Wie will die FDP die Energiekosten senken. Wir haben die höchsten Energeipreise der Welt, die unsere Wirtschaft, ganz besonders die energieintensiven Betriebe in den ruin oder ins Ausland treibt.
Wie stehen Sie zum Windenergieausbau im Schurwald. Aktuell wurde ein Bauantrag in Wangener Depot für 4 Windenergieanlagen gestellt. Im Schurwald sollen 600 ha für Windenrgieanalgen ausgewiesen werde.

Sehr geehrter Herr Gerti S.,
Sie haben vollkommen recht: Hohe Energiepreise treiben die Produktionskosten in die Höhe und mindern die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Für die Attraktivität eines Wirtschaftsstandorts sind sie daher ein entscheidender Faktor.
Auf Podiumsdiskussionen höre ich derzeit fast täglich von Grünen und SPD, dass die Energiekosten inzwischen wieder auf dem Niveau von vor dem Angriffskrieg seien. Das ist nicht falsch – die Preise haben sich stabilisiert. Allerdings darf dabei nicht vergessen werden, dass die Energiekosten in Deutschland bereits vor dem Krieg im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hoch waren. Deshalb kann es nicht ausreichen, sich darauf auszuruhen, dass sich die Preise „wieder eingependelt“ haben.
Um die Energiepreise nachhaltig zu senken, müssen wir dringend handeln. Zwei zentrale Maßnahmen sind hier essenziell:
Die Stromsteuer auf EU-Niveau senken und auf europäischer Ebene darauf hinwirken, dass sie langfristig ganz abgeschafft wird.
Die Netzentgelte umfassend reformieren, da sie einen der größten Kostentreiber für Strom darstellen. Durch Digitalisierung und dynamische Netzentgelte wollen wir die Netze flexibler gestalten. So können Engpässe preislich abgebildet werden, was dazu führt, dass sich die Nachfrage dorthin verlagert, wo Kapazitäten vorhanden sind. Das reduziert den Bedarf an teurem Netzausbau. Zudem müssen neue Leitungen bevorzugt überirdisch gebaut und regulatorische Hürden für den Ausbau abgebaut werden, um unnötige Kosten zu vermeiden.
Ein weiteres zentrales Problem ist die Balance zwischen wettbewerbsfähigen Energiepreisen und CO₂-Reduktion. Der Aufbau einer verlässlichen, klimaneutralen und kostengünstigen Energieversorgung ist mit den aktuellen Technologien noch nicht vollständig machbar. Der alleinige Ausbau erneuerbarer Energien wird nicht ausreichen, da es an ausreichenden Speicherkapazitäten fehlt – insbesondere für längere sonnen- und windarme Phasen.
Deutschland importiert derzeit rund drei Viertel seines gesamten Energiebedarfs, vor allem in Form von Gas und Öl. Um diese Abhängigkeit zu reduzieren, müssen wir zwei zentrale Schritte gehen:
Erdgasförderung in Deutschland: Wir werden noch lange Gaskraftwerke benötigen, und der Import von LNG-Gas ist klimaschädlicher und teurer als eine Förderung im Inland.
Investitionen in neue Energiequellen: Deutschland muss endlich seine Tiefengeothermie voranbringen, die eine verlässliche und klimaneutrale Energiequelle bietet. Ebenso ist der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft entscheidend, auch wenn die Kosten derzeit noch hoch sind. Hier müssen Forschung und große Projekte stärker gefördert werden.
Wie Sie sicherlich wissen, wird der Wandel nicht von selbst geschehen. Die Vorstellung, man könne die bestehende Wirtschaftsstruktur einfach „grün umstellen“ und alles laufe weiter wie bisher, ist ein Trugschluss. Der Umbau kostet Geld, und gleichzeitig muss die Industrie wettbewerbsfähig bleiben.
Daher dürfen nationale Alleingänge nicht die Lösung sein. Klimaschutz wird nur erfolgreich sein, wenn Europa und die Welt gemeinsam handeln. Ebenso wird nachhaltiger Klimaschutz nur möglich sein, wenn er mit wirtschaftlichem Wachstum einhergeht – denn ohne Wachstum können wir die Kosten der Transformation nicht stemmen.
Zu Ihrer Frage zu den Windrädern: Dieses Thema beschäftigt mich besonders, da ich selbst im Schurwald lebe. Der Fokus auf Windenergie im windschwächsten Bundesland ist allerdings der falsche Weg. Ministerpräsident Kretschmanns Plan, 1.000 Windräder in Baden-Württemberg zu bauen, ist weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll. Tatsächlich wurden bislang nur wenige Anlagen realisiert, weil Windenergie in vielen Regionen schlicht nicht wettbewerbsfähig ist.
Stattdessen müssen wir Energie dort produzieren, wo sie am effizientesten ist:
Windenergie in Norddeutschland und Offshore-Windkraft in der Nordsee,
Solarenergie aus Südeuropa etc.
Hierfür müssen wir auf internationale Energiepartnerschaften mit demokratischen Staaten setzen. Gleichzeitig braucht es einen stärkeren Fokus auf den Leitungsausbau, um Windstrom effizient von der Küste nach Baden-Württemberg zu transportieren.
Vielen Dank für Ihre Frage! Sollten Sie weitere Anliegen haben, können Sie sich jederzeit gerne an mich wenden.
Mit freundlichen GrüßenAnna Ortwein