Andrea Ahlemeyer-Stubbe
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Frage von Edelgard F. •

Frage an Andrea Ahlemeyer-Stubbe von Edelgard F. bezüglich Frauen

Guten Tag Frau Ahlemeyer-Stubbe,
im Zusammenhang mit der Landtagswahl sprechen Sie davon, dass für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf es wichtig sei, die Beschäftigten in den systemrelevanten Berufen besser zu entlohnen. Dieser Zusammenhang erschließt sich mir nicht; ich bitte um nähere Erläuterung. Auf Ihren Plakaten sprechen Sie davon, dass Sie sich als künftige Landtagsabgeordnete für Kreisanliegen einsetzen wollen. Was meinen Sie damit konkret? Welcher Stellenwert hat für Sie die berufliche Bildung?
Mit freundlichen Grüßen
E. F.

Andrea Ahlemeyer-Stubbe
Antwort von
SPD

Guten Tag Frau F.,

vielen Dank für ihrer Bitte um Erläuterung. Gerne komme ich Ihrem Wunsch nach.

Ihre 1. Frage: „…dass für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf es wichtig sei, die Beschäftigten in den systemrelevanten Berufen besser zu entlohnen. Dieser Zusammenhang erschließt sich mir nicht; ich bitte um nähere Erläuterung.“

Ich sehe hier folgende Zusammenhänge:

Die zahlenmäßig meisten Beschäftigten in den systemrelevanten Berufen sind Frauen, oder, in anderen Worten: Die meisten Berufe, die Frauen traditionell ausüben, sind systemrelevant.

Gut bezahlte und einflussreiche Positionen nehmen zum großen Teil Männer ein, in den schlecht bezahlten Positionen in den Bereichen Pflege, Erziehung und Dienstleistung sind hauptsächlich Frauen zu finden. Und das, obwohl Mädchen in der schulischen Bildung leicht besser abschneiden als Jungen.

Eine Ursache dafür ist (besonders deutlich macht das wieder die Corona-Krise), dass Frauen die Hauptlast der Familienarbeit tragen. Kindererziehung, Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen, Haushalt ...

Wenn ich mich nicht mit ganzer Kraft und Vollzeit meinem Beruf widmen kann, bleibe ich in den schlechter bezahlten Positionen. In Kombination mit einem Berufsfeld, das generell schlechter bezahlt wird, ergibt sich folgende Situation:

Bei einem mangelhaften Betreuungsangebot (für Kinder und pflegebedürftige Alte) wird immer der/die Partner*in in der schlechter bezahlten Position beruflich zurückstecken (z.B. Stunden reduzieren) um die Familienarbeit zu leisten. Etwas anderes kann sich ein Paar wirtschaftlich gar nicht leisten. Für die systemrelevanten Berufe führt das zu einem Fachkräftemangel, da die ausgebildeten Fachkräfte nur in Teilzeit arbeiten oder langfristig den Beruf ganz aufgeben.

Um aus dieser Spirale heraus zu kommen und um den Fachkräftemangel zu beheben müssen wir die systemrelevanten Berufe deutlich besser bezahlen. Nur
so erreichen wir, dass junge Menschen diese Berufe wieder wählen und auch als Fachkräfte bleiben. Das geht aber nur, wenn es wirklich ausreichend Ganztagsbetreuungs-Angebote gibt, damit eine echte Wahlfreiheit entsteht.

Im Übrigen hat mir bis heute noch keiner erklären können, warum wir in Wirtschaftszweigen, die nicht existenziell (systemrelevant) sind und in denen wir internationale Konkurrenz haben, deutlich bessere Löhne bezahlen können als in den Bereichen, die nicht dem globalen Wettbewerb ausgesetzt sind, sondern den Menschen vor Ort dienen. Warum ist die Arbeit an einer Sache (z. B. einer Maschine) wertvoller als die Arbeit mit/an/für einem Menschen?

Das möchte ich ändern!

