden Menschheit aus Kernbrennstoffen ist genauso sträflich, wie unmittelbar zuletzt geschehene Ereignisse in Kernkraftwerken Mitteleuropas , aber letztlich vor allem die Katastrophe von Tschernobyl, gezeigt haben und deren weitere Nutzung, oder gar Ausbau könnte katastrophale Auswirkungen für die Menschheit haben, weltweit !

Die Deckung des Energiebedarfs aus Wasserkraft (Staustufen und -dämme), auch nicht unbedingt risikolos betreibbar, ist auch nur an ausgewählten Standorten möglich und greift außerdem tief in die Topografie und Struktur von Gebieten ein und zeitigt ebenfalls regional seine Umweltfolgen zum Nachteil der dort lebenden Menschen. Alternative Energien aus Windkraft und Solarkraftwerken sind nur an ausgewählten Standorten gewinnbar und verschandeln in der Regel die Landschaft, zukünftig auch den Blick auf die See.

Energiegewinnung aus Thermalquellen und Erdwärme ist nur punktuell möglich und wird daher vorerst nicht flächendeckend in Frage kommen. Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen und Biomasse, hört sich gut an, wird aber nicht einmal annähernd den gegenwärtigen Energiebedarf und schon gar nicht den Bedarfszuwachs befriedigen können. Alles Weitere heute Bekannte an alternativer Energiegewinnung ( Wärmepumpen, Wärme-Kraft-Kopplungen, Fotovoltaik-Anlagen etc.) ist zwar individuell angewendet sicher für diesen oder jenen Anwender eine finanzielle Entlastung, aber keine Lösung des grundsätzlichen Problems. Sehen Sie, und damit ist das Dilemma offensichtlich !

Die Menschheit wächst, erfährt kulturellen Zugewinn, womit richtigerweise bei den bislang benachteiligten Menschen auf dieser Welt auch die Lebensansprüche steigen. Alle Menschen dieser Erde haben das Recht, an den natürlichen Reichtümern dieser Welt zu partizipieren ! Aber auch das erhöht schließlich den Energiebedarf der Menschheit proportional.

Energie wird und ist bereits der wichtigste und neben Trinkwasser einer der knappsten Rohstoffe dieser Zeit.
Daher kann es gegenwärtig auch keine allein selig machende Lösung oder Energieproduktionsmethode geben. - Der Hauptwahlspruch der Gesamtgesellschaft muss sein, Energiegewinn so verantwortungsvoll wie möglich und so umweltschonend wie möglich. Denn eine geschädigte Umwelt macht die Menschen langfristig krank, weil auch der Mensch in einem sehr engen Wechselverhältnis mit der Natur lebt. - Wir wollen es heute leider nur nicht mehr wahrhaben ! - Aber Krankheiten, bei denen schädigende Umwelteinflüsse letztenendes die Hauptursache sind, sind statistisch im Zunehmen begriffen.
Was also ist zu tun ?

Vor allem müssen Menschen dazu erzogen werden, mit der Natur und Umwelt und letztlich auch mit Energie, sparsam und verantwortungsvoll umzugehen. Das gelingt am besten, wenn man bereits auf Kinder und Heranwachsende erzieherischen Einfluss nimmt. - Man nennt dies Prävention ! - Jawohl, Prävention hat beileibe nicht nur gesunderhaltende Aspekte zum Ziel.

Einblende : Übrigens, würde die Gesellschaft alleine diese Aufgabe verantwortungsvoll wahrnehmen, so könnten bereits gegenwärtig unzählige Arbeitsplätze in der Vorschul- und Schulbildung neu geschaffen werden und später unsagbare Kosten eingespart werden.

Sie bezieht sich also auf alles, was im weiteren Leben von Menschen möglichst störfreien Ablauf gewährleistet. Es gibt heute bereits die Fachgebiete der Gesundheitsprävention,der Kriminalitätsprävention, der allgemeinen Lebensprävention usw., warum nicht auch den Bereich - präventiver Umgang mit Energie und Natur - ?

