Frage an Annette Vollmer von Stefan H. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Frau Vollmer,
im neuen Sozialen Dienstleistungszentrum am Bergedorfer Bahnhof arbeiten die Mitarbeiter des Jugendamtes, des Sozialamtes und z.T. auch des Gesundheitsamtes mit bis zu 16 Personen zusammen in einem Großraumbüro. Da das Gebäude als Einkaufspassage geplant wurde, lassen sich an vielen Arbeitsplätzen die Fenster nicht öffnen. Beratungsgespräche und Erziehungskonferenzen im Jugendamt finden in Räumen statt, die durch Glaswände abgeteilt sind. Das Raumklima soll staubtrocken sein. Wie mir zugetragen wurde, wird deshalb kostenlos Mineralwasser an die Mitarbeiter verteilt. Auch eine Gärtnerei soll im Nachhinein mit der Pflege von Hydrokulturen beauftragt worden sein, um die Luft zu verbessern.
Die Akustik der Büros soll so schlecht sein, dass jedes (sensible) Telefonat von allen im Raum befindlichen Kollegen mitgehört werden kann. Selbst langjährige und erfahrene Mitarbeiter haben sich aufgrund der Arbeitsbedingungen auf Stellen in anderen Bezirken gesucht.
Halten Sie das Soziale Dienstleistungszentrum Bergedorf, für ein zukunftsweisendes Konzept der Hamburger Bezirksverwaltung?
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Hölscher
Sehr geehrter Herr Hölscher,
die Fragen, die Sie stellen, richten sich in erster Linie an das Bezirksamt. Dieses ist als Arbeitgeber dafür verantwortlich, dass die Mitarbeiter gute Arbeitsbedingungen vorfinden.
Da ich aber zu der Zeit, als das Soziale Dienstleistungszentrum geplant wurde, mich als Bezirksabgeordnete damit beschäftigt habe, möchte ich gern zu Ihrer Frage Stellung nehmen.
Die Idee hinter dem Sozialen Dienstleistungszentrum war, die Verwaltung bürgerfreundlicher zu gestalten. Das bedeutet, dass Bürger nicht mehr in langen Fluren herumirren sollen, sondern eine Person am Empfang vorfinden, die sie begrüsst, nach dem Anliegen fragt und an den oder die zuständige Kollegin weiterverweist. Dieses Anliegen haben wir als Grüne sehr begrüßt. Zudem sollte der Standort für die sogenannten "publikumsintensiven Dienststellen", also insbesondere Bürgerzentrum, Jugendamt und Sozialamt, - das war politisch von der Bezirksversammlung gewollt - zentral und gut erreichbar am Bergedorfer Bahnhof liegen.
Die Umsetzung dieser grundsätzlich positiven Ideen war jedoch nicht so einfach. Von Anfang an war umstritten, dass Dienststellen des Bezirksamtes in ein dafür eigentlich nicht geeignetes Gebäude ziehen sollten. Auch die funktionale Gestaltung (also Großraumbüros und flexibel von mehreren Mitarbeitern nutzbare Besprechungsräume) stieß auf Vorbehalte einiger Mitarbeiter.
Ich habe seinerzeit diese Planung in einer Anfrage ebenso wie in mündlichen Befragungen des Bezirksamtsleiters kritisch beleuchtet. Dennoch ist es so, dass Politik sich nicht in die Detailplanung einmischen kann und soll. Wir haben die Grundsatzfragen aufgeworfen und auf mögliche Probleme hingewiesen. Wir haben hinterfragt, ob nicht andere, geeignetere Gebäude in der gewünschten zentralen Lage zur Verfügung stehen. Wichtig war für uns außerdem, dass die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter stimmen.
Zusammenfassend: Ja, wir finden die Idee einer bürgerfreundlichen Verwaltung richtig. Das heißt, sie muss gut erreichbar sein, die für den Bürger wichtigen Dienststellen an einem Ort vereinen und sie muss ein "Gesicht" zeigen, das heißt, dass man nicht von Pontius zu Pilatus geschickt wird, bloss weil man eine Unterlage vergessen hat.
Dass dabei in der Umsetzung, gerade auch für die Mitarbeiter, vieles nicht optimal ist, will ich aber auch nicht leugnen. In diesem Sinne werde ich Ihre Fragen an meine Kolleginnen und Kollegen der GAL-Bezirksfraktion weiterleiten und sie bitten, das Bezirksamt konkret zu diesen Missständen Stellung nehmen zu lassen. Wenn Sie Lust haben, besuchen Sie doch die Sitzung der Bezirksversammlung.
Mit herzlichem Gruß,
Annette Vollmer