Frage an Andreas Neuner von Werner Dr. L. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Neuner,
Ihre Partei, die FDP, will das Steuerrecht durch einen 3-Stufen-Tarif wesentlich vereinfachen und dadurch auch die Steuern senken: bis 20 Tsd. € zu versteuerndes Einkommen zahlt man 10 %, bis 50 Tsd. € zahlt man 25% und darüber 35 %.
Wenn jemand derzeit 30900 € p.a. (mtl. 2575 €) verdient - dies ist das Durchschnittsentgelt aller gesetzl. Rentenversicherten - dann zahlt er nach dem jetzigen Steuertarif 3320 € (splitting), nach dem FDP-Plan aber 7720 € (25%).
Wenn jemand 64800 € p.a. (Beitragsbemessungsgrenze der GRV) verdient, zahlt er jetzt 13180 €, nach dem FDP-Plan jedoch 22680 €.
Dies ist doch eine enorme Steuererhöhung, keine Steuersenkung!
Fände hier nicht durch Ihren Plan eine gewaltige Umverteilung von unten nach oben statt?
Mit freundlichen Grüssen
W. Lampert
Sehr geehrter Dr. Lampert,
unser Steuermodell funktioniert anders, als Sie es verstanden haben. Ich versuche es an Ihrem Beispiel darzustellen. Jemand der 30.900 Euro im Jahr verdient zahlt nach unserem Modell 2565 Euro Steuern. Von den 30.900 Euro müssen Sie zuerst einen steuerfreien Grundbetrag von 8000 Euro abziehen. Berufsbedingte Kosten werden durch eine Aufwandspauschale von 2% der Einnahmen ausgeglichen. Uneingeschränkt abziehbar sind auch sämtliche Sozialversicherungsbeiträge bis zur Höhe der Beitragsgrenze. Die Steuersätze gelten nicht für das gesamte Einkommen, sondern nur für die jeweiligen Einkommensteile. Vom 8001 Euro bis zum 20.000 Euro Einkommen gilt der Steuersatz von 10% nach unserem Modell. Ab 20.001 Euro bis z. B. 30.900 Euro gelten dann die 25%.
Wer als Single z.B. 30.900 Euro brutto im Jahr verdient, zahlt nach FDP-Tarif an Einkommenssteuer:
Jahresbrutto: 30.900
- 2% Aufwendungspauschale 618,-
- Sozialversicherungsbeiträge (Mittelwert) 5,356,75
Zu versteuern: 24925,25
Steuer auf 0-8000 Euro - 0% 0,00
Steuer auf 8001-20.000 Euro -10% 1200,-
Steuer auf 20.001-24925,25 Euro - 25% 1231,31
Soli - 5,5% der Steuerschuld 133,72
Summe Steuern im Jahr: 2565,02
Die Steuerlast sinkt also ganz eindeutig, und von einer Umverteilung von unten nach oben kann keine Rede sein. Ich hoffe, dass meine Antwort Ihre Frage geklärt hat und bedanke mich ausdrücklich für Ihre Frage.
Mit freundlichen Grüßen aus Nürnberg,
Andreas Neuner.