Frage an Angela Merkel von Bruno Dr. E. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,

ich bin 66 Jahre alt und kümmere mich um derzeit um Asylantenfamilien in Neckargemünd. Es gibt hier eine ganze Reihe hochmotivierter Bürger, die sich gerne engagieren. Wir haben nun den Fall der Familie B. aus Albanien, die am 14.01.2016 um 5 Uhr nachts von der Polizei zur Abschiebung abgeholt wurde. Die Familie hat 2 Töchter im Alter von 9 bzw. 14 Jahren, die sich beide sehr gut in der Schule entwickelten. Die älteste Tochter (Jori) war sogar Klassenbeste in Deutsch und Mathematik. Der Vater (Artan) arbeitete im Bauhof Neckargemünd im Rahmen eines 1 €-Jobs. Die Mutter ((Entela) machte aktuell eine Ausbildung zur Altenpflegerin im Haus Föhrenbach im benachbarten Bammental und wurde ebenfalls mit sehr guten Erfolg in Deutsch unterrichtet. Ich verstehe jetzt nicht, weshalb diese Familie, die ein Paradebeispiel für eine gelungene Integration darstellt, nach Albanien zurückgeführt wurde. Brauchen wir keine Altenpfleger mehr? Ich denke, daß die pauschale Rückführung in sogenannte "sichere" Herkunftsländer kontraproduktiv ist. Es muß immer der Einzelfall beurteilt werden. Dies gilt auch insbesondere für die Volksgruppe der Roma, die in den Balkanländern vollkommen ausgegrenzt werden und dort keine Chance auf Integration haben. Wir betreuen in Neckargemünd eine ganze Reihe von Roma-Familien, die sich sehr um Integration bemühen. Angesichts der deutschen Vergangenheit im 3. Reich haben wir eine besondere Verantwortung gegenüber dieser Volksgruppe und dürfen diese Familien nicht pauschal in ihre Herkunftsländer abschieben. Ich möchte Sie an Ihre eigenen Worte erinnern, daß jetzt ungewöhnliche Wege gegangen werden müssen und wir die ganze Flüchtlingsproblematik flexibel handhaben sollten. Bitte sorgen Sie dafür, daß dies auch umgesetzt wird. Für eine kurze Stellungnahme wäre ich Ihnen dankbar.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bruno Eberspächer