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Andreas Stoch
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Frage von Augustin L. •

Frage an Andreas Stoch von Augustin L. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

- Wie stehen sie zu dem Thema ,,Islamischer Religionsunterricht"?
- Ist es vielleicht notwendig im Bildungsplan mehr zeit für das Thema Islam zu veranschlagen, da auf diese weise vielen Vorurteilen vorgebeugt werden könnte?
- Was halten sie von der Idee an den Schulen Arabischen Sprachunterricht an zu bieten?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr L.,

im Mai 2014 hat der Ministerrat die Verlängerung und Ausweitung des Modellprojekts "Islamischer Religionsunterricht" bis zum Ende des Schuljahres 2017/18 beschlossen. Im Schuljahr 2015/16 findet islamischer Religionsunterricht an 68 öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg statt. Den Unterricht erteilen über 60 muslimische Lehrerinnen und Lehrer. Für junge Muslime ist es meines Erachtens wichtig, dass ihr Religionsunterricht - wie alle anderen Fächer auch - ganz normal zum Schulalltag gehört. Auch viele Eltern äußern sich dankbar, dass ihre Kinder das Wissen über ihre Religion und ihren Glauben innerhalb der Schulgemeinschaft und in deutscher Sprache vertiefen können. Islamischer Religionsunterricht ist die praktische Umsetzung des Integrationsgedankens im besten Sinne.

Im Zuge der Verlängerung und Ausweitung des Modellprojekts "Islamischer Religionsunterricht" hat die Landesregierung zusammen mit islamischen Verbänden die Gründung eines Projektbeirats beschlossen, um den weiteren Ausbau des islamischen Religionsunterrichts noch enger begleiten zu können. Am 11. November 2015 fand unter Beteiligung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Prof. Dr. Wolf-Dietrich Hammann, Ministerialdirektor im Integrationsministerium, und mir, als Minister für Kultus, Jugend und Sport, die konstituierende Sitzung des Projektbeirats in Stuttgart statt. Unser gemeinsames Ziel mit dem Projektbeirat ist es, dass die islamischen Verbände nach Beendigung des Modellprojekts im Jahr 2018 die gemeinsame Trägerschaft für den islamischen Religionsunterricht übernehmen. Auf dem Weg dorthin ist die Gründung des Projektbeirats ein echter Meilenstein. Dieser steht dem Kultusministerium als Beratungsgremium in allen Fragen im Zusammenhang mit dem islamischen Religionsunterricht zur Seite. Dazu gehören beispielsweise die Einführung und Weiterentwicklung der Bildungspläne, die Erarbeitung von Unterrichtsmodellen, die Erstellung von Unterrichtsmaterialien, die Unterrichtsversorgung oder die Inhalte der Lehrerausbildung und der Lehrerfortbildung.

In den Bildungsplänen 2016 ist das Thema Islam an verschiedenen Stellen bereits verankert und bedarf keiner breiteren Darstellung. Exemplarisch möchte ich Ihnen zwei Bereiche nennen:
In den Bildungsplänen 2016 finden sich sogenannte Leitperspektiven. Diese bezeichnen handlungsleitende Themen, die übergreifend in verschiedenen Fächern behandelt werden sollen. Dabei beruht die Leitperspektive "Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt" auf einem breiten, umfassenden Verständnis von Vielfalt, das auch die religiöse Vielfalt umfasst. Daneben wird das Thema zum Beispiel auch in den Fachplänen der evangelischen und katholischen Religionslehre aufgegriffen, wo sich Schülerinnen und Schüler auch mit der religiösem Praxis des Islam auseinandersetzen.

Dass alle Schüler verpflichtend Arabisch bis zum Abitur lernen, wäre nicht sinnvoll und eine völlige Überforderung von Schule. Aufgrund der aktuellen Entwicklung ist es sicher richtig und notwendig, auch darüber nachzudenken, ob jungen Flüchtlingen neben dem vorrangigen Deutschunterricht zusätzlich Angebote in deren Muttersprache gemacht werden sollten. Diese Frage muss sorgfältig geprüft werden, auch dahingehend, ob hierfür qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer gefunden werden könnten.

Mit freundlichen Grüßen
Andreas Stoch MdL

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