Frage an Bernd Christiansen von Gertrud S. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Christiansen,
als Beschäftigte der Freien und Hansestadt Hamburg habe ich das Wahlprogramm der Linken insbesondere hinsichtlich der Studiengebühren aufmerksam gelesen und bin auch der Meinung, dass das erste Studium gebührenfrei sein sollte. Allerdings nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt, denn es kann nicht sein, dass das Studium aus steuerlichen Gründen derart ausgeweitet wird, wie es in den vergangenen Jahren geschehen ist. Erst mit der Einführung der Langzeitstudiengebühren, die nach der Regelstudienzeit plus 4 Semester fällig geworden sind, hat sich daran etwas geändert. Einer solchen Regelung würden sicherlich viele Bürger und auch Studierende positiv gegenüber stehen. Wie stehen Sie als Mitglied der Linken dazu?
Sehr geehrte Frau Seidewitz,
schönen Dank für ihre frage. Ich teile ihre Ansicht voll. Ausbildung muss kostenfrei sein. Dieses muss bereits im Vorschulalter beginnen und sich bis zur abgeschlossenen ersten Hochschulausbildung erstrecken. Auch halte ich eine kostenfreie Überschreitung der Regelstudienzeit bis zu vier Semestern für angemessen. Zum einen eröffnet es dem finanziell Schwächeren die Möglichkeit, neben dem Studium die wirtschaftliche Situation durch Teilzeitarbeit zu verbessern. Zum anderen bestünde für den Studenten die Möglichkeit nach den im Studium erlangten Erkenntnissen den ursprünglich angestrebten Abschluss innerhalb dieser Karenzzeit zu modifizieren und neigungsbedingt anzupassen. Ich halte es für unpassend, wenn heutige Politiker mit einer akademischen Ausbildung, diese wurde ja bisher auch i.d.R. kostenfrei und ohne Studiengebühren erzielt, sich hinstellen und heute Studiengebühren einfordern. Es kann aber nicht sein, wie sie selber bereits in Ihrer Frage formulieren, dass eine Immatrikulation an einer Hochschule als sogenannter Dauerstudent zum Zwecke eines Steuersparmodells oder für den Erwerb von preisgünstigen Fahrkarten und von vergünstigten Eintrittsgeldern etc. führt. Wer sich mit diesen strategischen Zielen an einer Hochschule einschreiben lässt, blockiert die ohnehin nicht so zahlreich verfügbaren Studienplätze, verhält sich unsozial und verzögert oder verhindert gar den zeitnahen Studienbeginn der in der Warteschleife befindlichen Studienanwärter. Diese Intension Einzelner kann nicht die Zielsetzung der kostenfreien Ausbildung sein.
Ich freue mich also, dass augenscheinlich in der Bewertung dieses Sachverhalts Einklang zwischen Ihnen und mir herrscht.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Christiansen