Frage an Bernd Christiansen von Bjoern W. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Hallo Herr Christiansen,
mich wuerde interessieren, mit welchen Massnahmen Ihre Partei in Hamburg vorhat, die Anzahl der Hartz 4 Empfaenger mittelfristig zu senken, indem diese leichter eine Beschaeftigung in der Privatwirtschaft finden.
Mit freundlichen Gruessen
Bjoern Waibel
Sehr geehrter Herr Bjoern Waibel,
vielen Dank für Ihre Frage. Einleitend sollte man Fairerweise schon darauf verweisen, dass Politik keine Arbeitsplätze schaffen kann. Politik kann lediglich geeignete Rahmenbedingungen schaffen, die das Verhalten der Wirtschaft beeinflusst. Ferner gehe ich davon aus, dass Ihre Frage auf Arbeitsplätze abzielt, die das künftige Leben für jeden wieder planbarer machen.
Als völlig absurd erachte ich die stetig steigenden Zahlen bei der Leiharbeit. Hierbei handelt es sich vielfach um befristete, prekäre und unterbezahlte Beschäftigungsverhältnisse. Diese werden zudem noch staatlich in zweierlei Hinsicht subventioniert. Zum einen erhält das Unternehmen Zuschüsse durch die Einstellung des Arbeitslosen und zweitens erhält dieser oft ein so geringes Entgelt, dass er auf aufstockende Leistungen des Staates angewiesen ist. Das ist das Jobwunder von Angela Merkel und Ole von Beust, beide CDU! Also Warteschleifen für Schüler und Berufanfänger, 1,- Euro Jobs, Mini und Midijobs, Schulungsmaßnahmen und insbesondre Bewerbungstraining gleich nach dem Verlust des Arbeitsplatz.
Leiharbeit hat für mich den Charakter eines Notdienstes. Ich bin also nicht für die generelle Abschaffung dieser Unternehmensform. Nur muss sich diese Branche wieder auf das ursprüngliche Kerngeschäft zurückziehen. Sprich, Personaldienstleistung in Notfällen. Jeder von uns weiß, wenn er am späten Abend oder am Wochenende einen Monteur benötigt, wird dieser mit erhöhten Preisen abgerechnet. So muss es auch bei der Leiharbeit sein. Es kann nicht sein, dass hier Branchentarife zB. IGZ ausgehandelt werden, die jenseits von Gut du Böse sind und bei einer Vollzeitbeschäftigung nicht zum Leben reichen. Qualifiziertes Personal muss nach meinem Empfinden mindestens den Tariflohn erhalten, der der gegenwärtig ausgeübten Tätigkeit entspricht und im Betrieb vor Ort gezahlt wird. Es ist nicht hinnehmbar, dass Mitarbeiter an einem Band unterschiedliche Löhne erhalten, obgleich sie die selbe Arbeit verrichten. Equal pay ist hier die Norm.
Als noch gravierender erachte ich die Tatsache, dass die Leihkräfte über ihren Kostenvorteil, dieser wird über staatliche Zuschüsse der Eingliederung über die BA noch forciert, reguläre Arbeitsplätze vernichten. Also Schluss mit diesen wettbewerbsverzerrenden und unsinnigen Subventionen. Höhere Löhne stärken die Steuereinnahmen und der Sozialkassen. Auch sollte die Entleihzeit strikt befristet sein. Wer als Unternehmer längerfristig Leihpersonal beschäftigt, der kann auch reguläre Arbeitsplätze schaffen. Arbeit scheint ja vorhanden zu sein.
Auch könnte ich mir als weitere Alternative gut vorstellen, dass öffentliche Mittel zinsgünstig in Form von Risikokapital bei einer Geschäftgründung angeboten würde. Gute Geschäftsideen scheitern leider häufig am nicht vorhandenen Eigenkapital der potentiellen Unternehmensgründer. Auch hier könnten so dauerhaft neue Arbeitsplätze entstehen. Deutschland stand schon immer für die Begriffe Erfinder und Denker. Es müsste nur mehr gefördert werden.
Darüber hinaus denke ich an den Ausbau des öffentlichen Beschäftigungsbereich. Wenn wir 1,- Jobs vergeben können, weil Arbeit offenkundig auch vorhanden ist, dann kann man auch diese Leute regulär mit existenzsichernden Einkommen beschäftigen.
Ebenso grotesk erscheint mir die Rente mit 67. Die Vielzahl der Langzeitarbeitslosen sind eben über 50 Jahre. Welcher Unternehmer also bitte schön, stellt da noch einen 64jährigen ein, wenn Tausende junger Menschen keine Arbeit haben und somit alternativ verfügbar sind. Wer mit 65 Jahren in den wohlverdientes Ruhestand tritt macht einen Arbeitsplatz für junge Menschen frei.
Auch erscheint mir die politisch geführte Debatte um den Mindestlohn und die argumentativ ins Feld geführten gefährdeten Arbeitsplätzen als abstrus. Wer glaubt denn tatsächlich, dass Herr Ackermann, Herr Mehdorn oder wer auch immer, seine privaten Räume, sein Büro oder was weiß ich nun plötzlich selber putzen würde. Ich bin auch sicher, dass ein Hotelzimmer mit einem Mindestlohn genauso sauber geputzt wird, wie bisher.
Abschließend könnte man noch über eine Arbeitzeitverkürzung nachdenken. Also die vorhandene Arbeit auf noch mehr Schultern verteilen.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Christiansen