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Bärbel Bas
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Frage von Edgar H. •

Frage an Bärbel Bas von Edgar H. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Frau Bas,

aus allen Windrichtungen fliegt uns der Ruf nach immer mehr Wachstum entgegen.
Es ist so offensichtlich und selbst für Kinder leicht zu verstehen, daß auf einem endlich großen Planeten mit endlich vielen Ressourcen und einem endlichen Energiepotenzial ein unendliches, dazu auch noch exponentielles Wachstum ein Ding der Unmöglichkeit ist, so, wie man einen 10-Liter-Eimer nicht mit unendlich viel Wasser füllen kann.
Ich verweise hier auf das Buch von Herbert Gruhl, „Ein Planet wird geplündert“ und auf die folgenden 4 Studien an den Club of Rome: „Die ( neuen ) Grenzen des Wachstums“ 1972 ( bzw. 1992 ), „Das 30-Jahre-Update, Signal zum Kurswechsel“, 2004, und der neue Bericht „2052“, von 2012.
Am Rande einer Krisensitzung in Brüssel wurde in einem Fernsehbericht ein Wissenschaftler des Club of Rome gefragt, was er von der Forderung halte: „Wir setzen auf immer mehr Wachstum“. Der Mann antwortete lapidar: „Das kann überhaupt nicht greifen, weil die Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums schon seit langem überschritten sind“.
Das heißt, daß den laufenden und noch bevorstehenden Krisen nichts Wirksames entgegengesetzt wird und sich diese in aller Ungestörtheit zu Katastrophen entwickeln.
Können wir hoffen, daß es den Politikern gelingt sich doch noch von dieser Zwangsvorstellung eines grenzenlosen Wachstums auf einer begrenzten Erde zu lösen, und zwar noch vor dem „Point of no return“, um über alternative Wirtschaftsmodelle nachzudenken, die nicht auf Profitgier, sondern z.B. auf Bedarfsorientierung ausgerichtet sind, so daß auch die unsinnige und damit menschenunwürdige Hetzjagd nach immer mehr, immer weiter, immer schneller und immer höher ein Ende fände und die Menschen wieder mehr Zeit zur Selbstbesinnung hätten?
Der Kabarettist, Urban Priol, hat uns in seiner Anstalt eine Weisheit der Dakota-Indianer verraten: Wenn du merkst, daß du ein totes Pferd reitest, dann steige ab.

Vielen Dank und freundliche Grüße

Edgar Höger

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Höger,

vielen Dank für Ihre Frage und Ihre Anregungen zum Thema Wachstum.

Die SPD-Bundestagsfraktion hat sich in den vergangenen Jahren sehr intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und zusammen mit den Grünen die Enquete-Kommission: "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" im Deutschen Bundestag initiiert. Aufgabe dieser Enquete-Kommission war es, Lehren aus den Krisen der vergangenen Jahre zu ziehen und Vorschläge zur Bewältigung der großen Herausforderungen der Zukunft zu erarbeiten. Vor allem die Vorschläge von SPD und Grünen zeigen Weichenstellungen für eine Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft auf. Zukunftsfähige Politik braucht ein neues Verständnis von gesellschaftlichem Wohlstand, individuellem Wohlergehen und nachhaltiger Entwicklung. Alle Informationen zu dieser Kommission finden Sie mit diesem Link: http://www.spdfraktion.de/fraktion/arbeitsgruppen/ag-der-enquete-komm-wachstum-wohlstand-lebensqualit%C3%A4t

Lebensqualität erzielen wir heute nicht mehr mit einfachem „Schneller, Höher und Weiter“. Fortschritt liegt für mich als Sozialdemokratin immer nur dann vor, wenn es mit der Verwirklichung der Ideen von Emanzipation, Freiheit und Gerechtigkeit vorangeht. Ich bin da ganz bei Ihnen, sehr geehrter Herr Höger: Wir müssen unseren Ressourcenverbrauch deutlich reduzieren und die gesamte Produktionsweise auf ein höheres Level von Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz umstellen. Wir Sozialdemokraten setzen bei dem dringend gebotenen sozialökologischen Wandel unseres Wirtschaftssystems auf seine technologische Innovationskraft.

Die zentrale Zukunftsfrage lautet aus meiner Sicht: Wie können wir den wirtschaftlichen Prozess in die ökologischen Tragfähigkeitsgrenzen der Erde umsteuern? Die Antworten heißen: Effizienzrevolution und erneuerbare Energien, Verteilungsgerechtigkeit und mehr Demokratie in Wirtschaft und Gesellschaft. Dieses sozialökologische Wende kann aber nur gelingen, wenn sie sozial gestaltet wird und Energie auch für alle Menschen bezahlbar bleibt.

Mit freundlichen Grüßen nach Duissern

Bärbel Bas

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