Frage an Andrea Lindholz von Nico T. bezüglich Gesundheit
Hallo Frau Lindholz,
als politisch interessierter Bürger, möchte ich Sie zu einem Thema befragen, wo ich über die gegenwärtige politische Handhabung des ganzen gelinde gesagt schockiert bin.
Ich habe mich dem Thema aufgrund beruflicher Erfordernisse schon länger gewidmet und finde das ganzen im von mir unten geschilderten Fall besonders absurd.
Was sagen Sie zu der Tatsache, dass sich Cannabiskonsument*innen von Ihrer aktuellen Drogenpolitik zutiefst Diskriminiert, Stigmatisiert und Ausgegrenzt füllen?
Dies kann auch nicht im Interesse Ihrer Fraktion sein.
Und zu welchem Preis wird das ganze einfach so weiter betrieben obwohl sich weltweit die Meinung in mehr Staaten durchsetzt, dass die Verbotspolitik bei Cannabis gescheitert ist. Denn in immer mehr Staaten wird legalisiert bzw. ist eine Legalisierung in Planung ist?
Bitte nennen Sie mir die Erfolge der aktuellen Verbotspolitik in Puncto Cannabis trotz (seit mittlerweile 9 Jahren) steigender Konsumenten*innenzahlen(vgl. Drogen-und Suchtbericht der Bundesregierung aus 2020) ?
Der Neuropsychopharmapsychologe am Imperial College in London und ehemaligen Berater der britischen Regierung David Bitte hat schon 2010 darauf hingewiesen: "Die Kriminalisierung der Drogenkonsumenten richtet meist mehr Schaden an, als es die Droge selbst täte" , was sagen Sie zu diesen Fachkenntnissen?
Meine Schlussfrage lautet, was hält Sie davon ab wissenschaftliche Erkenntnisse in geltendes Recht umzuwandeln?
Viele Grüße
Nico Tumpler
Sehr geehrter Herr T.,
vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Cannabiskonsum.
Zur Legalisierung von Cannabis habe ich eine klare Haltung: Es ist gut, dass wir den Gebrauch von Cannabis zu medizinischen Zwecken bereits gesetzlich geregelt haben. Das hilft vielen Betroffenen, die das Cannabis zu rein medizinischen Zwecken (z.B. bei der Behandlung einer Krebserkrankung) verwenden. Trotzdem gilt auch hier: Der Einsatz von Cannabis als Medizin erfolgt aus therapeutischen Gründen. Der medizinische Nutzen wird dabei von einem Arzt höher eingeschätzt als die Nebenwirkungen. Diese bleiben auch bei Medizinalcannabis nicht aus.
Eine weitergehende Lockerung und Legalisierung lehne ich im Hinblick auf die wissenschaftlich nachgewiesenen gesundheitlichen Risiken (z.B. Schizophrenie, Depression oder Angststörungen als Folge des Konsums) und die Spätfolgen (z.B. auf ungeborene Kinder) ab. Das unterstreichen auch Studienergebnisse der letzten Jahre: Es gibt keine Belege dafür, dass Cannabiskonsum unbedenklich ist. Im Gegenteil: Gerade Jugendliche sind nachweislich besonders gefährdet. Mit guter, zielgruppenorientierter Präventionsarbeit können wir helfen, Kinder stark zu machen, nein zu sagen.
Auch hierzu hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung umfassende Informationen bereitgestellt. Diese finden Sie unter:
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/publikationen/drogen-und-sucht/details.html?bmg%5Bpubid%5D=3275 sowie unter: https://www.cannabispraevention.de/
Auch die Beispiele mit vermeintlich positiven Effekten einer Legalisierung sehe ich kritisch. Die Legalisierung hat in Kanada z.B. dazu geführt, dass sich die Zahl der Erstkonsumenten im ersten Quartal nach der Legalisierung fast verdoppelt hat. Daneben hat die Legalisierung vor allem zu Beginn dort auch nicht unbedingt dazu geführt, dass der Schwarzmarkt verschwindet bzw. der organisierten Kriminalität eine Finanzierungsgrundlage entzogen wird. Vielmehr hat sich der Schwarzmarkt dort den legalen Konkurrenzangeboten zunächst angepasst.
Mit freundlichen Grüßen
Andrea Lindholz MdB