Frage an Andreas Jakobi von Felix S. bezüglich Verkehr
Ich habe eine Frage an Landtagskandidaten in Stuttgart.
Wie stehen Sie im Jahr 2021 zu dem Projekt Stuttgart 21?
Wäre es für die Stadtentwicklung Stuttgarts nicht ein großer Vorteil, wenn der ganze Kopfbahnhof erhalten wird, damit bei einer echten Verkehrswende doppelt bis 3 mal so viele Züge wie heute nach Stuttgart fahren können?
Ist die Verbindung von Stuttgart mit dem Umland nicht wichtiger, als der Zubau dieser heutigen Bahnfläche mit Gebäuden?
Zeigt nicht auch die Corona-Pandemie, dass es sinnvoll ist, die Fahrgäste auf mehr Bahnsteige und Züge zu verteilen?
Wie bewerten Sie das Tragen der Masken in Bus und Bahn? In meinem Zug sitzt ein Fahrgast, der behauptet, dass die Verteilung der ausgeatmeten Luft im Raum durch die Maske viel gefährlicher sei, als bei ungehinderter Nasenatmung. Da Politik hier Beschlüsse fasst, haben Sie oder Ihre Partei sich sicher dazu sachkundig gemacht. Wie bewerten Sie diese Aussage? Kann ich der widersprechen oder sollte die Politik dies noch mal prüfen?
Ein Bekannter will wegen der Maskenpflicht sich ein Auto kaufen trotz optimaler Busverbindung. Corona scheint den ÖPNV so schwer zu schaden. Es nutzen wieder mehr Menschen das viel gefährlichere Auto und dem ÖPNV brechen die Fahrgeldeinahmen weg. Sollten auch die Steuereinnahmen dauerhaft geringer ausfallen, befürchte ich massive Einschränkungen im Angebot, statt der notwendigen Verkehrswende. Wie sieht ihre Strategie aus, die Corona-Pandemie zu überwinden und die Verkehrswende zu erreichen? Ist die Impfung die einzige Lösung oder gibt es andere Wege sich gegen Infektionen zu schützen?
Da wir jetzt wieder mehr Sonnenlicht haben frage ich mich, ob bei Abstand unter freien Himmel (u.a. Bahnsteige und Haltestellen) eine Maskenpflicht schädlich ist, weil diese verhindert, dass unter der Haut des verdeckten Gesichtsbereiches Vitamin D gebildet wird, ein Vitamin, von dem wir nur genug haben, wenn wir viel Haut der hoch stehenden Sonne ausetzen?
Mit bestem Gruß, Felix Staratschek
Sehr geehrter Herr Staratschek,
gerne versuche ich ihre Fragen vollständig zu beantworten.
Das Projekt Stuttgart 21 wurde über viele Jahre ausführlich diskutiert und
jede Seite hat ihre Argumente Pro und Kontra S21 präsentieren können. Schließlich stimmte in der Volksabstimmung am 27.11.2011 eine klare Mehrheit für eine Fortsetzung des Projektes. Diese demokratische
Entscheidung respektiere ich. Und wenn jetzt das Konzept des Tiefbahnhofs umgesetzt wird, würde ich mich freuen, wenn es gute Vorschläge für eine Optimierung dieses Konzepts gäbe. Desweiteren sehe ich im Ausbau des S-Bahn- und Stadtbahnnetzes noch großes Potenzial für eine Verbesserung der Mobilität um Stuttgart herum. Ihre Frage
würde ich aber auch gerne mit einer Gegenfrage beantworten: Wieviel Kapazität brauchen wir wirklich? Für die Umwelt sind die Fahrten am Besten, die gar nicht stattfinden. Wir setzen uns dafür ein, dass wir durch
kluge Konzept ("Stadt der kurzen Wege", Co-Sharing-Workspaces, ...) Verkehr vermeiden. Das Tragen von einem Mundschutz in Bus und Bahn finde ich richtig. Aus meiner Sicht ist wissenschaftlich ausreichend nachgewiesen, dass das Tragen einer medizinischen Maske die Verbreitung von ausgeatmeten Aerosolen, und somit auch Corona-Viren, reduziert. Sie können also andere Personen schützen. Durch Tragen einer FFP2-Maske kann man auch das Einatmen von Aerosolen und somit sein persönliches Infektionsrisiko reduzieren. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen sieht man auch indirekt daran, dass laut RKI andere akute Atemwegserkrankungen aktuell auf einem extrem niedrigen Niveau liegen. Wie eine Pandemie zu überwinden ist, ist primär eine medizinische Frage. Als Nicht-Mediziner sehe ich es in Bezug auf die veröffentlichten Studien so, dass aktuell eine Impfung schwere oder sogar tödliche COVID-19-
Verläufe fast vollständig vermeiden kann. Von daher sehe ich die Impfung aktuell als die Beste Möglichkeit an,
die Krise zu überwinden. Parallel sollte aber auch noch intensiv an Therapiemöglichkeiten geforscht werden,
wie man eine ausgebrochene Erkrankung heilen kann. Ein Vitamin-D-Mangel kann viele Gründe haben und sollte bei einem entsprechenden Verdacht von einem Arzt untersucht werden. Außerdem ist mir keine Studie bekannt, die eine kausale Verbindung zwischen dem Tragen einer Gesichtsmaske und einem Vitamin-D-Mangel aufzeigt. Pragmatisch
könnte man auch die Zeit, die man am Bahnsteig mit Maske verbringt, durch einen ausgeweiteten Spaziergang in
der freien Natur kompensieren. Das stelle ich mir außerdem auch noch viel schöner vor, als am Bahnsteig
auf den Zug zu warten.
Ich hoffe, ich konnte ihre diversen Fragen zufriedenstellend beantworten.
Mit freundlichen Grüßen,
Andreas Jakobi