Frage an Andreas Hanna-Krahl von Herbert D. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Wie sehen Sie eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Ausrichtung der Landwirtschaft in Bayern? Was ist Ihrer Meinung nach zu ändern bzw. neu zu gestalten?
Sehr geehrter Herr D.,
Eine sinnvolle ökologische Neuausrichtung der Landwirtschaft in Bayern ist in vielen Bereichen unbedingt erforderlich. Wir brauchen ein Umdenken im Thema Ackergifte. Neonikotinoide und Glyphosat haben in den letzten Jahren zum größten Artensterben der Neuzeit geführt. Wir haben heute rund 80% weniger Insekten, als noch vor 20 Jahren. Das bedeutet nicht nur, weniger lästige Mücken, sondern vor allem auch weniger wichtige Bestäuber. Dies wirkt sich bereits mittelfristig auf landwirtschaftliche Erträge aus. Weniger Ackergifte sind zudem auch gut für die Verbraucher*innen. Die Schädlichkeit der Stoffe für den Menschen wurde in vielen Studien nachgewiesen.
Für die Verbraucher*innen ist Sicherheit wichtig. Es muss nicht immer Bio sein. Die Trendwende zu mehr Regionalität und mehr Klasse statt Masse ist ein wichtiger Schritt. Der Griff zum Superfood aus der Region stärkt auch unsere Bäuer*innen vor Ort und ist gut für‘s Klima, weil lange Transportwege wegfallen. Gut für‘s Klima ist auch die Abkehr von der Massentierhaltung. Ich will bäuerliche Landwirtschaft, statt Tierfabriken. Die Betriebe sollten nur so viel Tiere halten, wie sie vom eigenen Grund und Boden ernähren können. Das macht Futtermittelimporte überflüssig und dient auch der Produktqualität. Ökonomisch heißt das für unsere landwirtschaftlichen Betriebe auch eine Umkehr der bisher gängigen Fördermittelvergabe. Statt reine Masse zu fördern, sollten wir den Schwerpunkt auf das legen, was ökologisch sinnvoll ist, um es ökonomisch lohnend zu machen. Fördern wir Blühstreifen, fördern wir spätere Mahd, fördern wir die Ernährung der Tiere mit heimischem Heu, fördern wir eine artgerechte Haltung, fördern wir den Verzichte auf Gifte bei der Produktion! Das bedeutet konkret mehr Gelder in die 2. Säule der Agrarförderung. Dabei bleibt die Wertschöpfung auf den Höfen und geht nicht durch angepasste Preise an die Verpächter oder in die Lebensmittelverarbeitende Industrie. Auf jede Schwankung des Milchpreises kann durch eine angepasste, bedarfsabhängige Milchmengensteuerung reguliert werden. So schaffen wir Rentabilität und Planungssicherheit für unsere Betriebe.
Ich hoffe, ich konnte ihre Frage zufriedenstellend beantworten!
Andreas Krahl