Frage an Anja Weisgerber von Thomas S. bezüglich Umwelt
Guten Tag Frau Weisgerber,
ich danke Ihnen für Ihre am 29.07.2019 erfolgte Antwort, mit der Sie auf meine am 25.07.2019 an Ihre Adresse ergangenen Fragestellung reagieren, Zitat aus dieser:
"Wie in meiner E-Mail an Frau Rogall geschrieben, wird Deutschland seine Klimaziele 2020 Prognosen zufolge nicht erreichen. Die Gründe dafür sind vielfältig: ein anhaltendes gutes Wirtschaftswachstum, der schrittweise Ausstieg aus der CO2-freien Kernenergie sowie eine positive Bevölkerungsentwicklung."
https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/anja-weisgerber/question/2019-07-25/320015
1. Ich kann Ihrer Aussage nicht folgen, dass ein anhaltendes gutes Wirtschaftswachstum mitverantwortlich dafür sein könnte, dass Deutschland seine Klimaziele 2020 laut Prognosen nicht erreichen wird.
Kann eine gute Wirtschaftsleistung nicht genügend Ressourcen für einen effizienten Klimaschutz bilden?
Wenn nicht, brauchen wir eine Rezession um unsere Klimaschutzziele erreichen zu können?
2. Sie behaupten, dass die Kernenergie CO2-frei wäre.
Wie kommen Sie zu dieser Aussage?
Was sagen Sie zu der folgenden Kritik?
"Mit der Aussage „0 CO2“ wirbt die Atomindustrie gern auf Plakaten und in Anzeigen. Dies ist, gelinde gesagt, stark irreführend. Denn es gilt allenfalls für den Betrieb von AKW, keineswegs aber für die der Stromerzeugung vorgelagerte Prozesskette."
https://www.focus.de/wissen/klima/tid-13427/atomkraft-die-co2-luege_aid_372528.html
3. Sie weisen auf eine positive Bevölkerungsentwicklung.
Was meinen Sie damit?
Können Sie Auswirkungen dieser Entwicklung auf das Klima belegen?
4. Deutschland belegte in 2016 mit 8,88 Tonnen CO2 pro Person und Jahr im weltweiten Vergleich der menschengemachten CO2-Produktion den 24 Platz.
Wie bewerten Sie diesen Wert von 8,88 Tonnen CO2 pro Person und Jahr?
Sollte er gesenkt werden, wenn ja wie?
Viele Grüße T. S.
Sehr geehrter Herr S.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachfragen zu meiner Antwort vom 29. Juli.
Zu Ihrer ersten Nachfrage: Als Klimapolitikerin ist es mein ausdrücklicher Wunsch, dass eine kluge Klimaschutzpolitik Chancen für die Wirtschaft birgt, indem sich die Wirtschaft durch die Entwicklung von Umweltinnovationen und Klimaschutztechnologien an die Spitze des Marktes setzt.
Die überraschend gute wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre hat jedoch leider dazu geführt, dass durch mehr Produktion auch mehr Emissionen ausgestoßen wurde. Deshalb ist es nun unsere Aufgabe, die politischen Rahmenbedingungen so zu setzen, dass Wirtschaftswachstum und CO2-Ausstoß noch stärker voneinander entkoppelt werden.
Was die in der Prozesskette vorgelagerte Emissionsintensität der Kernkraftwerke angeht, so gebe ich Ihnen Recht, dass es korrekter wäre, eine Betrachtung des gesamten Lebenszyklusses eines Produkts oder einer Anlage vorzunehmen. Dies gilt z.B. auch für die Elektromobilität.
Hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung ist kurz sagen, dass mehr Menschen mehr emittieren, sei es durch Konsum, Mobilität oder Wärme.
Bezüglich Ihrer letzten Frage kann ich Ihnen mitteilen, dass Deutschland mit seinen Emissionen pro Kopf im Jahr 2016 laut statistischem Bundesamt sogar auf Platz 11 liegt. Deshalb bin ich persönlich auch der Ansicht, dass Deutschland, obwohl es weltweit nur für rund zwei Prozent der Emissionen steht, eine wichtige Vorbildfunktion in der Klimapolitik einnehmen muss. Am 20. September wird deshalb das sogenannte Klimakabinett unter Führung der Bundeskanzlerin ein Konzept zur Erreichung der Klimaziele 2030 vorlegen. Dabei wird jeder Sektor gefordert sein, Maßnahmen umzusetzen. Auch wird die Frage, wie wir CO2 einen Preis geben können, eine wichtige Rolle spielen.
Sehr geehrter Herr S., ich hoffe, Ihre Fragen abschließend beantwortet zu haben. Für weitere Fragen können Sie sich gerne telefonisch an mein Büro wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Anja Weisgerber