Mann Anfang 30 mit Brille, Wollpullover und Bart
Andreas Schäfer
Partei der Humanisten
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Frage von Andreas S. •

Frage an Andreas Schäfer von Andreas S. bezüglich Humanitäre Hilfe

Was sollte man Ihrer Meinung nach kurzfristig und langfristig tun, um Flutkatastrophen - insbesondere den Verlust von Menschenleben, Existenzen und Infrastruktur - zu verhindern?

Mann Anfang 30 mit Brille, Wollpullover und Bart
Antwort von
Partei der Humanisten

Vielen Dank für die äußerst aktuelle Fragestellung.

Prävention & Kommunikation

Katastrophenschutz hat zuallererst die Aufgabe den Verlust von Menschenleben zu verhindern. Das heißt es müssen notwendige Vorkehrungen getroffen, dass möglichst niemand durch eine Naturkatastrophe zu Schaden kommt. In der Praxis ist eine solche absolute Sicherheit zwar nur schwer umzusetzen, aber mit eine funktionierenden Warnkette von den Einrichtungen zur Früherkennung (bspw. Wetterdienste) bis hin zur Kommune, und Warnmechanismen wie Sirenen, SMS-Warnung und Handy-Apps kann bereits das schlimmste verhindert werden. Im Katastrophenfall sollten nicht nur die Bürger wissen, wie sie sich in Sicherheit bringen können, auch die Kommunen brauchen klar geregelte Strukturen, die festlegen, wie man reagieren sollte und um Fehlentscheidungen zu vermeiden. Dazu mangelt es vielerorts noch an Personal und/oder Kompetenz. An beiden Punkten gilt es nachzubessern. 

Darüber hinaus brauchen wir wieder eine verbesserte Sensibilität was Naturgefahren angeht. Katastrophenschutzübungen sind in den letzten Jahren eher zur Seltenheit geworden. Das muss sich ändern. Wie beim Erste-Hilfekurs vor dem Führerschein, sollte man auch im Fall von Naturkatastrophen das notwendige Grundlagenwissen verfügen, um sich selbst und andere schützen bzw. in Sicherheit bringen zu können. Dieses Wissen kann bereits in der Schulzeit vermittelt werden. 

Gefahrenkarten & Forschung

Um zukünftig besser auf Naturkatastrophen vorbereitet zu sein, ist es notwendig unsere Gefahrenkarten stets mit den neuesten Informationen weiterzuentwickeln. Dazu gehört die Einarbeitung historischer Ereignisse genauso wie Veränderungen bspw. durch den Klimawandel. Aus diesen Gefahrenkarten leiten sich dann die Handlungsempfehlungen für den Katastrophenschutz und auch bspw. der zukünftigen Flächennutzung ab. Um die Qualität und Aktualität dieser Gefahren- und Risikoschätzungen zu gewährleisten, braucht es Grundlagenforschung, deren Mittel nicht ständig von Kürzungen bedroht sind. 

Schäden

In den meisten Katastrophenfällen ist materieller Schaden kaum zu verhindern. Langfristig können hier jedoch bspw. Hochwasserschutzbauwerke, Klimatisierung gegen Hitzewellen oder erdbebensichere Bautechniken aushelfen. Hier wurde auch bereits viel getan. Aber selbst dann sind Schäden durchaus möglich, da die oberste Aufgabe des Katastrophenschutzes der Schutz der Menschen ist. Ein Haus kann man im Zweifelsfall wieder aufbauen. 

Um die finanziellen Auswirkungen auf privater Ebene zu kompensieren, empfiehlt sich eine entsprechende Versicherung. Hier muss aber noch auf gesetzgeberischer Seite nachgebessert werden. So könnte eine Pflichtversicherung eine Versorgungslücke schließen und finanzielle Absicherung gewährleisten. Aber zum einen muss für solche auch eine Zeichnungspflicht seitens der Versicherer gegeben sein und die Versicherungsbeiträge sollten durch einen Solidarbeitrag von der öffentlichen Hand unterstützt werden. Die Gefahrenlage klimatisch-bedingter Naturkatastrophen verschärft sich durch den Klimawandel, den wir als Gesellschaft mitzuverantworten haben. Daher sollte hier eine solidarische Komponente vor allem jenen zugutekommen, die besonders schwer von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Idealerweise sollte man dieses Konzept auf europäischer und internationaler Ebene weiterdenken.

Schlusswort

Katastrophenschutz ist kein Sektor, in dem man sparen sollte, nur weil mal für ein paar Jahre keine nennenswerten Ereignisse stattgefunden haben. Denn jeder Cent, der dann gespart wird, wird zukünftig uns ein vielfaches kosten wenn es eben doch zu einer Katastrophen kommen sollte. Damit Katastrophenschutz erfolgreich ist, muss er über Jahrzehnte hinweg vorausschauend geplant und unterstützt werden. Kurzsichtige Politik kann hier leider tödlich enden.