Machen neue RKI-Daten (nur 15% der Covid-Intensivpatienten sind ungeimpft, voll geimpft: 76%) und Zahlen der KBV (2,5 Millionen Patienten wegen Impfnebenwirkungen) eine Impfpflicht nicht obsolet?
Sehr geehrter Herr Philippi,
Sie haben im Bundestag für eine Impfpflicht für über 60-jährige gestimmt. Dazu hier ein Verweis auf neueste RKI-Daten, wonach von den Covid-Intensivpatienten Anfang Juni 76% voll immunisiert waren, während der Anteil der Ungeimpften nur 15% betrug:
Die von mir zitierten Daten finden Sie auf Seite 19 des RKI Wochenberichts vom 09.06.2022:
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situations…;
Eine Auswertung der kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ergab, dass in 2021 ca. 2,5 Millionen Bürger (ca. jeder 25. Geimpfte!) wegen Impf-Nebenwirkungen in ärztlicher Behandlung waren.
Quelle:
https://www.welt.de/politik/deutschland/plus239736199/Corona-Impfung-2-…;
Einige Bundesländer (u.a. Bayern) streben abermals eine Impfpflicht an.
Würden Sie angesichts dieser Daten erneut für eine Impfpflicht stimmen?
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Frage zur Corona-Impfung. Zunächst einmal möchte ich auf die wissenschaftliche Auswertungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) hinweisen, welche die zweite Booster-Impfung für alle Bürger:innen ab dem 60. Lebensjahr ausdrücklich empfiehlt. Ich begrüße diese Empfehlung sehr und kann nur jedem raten, sich nach Absprache mit seinem Hausarzt impfen zu lassen.
Im Infektionsschutz wird zwischen Impfreaktionen, Impfkomplikationen und Impfschäden unterschieden - genaueres erfahren Sie hier: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Nebenwirkungen/nebenwirkungen_node.html.
Grundsätzlich sind immunologische Reaktionen nach einer Impfung vollkommen normal und auch gewollt. Ohne diese können die Impfstoffe ihre Wirkung im menschlichen Körper nicht voll entfalten und keinen angemessenen Immunschutz aufbauen. Die COVID-19-Impfstoffe sind aktuell die am besten untersuchtesten Impfstoffe überhaupt. Schwere Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung sind sehr selten. Die Wahrscheinlichkeit durch die Impfung an einer schweren Nebenwirkung zu leiden, liegt deutlich unter der Wahrscheinlichkeit, ungeimpft schwer am Virus zu erkranken.
Für Fälle von Nebenwirkungen nach einer Impfung haben wir in Deutschland ein gut funktionierendes Meldesystem. So erfasst das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) alle gemeldeten Nebenwirkungen, um die Sicherheit der Impfstoffe bestmöglich bewerten zu können. Beim PEI können die Betroffenen die Komplikationen über ihre Ärzte oder auch selbst über das Online-Portal (https://nebenwirkungen.bund.de/nw/DE/home/home_node.html) melden.
Nach einer intensiven Aussprache wurde im Deutschen Bundestag gegen die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht gegen SARS-CoV-2 gestimmt. Ich selbst war für den fraktionsübergreifenden Entwurf mit einer allgemeinen Impfpflicht ab 60 Jahren. Eine weitere Gesetzesinitiative für eine Impfpflicht ist derzeit nicht vorgesehen. Als SPD werden wir uns jedoch weiter dafür einsetzen, die Impfquote zu erhöhen. Corona und die möglichen Langzeitfolgen einer Erkrankung sind weiterhin gefährlich. Nach wie vor gilt es, einen weiteren Pandemiewinter und eine erneute Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Eine Impfung bleibt der Weg aus der Pandemie.
Mit besten Grüßen und bleiben Sie gesund
Ihr Andreas Philippi