Frage an Andreas Jung von Martin R. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Jung,
die Menschen haben es satt, mit der Lupe missverständliche Produktinformationen auf den Lebensmittel-Verpackungen zu enträtseln. Deshalb setzt sich www.foodwatch.de für das in England bereits erfolgreich verwendete Ampelsystem ein. Dort wird die Ampelkennzeichnung für Lebensmittel bereits auf 10.000 Produkten verwendet. Die Farben Rot, Gelb und Grün weisen für jeden verständlich auf den Gehalt an Fett, Zucker und Salz hin.
Die Nahrungsmittelindustrie, unterstützt von Horst Seehofer und der EU-Kommission, will dagegen ein irreführendes, unverständliches Zahlensystem, das die tatsächlichen Nährwerte verschleiert! Allerdings ist das kein Wunder. Das Ampelsystem würde deutlich machen: Viele verarbeitete Lebensmittel, zum Beispiel Frühstückscerealien und Joghurtdrinks, sind gnadenlos überzuckert und tragen zum drängenden Problem des Übergewichts - insbesondere von Kindern - bei.
Ich hoffe Sie setzen sich auch für eine Ampelkennzeichnung der Nährwerte von Lebensmitteln ein?
Mit freundlichen Grüßen
Martin Rau
Sehr geehrter Herr Rau,
haben Sie vielen Dank für Ihre Mail vom 8. April zum Thema Kennzeichnung von Lebensmitteln.
Ich teile Ihre Auffassung, dass wir eine Stärkung der Verbraucherinformation beim Einkauf von Lebensmitteln durch klare und verständliche Kennzeichnung auf den Verpackungen, und durch Angabe der Gesamtkalorien auf der Vorderseite brauchen. Denn nicht zuletzt die Diskussion um Übergewicht und mangelnde Bewegung, insbesondere bei Kindern, hat gezeigt, dass das Wissen über Nahrungsmittel sowie auch die einfach verständlichen Informationen über die relevanten Inhaltsstoffe von Lebensmitteln verbessert werden müssen.
Ob die so genannte Ampelkennzeichnung dabei allerdings das geeignete Mittel ist, halte ich für fraglich. Im Verkehrsbereich mag sie hilfreich sein, aber zur Einteilung von Lebensmitteln in "gute" und "schlechte" ist sie nicht der Königsweg. Die Zahlen belegen dies: Nur vereinzelt wird die Ampelkennzeichnung in Großbritannien verwendet, von einer flächendeckend erfolgreichen Vermarktung kann also nicht die Rede sein. Vielmehr ziehen britische Supermärkte die Ampelkennzeichnung sogar zurück, denn die englische Bevölkerung hat trotz dieser Kennzeichnung stärker mit Übergewicht zu kämpfen als je zuvor. Für noch wichtiger halte ich die Verbraucherbildung im Ernährungsbereich. In Kindergärten und Schulen gibt es sehr gute Ansätze, den Kindern von Klein auf das zu vermitteln, was die Familien heute manchmal nicht mehr leisten.
Eine Kennzeichnung kann letztlich nur eine zusätzliche Hilfestellung sein. Ich begrüße deshalb die Ankündigung des Bundesernährungsministers Seehofer, in den nächsten drei Jahren flächendeckend die zentralen Informationen auf der Packung anzugeben. Wichtig ist ein einheitliches System mit leicht verständlichen Angaben. Dabei ist die Angabe des Brennwertes in Bezug auf die Portion und bezogen auf die empfohlene Tagesration auf der Vorderseite der Packung elementar. Auch die Lebensmittelwirtschaft ist jetzt gefragt. Jeder sollte zumindest den Kaloriengehalt auf der Vorderseite der Verpackung in gleichem Logo auszeichnen. Das erleichtert die Vergleich- und Erkennbarkeit. Dies hätte sicher auch eine bessere Zusammensetzung von Produkten, mit weniger Kaloriengehalt, zur Folge.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Jung