Zusammengefasst: Im Landtag will ich mich einsetzen für

  • Ausbau der Betreuungsangebote für Kinder und Pflegebedürftige
  • gleiche Bezahlung von Männern und Frauen bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit und angemessenere Bezahlung der Menschen in systemrelevanten Berufen
  • frühe Förderung technischer Begabung von Mädchen und jungen Frauen
  • höhere finanzielle Wertschätzung der Familienarbeit
  • Schaffung von Anreizen, die Männer ermutigen, sich mehr an der Familienarbeit zu beteiligen

Ihre 2. Frage: Auf Ihren Plakaten sprechen Sie davon, dass Sie sich als künftige Landtagsabgeordnete für Kreisanliegen einsetzen wollen. Was meinen Sie damit konkret?

Aus meiner Sicht ist es wichtig, neben den Landesthemen und der Landes­­entwicklung immer natürlich auch meinen Wahlkreis im Auge zu behalten. Da der Ortenaukreis jedoch in 3 Wahlkreise zerfällt, halte ich es aber nicht für zielführend als eventuelle Landtagsabgeordnete nur den WK 51 (Offenburg) im Blick zu haben und die beiden anderen Ortenauer Wahlkreise außen vor zu lassen.

Ein Beispiel: Nehmen Sie die Gemeinden Oppenau und Zell am Harmersbach. Beide gehören zu meinem Wahlkreis, die Nachbarstädte im jeweiligen Tal - Oberkirch und Haslach - gehören nicht dazu. Wenn ich meinen Wahlkreis im Landtag vertrete, werde ich mich – um bei unserem Beispiel zu bleiben - nicht nur auf Oppenau und Zell am Harmersbach konzentrieren – auch Anliegen aus Oberkirch und Haslach finden bei mir offene Ohren und Engagement. 

Ihre 3. Frage: Welcher Stellenwert hat für Sie die berufliche Bildung?

Einen sehr hohen – denn berufliche Ausbildung ermöglicht die Teilhabe an der Gesellschaft, fördert die soziale Integration und macht Baden-Württemberg auch künftig zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort.

Doch vor dem Eintritt in die Berufswelt liegt für alle jungen Menschen die Schule.

Um eine möglichst große Chancengleichheit zu schaffen, müssen wir unser Bildungssystem auf einen guten Stand bringen. Denn nur ein zukunftsfähiges Bildungssystem sorgt auch dafür, dass die so dringend benötigten Fachkräfte für Unternehmen zur Verfügung stehen. Wir brauchen beste Bildung für alle, unabhängig von Geschlecht, Wohnort oder Elternhaus, angepasst an den individuellen Menschen und seine Stärken. Besonders am Herzen liegt mir die frühe Förderung technischer Begabung von Mädchen und jungen Frauen.

Berufsinformationsmöglichkeiten an Schulen müssen verbessert und ausgeweitet werden. Es braucht flexiblere und passgenauere Zugänge, z. B. in die duale Ausbildung, um der Lebensrealität junger Menschen gerecht zu werden. Jugendliche, die keinen passenden Ausbildungsplatz gefunden haben, müssen Praxiserfahrung in Ausbildungsberufen sammeln können.

Doch es geht mir nicht nur um die Ausbildung junger Menschen. Als Antwort auf die fortschreitende Digitalisierung, die in naher Zukunft manche Berufsfelder ganz verschwinden lassen wird, brauchen wir eine Weiterbildungsinitiative. Denn um die Menschen in Lohn und Brot zu halten, deren Arbeitsplätze durch die Digitalisierung wegfallen werden, müssen sie dabei unterstützt werden, sich für neue Berufsfelder fit zu machen.

Liebe Frau Fieß-Heizmann, ich hoffe, ich konnte Sie mit meinen Erläuterungen in Ihrer Entscheidungsfindung unterstützen.

Mit herzlichem Gruß

Andrea Ahlemeyer-Stubbe