Alex von Fintel, Grüne Wilhelmshaven
Alexander von Fintel
Bündnis 90/Die Grünen
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Alexander von Fintel zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Jens S. •

Frage an Alexander von Fintel von Jens S. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr von Fintel,

da es ja im Bundestag um die "große Politik" geht, würde mich über eine Antwort sehr freuen, wie Sie zu folgenden Thesen zu unserem Wirtschaftssystem stehen:

- Das Zinssystem führt zu einem Geldtransfer von unten nach oben, da man zwangsläufig bis zu einem bestimmten Vermögen zu den Netto-Zinszahlern und darüber zu den Netto-Zinsempfängern gehört (ca. 1 Mio. €) Das Auseinanderklaffen der Schere zwischen Arm und Reich ist daher mathematisch logisch und unvermeidbar, wenn nicht durch Maßnahmen wie z. B. eine Vermögenssteuer gegengesteuert wird. Einfacher ausgedrückt: Die erste Million sollte nicht die schwerste sondern die leichteste sein. Nach oben muss es schwieriger werden. (mindestens bei Vermögen von Privatpersonen)

- Das Zinssystem führt zu einer exponentiellen (wieder Mathematik) Vermehrung der Geldmenge, der die Wirtscaftsleistung nicht folgen kann. Es muss daher zwangsläufig zum "Crash" kommen (z. B. Währungsreform, Krieg...)

- Die Vermehrung der Geldmenge wird zusätzlich durch die Geldschöpfung der privaten Großbanken beschleunigt, das Recht zur Geldschöpfung gehört in die Hand einer staatlichen unabhängigen 4. Gewalt, z. B. einer Monetative (vgl. www.monetative.de) wie wir es ja mit der Bundesbank zu DM-Zeiten schon fast hatten.

- Viele Länder der 3. Welt (sorry, die heißen ja jetzt "emerging markets) leben faktisch in Schuldknechtschaft und müssen durch einen Schuldenschnitt entschuldet werden.

- Die Mittel des ESM sind nicht in erster Linie an Griechen, sondern an Großbanken, wie z. B. die Deutsche Bank geflossen. Hier findet eine weitere Umverteilung von fleißig zu reich statt.

- Wir sollten dringend wieder ein Trennbankensystem einführen, damit die "Casino-Banken" pleite gehen können, ohne dass normale Bürger (die berühmten Kleinsparer) davon betroffen sind.

Mit freundlichen Grüßen,

Jens Schipper

Alex von Fintel, Grüne Wilhelmshaven
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Herr Schipper,

das sind viele Fragen. Ich fange mit den einfacheren an, wenn ich darf.

- Wir sollten dringend wieder ein Trennbankensystem einführen, damit die "Casino-Banken" pleite gehen können, ohne dass normale Bürger (die berühmten Kleinsparer) davon betroffen sind.
ANTWORT: Das sagen wir Grüne auch! Zitat aus dem Wahlprogramm:
„Wir fordern ein Trennbankensystem, weil es Märkte stabiler
macht. Geschäftsbereiche, in denen die Kreditinstitute Handelsgeschäfte
auf eigene Rechnung tätigen, gehören daher strikt getrennt
vom realwirtschaftlichen Finanzierungs- und Einlagengeschäft.“

- Viele Länder der 3. Welt (sorry, die heißen ja jetzt "emerging markets) leben faktisch in Schuldknechtschaft und müssen durch einen Schuldenschnitt entschuldet werden.
ANTWORT: Das sagen wir Grüne auch! Zitat aus dem Wahlprogramm:
„Entwicklung braucht Entschuldung! Für einen wirtschaftlichen
Neuanfang der ärmsten Länder sind Entschuldungsinitiativen und
die Streichung insbesondere illegitimer Schulden unerlässlich. Wir
setzen uns für die Schaffung eines internationalen Insolvenzrechts
für Staaten ein, um überschuldete Länder nachhaltig aus der Schuldenspirale
zu befreien.

- Die Mittel des ESM sind nicht in erster Linie an Griechen, sondern an Großbanken, wie z. B. die Deutsche Bank geflossen. Hier findet eine weitere Umverteilung von fleißig zu reich statt.
ANTWORT: Diese Wahrheit ist uns durchaus bekannt. Wir fordern schon länger, dass Gläubiger stärker beteiligt werden. Wir finden uns allerdings in einer sehr engen Lage.
Die Deutsche Bank kann ruhig etwas mehr zahlen, aber auf keinen Fall untergehen. Das wäre für die deutsche, die gesamteuropäische und wahrscheinlich sogar für die Weltwirtschaft eine mittlere Katastrophe. Gerade deshalb möchten wir solche Banken trennen können, zur Not mehrfach, damit sie nicht mehr ‚too big to fail‘ sind.

- Die Vermehrung der Geldmenge wird zusätzlich durch die Geldschöpfung der privaten Großbanken beschleunigt, das Recht zur Geldschöpfung gehört in die Hand einer staatlichen unabhängigen 4. Gewalt, z. B. einer Monetative (vgl. www.monetative.de) wie wir es ja mit der Bundesbank zu DM-Zeiten schon fast hatten.
ANTWORT: Über diese Frage wird bei uns in der Bundestagsfraktion bereits laut nachgedacht. So hat etwa Dr. Gerhard Schick bereits ein sogenanntes Echtgeld-System befürwortet. Wir sind weder in der Partei und schon gar nicht in Deutschland so weit, hierfür eine Mehrheit zu finden. Aber wenn, wird der Weg höchstwahrscheinlich über die Grünen führen.

- Das Zinssystem führt zu einem Geldtransfer von unten nach oben, da man zwangsläufig bis zu einem bestimmten Vermögen zu den Netto-Zinszahlern und darüber zu den Netto-Zinsempfängern gehört (ca. 1 Mio. €) Das Auseinanderklaffen der Schere zwischen Arm und Reich ist daher mathematisch logisch und unvermeidbar, wenn nicht durch Maßnahmen wie z. B. eine Vermögenssteuer gegengesteuert wird. Einfacher ausgedrückt: Die erste Million sollte nicht die schwerste sondern die leichteste sein. Nach oben muss es schwieriger werden. (mindestens bei Vermögen von Privatpersonen)
- Das Zinssystem führt zu einer exponentiellen (wieder Mathematik) Vermehrung der Geldmenge, der die Wirtscaftsleistung nicht folgen kann. Es muss daher zwangsläufig zum "Crash" kommen (z. B. Währungsreform, Krieg...)
ANTWORT: Spätestens in einer Post-Wachstumswirtschaft werden Zinsen ein Problem sein. Mehrere Wirtschaftsfachleute in der Grünen Basis haben dies schon längst erkannt. Allerdings haben wir ein System aufgebaut, indem z.B. alle privaten Renten und Lebensversicherungen von Zinsen abhängen. Da es eine ganze Menge lösbare Fragen gibt, dürfte es selbst bei längerer grüner Regierungsbeteiligung dauern, bevor wir uns dieses Problem wirklich stellen.

Ich hoffe, Ihre Fragen ausreichend beantwortet zu haben. Und freue mich natürlich, wenn Sie sich in unseren Positionen wiederfinden können.

Beste Grüße,

Alexander von Fintel