In Portugal gibt es eine hohe Impfquote, eine hohe, schnell ansteigende 7-Tage-Inzidenz und viele Kontakt-Beschränkungen. Könnte uns das auch passieren?

Sehr geehrter Herr G.,

entschuldigen Sie meine verspätete Antwort. Ich verstehe leider nicht ganz genau, was Sie damit meinen, dass wir in eine „Abhängigkeit“ wegen eines Nachlassens des Impfschutzes kommen könnten. Auch, dass die Wirksamkeit der Impfungen sich in ihr Gegenteil verkehren könnte, entnehme ich den Studien, die sie beigefügt haben nicht. Der britische Gesundheitsservice spricht sich in der verlinkten Untersuchung ganz klar für die Impfungen aus, da ihr Nutzen die Risiken bei weitem übersteige. Meines Wissens liegen auch bis jetzt keine ernstzunehmenden Studien vor, die etwas anderes aussagen.

Natürlich haben Sie recht, dass die Produktion und Verteilung eines so wertvollen Gutes, wie sie die Corona-Schutzimpfungen in der derzeitigen Situation für uns darstellen, unter demokratische Kontrolle gehört und nicht in privaten Händen verbleiben sollte. Insbesondere die Probleme für ärmere Länder, die sie ansprechen, bleiben in den Debatten oft unerwähnt, was bei einer weltumspannenden Pandemie besonders skandalös ist, aber auch besonders kurzsichtig, da die Bekämpfung neuer Virusvarianten dadurch deutlich erschwert wird.

Deshalb setzt sich DIE LINKE seit Beginn der Impfkampagnen für eine Aufhebung der Patente ein, damit sich auch ärmere Länder so gut wie möglich schützen können. DIE LINKE streitet für aufsuchende Impfkampagnen und kämpft für eine weltweite Unterstützung solcher Maßnahmen, um neue Varianten des Virus unwahrscheinlich zu machen. Der Versuch einer Impfpflicht hierzulande bei gleichzeitiger Ablehnung der Patentaufhebung halte ich für einen Skandal. Wir drängen die einen Menschen zur Impfung, obgleich weltweit nach wie vor viele keinen richtigen Zugang zu Impfungen haben. Ich freue mich, wenn wir dabei Ihre Unterstützung haben.

Mit freundlichen Grüßen

Ates Gürpinar