Frage an Andreas Geiger von Cornelia B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Hallo Herr Geiger
Der UN-Sonderbeauftragte hat es noch mal deutlich gemacht: Deutschland hat ein ernstes Problem in Sachen Bildung und Bildungsgerechtigkeit. Wie wollen Sie und Ihre Partei gewährleisten, dass Schüler unterschiedlichster sozialer Herkunft und Begabungen gleichermaßen gefördert werden? Dass die schwachen Schüler nicht über- und die starken Schüler nicht unterfordert sind?
Wie stehen Sie zur Lernmittelfreiheit? Gerade in Zeiten von Hartz IV und zunehmender Ausweitung der Schere zwischen Arm und Reich ist sie meiner Meinung nach eine Grundvoraussetzung, um Diskriminierung von Kindern armer Eltern zu vermeiden und Chancengleichheit herzustellen.
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Hallo Frau Baudisch,
da ich zum einen sehr stark im ´armutspolitischen´ Bereich (u.a. ´Hartz IV-Beratung´) engagiert bin und zum anderen aufgrund des Schulbesuchs einer meiner Töchter hautnah miterlebe, wie sich die sozialen Probleme an den Schulen verschärfen und wie immer mehr Kinder unter Ausgrenzung leiden müssen freue ich mich über Ihre Frage (obwohl es schöner wäre, man müsste solche Fragen gar nicht stellen). Vielen Menschen in Rheinland-Pfalz ist nicht bekannt, dass die hier praktizierte Regelung, Eltern mit geringem Einkommen per Gutschein einen Teil (!) der Kosten für Schulbücher zu bezahlen unsozial und ungerecht ist: in den ersten beiden Grundschuljahren decken die Gutscheine nicht einmal die Hälfte der Bücherkosten ab, seit ´Hartz IV´ besteht leider auch keine Möglichkeit mehr, solche Kosten über ´einmalige Leistungen´ abzudecken. Aus meiner Beratungstätigkeit sind mir mehrere Fälle bekannt, in denen Eltern ihren Kindern keine Bücher zahlen konnten und Auszubildende ihre Ausbildung deshalb abbrechen mussten. Wie Sie sich denken können, bin ich also einVerfechter des Lernmittelfreiheitsprinzips. Zum Thema bessere Förderung aller Schülerinnen und Schüler sind zwei Lösungsmöglichkeiten anzustreben: zum einen mehr Personal an den Schulen, zum anderen längeres gemeinsames Lernen und Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems mit Selektion der Schüler nach der vierten Klasse. Ich denke das wäre ein sinnvoller Einstieg in eine Bildungspolitik, die diesen Namen auch verdient hätte.
Mit vielen Grüßen,
Andreas Geiger