Frage an Anke Pavlicek von Birgit W. bezüglich Bildung und Erziehung
Bildung und Kultur/ Soziales und Familie
Sehr geehrte Frau Pavlicek,
die Wahl steht kurz vor der Tür und es erscheint mir sehr wichtig, daß man sich schon vorher mit den Wahlprogrammen der einzelnen Parteien zu einigen sehr wichtigen Themen auseinandersetzt.
Da ich eine Initiative gegen Kinderarmut in Deutschland unterstütze, interresiert mich ganz besonders, was dahingehen aktiv von der Politik in Zukunft unternommen wird.
Kinderarmut in Deutschland - Wir sind ein sehr reiches Land und trotzdem muß man sich dafür schämen, daß es die Politik nicht schafft, für alle Kinder in unserem Land eine Stütze zu sein, behutsam aufwachsen zu können, sich entwickeln zu können, eine Berufsausbildung aufzunehmen/studieren zu können, wenn die schulischen Voraussetzungen vorhanden sind,etc. Es kann doch nicht sein, daß es Kinder gibt, die auf der Straße leben ohne ein zu Hause und eine Zukunft zu haben, Familien, die so wenig Geld haben, daß sie ihre Kinder hungrig zur Schule schicken, nichts weiter zum Anziehen haben, keine warme Mahlzeit am Tag, die Jugendlichen keine Ausbildungsstelle bekommen oder nach der Ausbildung keinen Arbeitsplatz, intelligente Schüler nicht studieren können, da kein Geld zur Ausbildung vorhanden ist und da gibt es vieles mehr, wo es dringender handlungsbedarf besteht.
Welche Ansatzpunkte zur Beseitigung dieser Missstände haben Sie und Ihre Partei dazu in Ihrem Wahlprogramm aufgenommen und versuchen diese auch ernsthaft nach den Wahlen umzusetzten ? Ich weiß, daß viele Menschen sehr genau darauf schauen, was die Politik hier unternehmen möchte und wie auch die Resultate nach den Wahlen dazu aussehen werden.
Ich würde mich über eine Rückmeldung Ihrerseits und umfassende Aussagen und Erläuterungen zu Ihrem Wahlprogramm freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Birgit Wappler, Falkenstein
Korbach, den 27.08.2009
Sehr geehrte Frau Wappler,
mit Sorge betrachte auch ich die Entwicklung des sozialen Umfelds und der Chancen vieler Kinder in unserem Land. Ich habe selbst eine 5 jährigeTochter. Aber nicht nur mir persönlich liegt es sehr am Herzen, die sozialen Unterschiede der Familien und ihrer Kinder zu überbrücken und für Chancengleichheit zu plädieren. Gemeinsam mit den GRÜNEN setze ich mich dafür ein, dass alle Kinder das Recht auf würdevolles Leben wahrnehmen können.
Die von der großen Koalition durchgesetzte Kindergelderhöhung hat nicht alle Kinder erreicht. Dieses Geld sollte sozial umgelegt für alle Kinder in Institutionen wie Kindergärten und Schulen genutzt werden, um allen Kindern ein warmes Mittagessen, Theaterausflüge, Klassenfahrten und dergleichen mehr bezahlen zu können. Sozial benachteiligte Kinder dürfen vom kulturellen Leben und der Chance auf Teilhabe an sozialen Aktionen nicht ausgeschlossen werden.
Aus meiner eigenen Erfahrung bin ich zudem davon überzeugt, dass langes gemeinsames Lernen die Differenzierung und Ausgrenzung vieler auch sozial benachteiligter Kinder verhindert. Das frühe Aussortieren auf verschiedene Schultypen demotiviert viele Kinder von klein auf und fördert in keiner Weise das Lernen voneinander und miteinander. Ich denke, dass gerade diese Kinder von vornherein geringere Chancen auf eine Ausbildung haben und damit in die Abwärtsspirale der Arbeitsunfähigkeit und Armut geraten. Wir GRÜNE wollen, dass alle Kinder dieselbe Chance auf eine hochwertige Ausbildung haben.
Deshalb wollen wir GRÜNE Schulen unterstützen, die den Weg hin zum längeren gemeinsamen Lernen gehen.
Weiterhin dürfen Studiengebühren nicht die soziale Schere zwischen arm und reich weiter aufreißen, deshalb stehe ich auch gemeinsam mit den GRÜNEN für gebührenfreies Studieren.
Wir sind außerdem für die Anhebung des Hartz IV-Regelsatzes und für eine Erhöhung des Kinderfreibetrages. Da in unserem Land diejenigen mit hohen Einkommen in private Krankenkassen einzahlen und damit eine sichere Krankenversorgung erlangen, sehen wir die gerechte Einführung einer Bürgerversicherung als Lösung. Damit werden die einkommensstarken Verdiener mit in die Pflicht genommen, für sozial schwache Menschen mit zu sorgen.
Wir sind außerdem für die Beibehaltung des Solidaritätsbeitrags; dieser soll jedoch in einen Bildungssoli umgewandelt werden, um Bildung und Förderung der Kinder damit zu unterstützen.
Es braucht in unserem Land gute und schrittweise beitragsfreie Kindergartenbetreuung und Schulen und ein bedarfsgerechtes Auskommen der Familien, um eine Infrastruktur wie Schwimmhallen und Bibliotheken auch nutzen zu können. Dafür reichen 211 € Regelsatz nicht aus. Eine bedingungslose Kindergrundsicherung für alle Kinder wäre nach unserer Sicht eine Lösung. Zu deren Finanzierung sehen wir eine Abschaffung des Ehegattensplittings im Rahmen der verfassungsrechtlichen Möglichkeiten als notwendig an.
Sehr geehrte Frau Wappler, ich hoffe, Ihnen mit diesen Ausführungen auf Ihre Fragen konstruktive Antworten gegeben zu haben und wünsche Ihnen einen sonnigen September.
Grüne Grüße,
Anke Pavlicek