Vor allem aber muss die gesamte Gesellschaft umerzogen werden ! Sparsamer Umgang mit Ressourcen und Energie muss zu einem gesamtgesellschaftlichen Kernanliegen werden. Wie aber sieht die Realität aus ? - Heute erzielen grade Konzerne den Maximalprofit, wenn möglichst viel Ressource und Energie verbraucht wird. - Einen defekten Gegenstand reparieren ? - Viel zu teuer ! - Wegwerfen, neu kaufen ist in ! - Bringen Sie mal einen Schuh zum Schuster (wenn Sie noch einen finden !), weil nur eine kleine Naht aufgegangen ist. - Die zu nähen, wird teurer, als wenn Sie sich ein paar neue Schuhe kaufen. So geht es, im Kleinen, wie im Großen ! - Und deshalb befahren nicht endenwollende LKW-Kollonnen die Landstrassen und Autobahnen, von den PKW´s ganz zu schweigen. Auf die Bahn umverladen, bzw. privat mit der Bahn fahren ? - Viel zu teuer ! - Etwas stimmt doch wohl in dieser Gesellschaft (und mit der Weile weltweit !) nicht ! - Was glauben Sie, wie lange das noch so weiter geht ? - Wie lange macht dieser Erdball das noch mit ? - Macht er es überhaupt noch mit ? - Sind wir nicht schon mitten drin in der Katastrophe ?

Sehen Sie mal, Frau Pfannenschmidt, wie komplex die Frage nach der Gewinnung von Energie, nach der günstigsten Energieform und dem Umgang damit beantwortet werden muss !- Ich würde Ihnen daher vorschlagen, die Frage anders zu stellen ! - Nämlich, was muss gegenwärtig getan werden, damit das heute machbare Energieaufkommen ausreichend zur Befriedigung der Lebensbedürfnisse aller Menschen ist und weiter, was, damit alle Menschen sehr verantwortungsvoll damit umgehen, die Reichen genauso, wie die Armen. Aber Frau Pfannenschmidt, das Dilemma ist, die Welt, die Gesellschaft ist nicht so ! Noch gibt es Multimiliardäre, die z.B. mit Luxusyachten vom Kaliber eines Ozeanriesen die Weltmeere befahren, zu ihrem Vergnügen, und damit ein Vielfaches an Ressource verbrauchen, als ihnen gerechterweise zustehen würde.

Also ist die Frage noch anders zu stellen ! - Was ist gegenwärtig politisch zu tun, damit Energiegewinn unter Anwendung möglichst umwelterhaltenden und katastrophen-sicherer Methoden betrieben wird , und was muss die Gesellschaft weiter tun, um zukünftig Energiequellen zu erschließen, die nicht nur umwelt-und katastrophensicher sind, sondern auch den wachsenden Energiebedarf zu decken, im Stande sind. Ich denke da vor allem an die Perspektiven der gebändigten Kernfusion (Projekt Wendelstein). Allerdings ist der Weg bis dahin noch mehr, als weit und gegenwärtig steht es auch in den Sternen, ob es überhaupt jemals Erfolg versprechend ist !

Am Ende stellt sich also die Frage so, ob die Gesellschaft und die von ihr beauftragte Politik, verantwortungsvoll mit dem Problem umgeht. Und darauf, Frau Pfannenschmidt, möchte ich, möchten wir von der WASG, u.a. nachdrücklich Einfluss nehmen !
Es geht im Moment nicht darum, welche Energiegewinnung die vorteilhafteste ist (die Kernenergie ist es ganz sicher nicht, dieweil viel zu risikobehaftet ! - Insofern ist das Ziel - mittelfristige Verabschiedung von der Kernenergie - schon richtig!), sondern an welchem Standort ist gegenwärtig was machbar, unter Berücksichtigung der Umweltschutzbelange, der Belange der nächsten Anwohner usw.. Das setzt kein politisches Kräftemessen und Muskelspiel voraus, und schon gar nicht das Profitstreben von Konzernen, sondern ein von höchster Verantwortung getragenes Streben nach den gegenwärtig bestmöglichen Lösungen (standortbezogen !).
Das, Frau Pfannenschmidt, ist die einzig richtige Antwort auf Ihre Frage und sie bezieht sich auch auf Ihre Anfrage in Ihrem zweiten e-mail an mich - was ist günstiger als gegenwärtig Öl und Gas -.

Ich grüße Sie sehr herzlich,
Bernd Görner