Frage an Astrid Boberg von Sebastian J. bezüglich Familie
Liebe Frau Boberg.
Als Lehrer erlebe ich immer mehr orientierungslose Kinder, die keinen Halt von Daheim mitbringen.
Wäre es nicht besser, statt Eltern von kleinen Kindern (unter 3 J) noch mehr in die Berufstätigkeit zu treiben, ihnen zu ermöglichen, dass ein Elternteil bei den Kindern bleibt?? Dies wird heutzutage immer mehr erschwert und die Kinder leiden darunter.
Meine Frau blieb daheim, bis die Kinder alle zur Schule gingen und wir siind nach wie vor glücklich damit. (Obwohl es schwer war für sie, danach wieder eine Arbeit zu finden)
Sehr geehrter Herr Jacobi,
unsere Gesellschaft hat sich verändert. Spätesten seit den 68igern hat die Freiheit des Einzelnen einen hohen Stellenwert. Das ist auch gut so, übersehen wird aber leider oft, dass klare Verhaltensregeln nicht die Selbstentfaltung behindern, sie verleihen ihr vielmehr die nötige Form.
Auf Anstand, Höflichkeit und Disziplin kann nicht verzichtet werden, die Orientierungslosigkeit der Kinder von heute hat wesentlich mit der mangelhaften Ausbildung dieser Eigenschaften zu tun. Hier müssen wir gegensteuern, genau wie auch gegen die Reizüberflutung, ein weiteres Problem unserer Zeit. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Sie unterstellen, dass die Orientierungslosigkeit von Kindern darauf zurückzuführen ist, dass beide Eltern arbeiten. Das ist nicht zwangsläufig der Fall. Kinder brauchen für eine gesunde Entwicklung ein liebevolles Elternhaus und klare Strukturen. Beides ist möglich, wenn Mutter und Vater arbeiten.
Um das Familienleben attraktiver zu machen, wurde das Elterngeld eingeführt. Dadurch haben Eltern bis zu 14 Monate die Möglichkeit, ganz oder auch nur teilweise auf eine Erwerbstätigkeit zu verzichten und so mehr Zeit für die Betreuung ihres Kindes zu haben. Eine darüber hinausgehende Förderung ist nicht finanzierbar.
Das Elterngeld allein löst das Problem ohnehin nicht. Für viele oftmals gut ausgebildete Frauen hat die Berufstätigkeit einen hohen Wert (Männern geht das ja vielfach auch nicht anders), der Alltag mit Kindern füllt diese Frauen nicht aus. Wenn dann auch die Väter nicht zu Hause bleiben wollen, müssen Betreuungsangebote gemacht werden.
Frauen in die Hausfrauenrolle zu zwingen ist nicht sinnvoll und letztlich auch nicht möglich. Unzufriedene Mütter sind keine guten Mütter oder werden gar nicht erst Mutter, weil sich die Frauen gegen Kinder entscheiden. Deshalb wollen die GRÜNEN den Ehepaaren die Wahlfreiheit lassen, indem ausreichend Betreuungsangebote geschaffen werden.
Gleichzeitig müssen Angebote für Eltern zur Verfügung stehen, die der von Ihnen beklagten Orientierungslosigkeit der Kinder entgegenwirken. Auf Initiative der GAL gibt es z.B. Eltern-Kind-Zentren, in denen Mütter oder manchmal ja auch Väter Unterstützung und Beratung erhalten. Diese Einrichtungen gibt es bevorzugt in Problemstadtteilen und sollen weiter ausgebaut werden.
Beste Grüße
Astrid Boberg