Warum gibt es nur die problematischen Windräder im Havelland? Warum keine Vertikalen Windräder?
Klassische Windräder beeinträchtigen Mensch, Tier und Umwelt. Wie werden Sie den Bau von verträglicheren Windrädern realisieren? Ich rede von Vertikalen Windrädern. Keine riesigen Propeller, die immer in die Windrichtung gedreht werde müssen.
Sehr geehrter Herr K.,
was den ersten Teil Ihrer Frage betrifft, so möchte ich Sie darauf hinweisen, dass Windräder für die Tierwelt einen um den Faktor 1000 geringeres Problem als der Klimawandel selbst darstellen.
Was den Unterschied beider Windradarten betrifft, so kann ich sagen, dass große vertikale Windräder sich im Erprobungsstadium befinden und werden bereits staatlich umfangreich gefördert. Die erste Generation hatte noch exakt senkrechte Flügel. Die neue Generation hat gedrehte - nur teilweise vertikale - Flügel. Es gibt aber erhebliche technische Probleme mit der Lagertechnik und der Verstellmöglichkeit der Rotorblätter.
Kleine Vertikalwindräder können eine lokale Teillösung sein. Sie schaffen aber keine Energieerzeugung für Industrie oder grüne Wasserstoffproduktion.
Wenn wir allerdings weitere Windenenergieanlagen aufstellen wollen, stehen zwei grundsätzliche Themen im Fokus:
1. die Belastungen der Region mit neuen Windenergieanlagen, Photovoltaik-Freiflächen oder Biogas-Anlagen
In diesem Zusammenhang ist eine sorgfältige, aber dennoch schnelle Planung notwendig, die alle Aspekte von Natur-, Landschafts- und Lärmschutz etc. berücksichtigt. Dazu müssen die Menschen vor Ort bei den Planungen intensiv beteiligt werden. Die Finanzierung entsprechender Projekte bietet gute Möglichkeiten, Geldanlageformen anzubieten, über die die direkt betroffene Bevölkerung profitieren kann. Z. B. wird dann aus dem Windrad der XY-GmbH "mein Windrad" mit entsprechender Akzeptanz möglicher Beeinträchtigungen. Der Bund aber auch die Länder sind gefragt, hier die richtigen Weichen zu stellen und insbesondere im Raumordnungs-, Bau-, Umwelt und Immissionsschutzrecht aber auch beim Anlegerschutz entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.
2. Wertschöpfung in der Region
Mit der Dekarbonisierung der Energiewirtschaft und dem Umbau hin zu Erneuerbaren Energieträgern geht unweigerlich auch eine Dezentralisierung der Produktion einher. Das bietet, wie bereits oben für die örtliche Bevölkerung beschrieben, die Möglichkeit, Wertschöpfung durch Produktion, Verteilung und Vertrieb von Energie vor Ort in der Region zu halten bzw. erst zu generieren. Das kann durch örtliche Stadtwerke oder auch z. B. Bürgerenergiegenossenschaften umgesetzt werden. Notwendige Arbeiten, wie Errichtung, Wartung und Reparatur der EE-Anlagen und entsprechender Speichertechnik aber auch die Verwaltung der dezentral organisierten Energieversorger, schaffen Beschäftigung in der Region. Auch individuelle oder öffentliche (E-) Mobilität kann von diesen Unternehmen organisiert werden. Wertschöpfung, Betriebsmittel und Kapital bleiben vor Ort und fließen nicht in die Zentralen der großen, oligopol organisierten Energiekonzerne ab.
In der nächsten Bundesregierung wollen wir uns genau für diese Themen einsetzen und entsprechende Grundlagen schaffen.
Mit freundlichen Grüßen
Anne Schumacher