Frage an Alexander Hoffmann von Thomas M. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Hoffmann,
Wie Sie richtig bemerkt haben, habe ich Sie bei der vorherigen Frage aus Versehen als Herrn Lehrieder angesprochen - dies bitte ich zu entschuldigen.
Da Ihr geschätzter Kollege leider lediglich einige Passagen aus einer Argumentationshilfe der Drogenbeauftragten Frau D. Ludwig (https://fragdenstaat.de/blog/2020/07/24/drogenbeauftragte-warnt-unionsfraktion-vor-cannabis-diskussion-cannabis-ist-verboten/) kopierte und einfügte, gebe ich Ihnen gerne die Gelegenheit, diesmal Ihre ganz persönliche Haltung zu diesem Themenkomplex preiszugeben. Frau Ludwigs Vorlage führt zwar wiss. Daten auf, jedoch ohne diese mit der Gegenposition zu verrechnen – ein Phänomen, das auch als Bestätigungsfehler bekannt ist.
Dass Cannabis eine harmlose Substanz sei, behauptet kein ernstzunehmender Beteiligter im Diskurs. Deshalb schießen die Argumente von Herrn Lehrieder, bzw. eher Frau Ludwig bezüglich der psychischen und körperlichen Risken an meiner Frage vorbei. Ein weiteres Hauptargument Ihrer Fraktion sind zudem die Gefahren des Konsums bei Jugendlichen. Doch scheinen die Unionsparteien stets außer Acht zu lassen, dass gerade durch eine regulierte Abgabe in Fachgeschäften der Zugang von Jugendlichen durch einen ausgetrockneten Schwarzmarkt und eine streng geregelte Abgabe an Erwachsene stark eingeschränkt würde.
Die immer weiter steigende Anzahl von Cannabis-Konsumierenden (im Polizeibericht der Main-Post unschwer zu erkennen) weist zum einen das Scheitern der prohibitorischen Drogenpolitik in der Bundesrepublik auf, und zum anderen wird deutlich, dass - mit der bisherigen Strategie - weder effektiver Jugend-, Gesundheits-, noch Verbraucherschutz erreicht wird.
Weshalb unterstützen Sie als unser Abgeordneter einen - gewiss von guten Absichten geleiteten - drogenpolitischen Kurs, der mittlerweile von hunderten Sachverständigen ("Schidower Kreis", darunter mindestens 123 Strafrechtsprofessoren) als "gescheitert, schädlich und teuer" identifiziert wurde?
Sehr geehrter Herr M.,
ich kann ja verstehen, dass Ihnen die Antwort meines sehr geschätzten Kollegen Paul Lehrieder nicht gefällt. Sie sollten diese Zahlen und Fakten aber deutlich ernster nehmen, denn: Cannabis ist alles andere als harmlos. Cannabis ist die Einstiegsdroge Nummer eins und der Auslöser vieler trauriger Drogenkarrieren, mit denen sich die Menschen oftmals ihr ganzes Leben ruinieren. Und ich finde es deshalb absolut gerechtfertigt, dass man auf die enormen psychischen und körperlichen Risiken hinweist. Keine andere illegale Droge sorgt eben für vergleichbar viele Behandlungsfälle. Und auch die Gefahren für die Gesundheit von Jugendlichen und Heranwachsenden bei Cannabismissbrauch sind nun mal medizinisch erwiesen und lassen sich nicht wegdiskutieren.
Ihre Argumentation für eine regulierte Abgabe in "Fachgeschäften" unterliegt zudem einem Denkfehler: Der Schwarzmarkt würde eben nicht ausgetrocknet werden. Stattdessen würden sich die Drogenhändler gezielt an noch jüngere Heranwachsende und Jugendliche richten, die (noch) nicht in einem "Fachgeschäft" einkaufen dürfen. Ein erleichterter Zugang zu Drogen verleitet erst recht dazu, diese zu nehmen. Alle Bemühungen im Bereich der Prävention würden dadurch doch ad absurdum geführt.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Alexander Hoffmann