Frage an Beate Selder von Stefan D. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr gehrte Frau Selder,
Sie arbeiten im Studiendekanat, sind also gewissermaßen Insider. Was halten Sie bzw. GUT von Elite-Unis, passen sie in die deutsche Landschaft, werden sie etwas zum Positiven verändern ? Sind unsere Unis mit denen in den USA oder in England zu vergleichen, oder wird hier der krampfhafte Versuch unternommen, etwas gegen den Bildungs- und `Ausbildungsnotstand zu unternehmen ?
Wird die gefeierte Förderalismusreform diesen Notstand verschlimmern oder verbessern ?
Nehmen wir an, Elite-Bildungsstätten bringen uns voran, ws sagen Sie dazu, daß keine Hochschule aus den neuen Bundesländern dabei ist ? Hängt das mit der Qualität oder mit der Lobby zusammen ?
Ich kenne die Hochschulen Leuna-Merseburg und Magdeburg aus DDR-Zeiten, sie hatten berechtigterweise einen guten Ruf. Hat sich das geändert, so daß man sie jetzt übersah ?
Was halten Sie für wichtiger, die materielle Ausstattung, oder das Humankapital einer Uni ?
Sind Hochschulen in den neuen Bundesländern nicht förderwürdig, denn es ist für mich sehr wahrscheinlich, daß, wenn man die Elite-Unis staatlich mehr fördert, weniger für den "Rest" übrig bleibt. Teilen Sie diese Befürchtung ?
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Spaarmann
Sehr geehrter Dr. Spaarmann,
schon der Titel "Universität" sollte für höchstes Bildungs- und Forschungsniveau stehen. Sich dort jetzt einige heraus zu picken und diese speziell zu fördern halte ich für kontraproduktiv. Wir können uns nicht mit den USA oder England vergleichen. Dort sind die Elite-Einrichtungen private Institutionen und das finde ich so auch in Ordnung, denn diese Privatunternehmen verdienen mit den dort herangebildeten Spizenwissenschaftlern auch ihr Geld.
Ein Mehr an Länderhoheit in der Bildungspolitik halte ich nicht für gut. Wir wollen international vergleichbare Schul- und Hochschulabschlüsse und verzetteln uns hier in Kleinstaaterei.
Das keine Hochschule aus den neuen Bundesländern bei der Auswahl der Elite dabei ist hat mit Sicherheit einzig und allein mit der fehlenden Lobby zu tun. Die Hochschulen hatten nach der Wende erst einmal reichlich damit zu tun sich den neuen Strukturen anzupassen und sich zu profilieren. Die Fachbereiche, welche erhalten geblieben sind, leisten nach wie vor hervorragende Arbeit, wofür die Medizinerausbildung in Magdeburg das beste Beispiel ist.
Meiner Ansicht nach ist das Humankapital einer Bildungseinrichtung etwas wichtiger als die materielle Ausstattung. Engagiertes Lehrpersonal kann einiges an Ausstattungsdefiziten ausgleichen, aber nicht alles.
Ich teile Ihre Befürchtung, dass den Universitäten der neuen Bundesländer künftig weniger Zuschüsse zur Verfügung stehen werden. Man wird versuchen dies durch verstärkte Kooperation mit der Industrie auszugleichen, wodurch dann aber eine unabhängige Forschung nicht mehr gewährleistet ist.
Mit freundlichen Grüßen
Beate Selder