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Alexander Daniel Berndt
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Thomas S. •

Frage an Alexander Daniel Berndt von Thomas S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Guten Tag Herr Berndt,

Zitat Ihrer politischen Ziele:

"Nach fast fünf Jahren erfolgreicher GRÜNER Regierungsbeteiligung in unserem Bundesland entscheiden die Wählerinnen und Wähler am 28. Oktober 2018 über die Zusammensetzung des neuen Hessischen Landtags.(...) Eine vielfältige und offene Gesellschaft, in der es fair und gerecht zugeht und alle Chancen zur Teilhabe haben, sind aus GRÜNER Sicht eine Bereicherung und ein Wert, den es zu verteidigen gilt."

https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/alexander-daniel-berndt

Ich kann Ihre Aussage nicht mit der Realität zur Deckung bringen:

"Mehr als 5000 Lehrerinnen und Lehrer in Hessen sitzen lediglich auf einer befristeten Stelle – und damit fast jede zehnte Lehrkraft. (...) Die Zahl sei von rund 4900 auf etwa 5300 gestiegen. Die Opposition wertete die Zunahme als Beleg dafür, dass die Arbeitsbedingungen der Pädagogen schlecht seien."

http://www.fr.de/rhein-main/landespolitik/lehrer-in-hessen-mehr-lehrkraefte-mit-befristeten-vertraegen-a-1394818

Sehen Sie Herr Berndt es als einen Ausdruck für eine Gesellschaft, in der es fair und gerecht zugeht und alle Chancen zur Teilhabe haben, dass befristet beschäftigte Lehrer/innen mit 6 Wochen unbezahltem Sommerferien konfrontiert werden während die fest eingestellte Kolleg/innen bezahlten Sommerurlaub genießen?

Ist es fair, dass bei gleicher Arbeitsleistung ein unbefristet eingestellter Lehrer 12, ein befristet eingestellter Lehrer nur 10,5 Monatsgehälter erhält?

Was kann diese Ungleichbehandlung für das Arbeitsklima an hessischen Schulen bedeuten?

Ist Ihnen vorstellbar, was die benannte Unsicherheit für betroffene Lehrer bezogen auf deren Existenz und Familienplanung bedeuten kann?

Was können die Folgen für deren Mitarbeitermotivation sein?

Wo erkennen Sie angesichts der benannten Umstände "Chancen zur Teilhabe"?

Werden Sie sich dafür einsetzen, dass Lehrkräfte an hessischen. Schulen generell unbefristete Arbeitsverträge erhalten?

Viele Grüße T. S.

Portrait von Alexander Daniel Berndt
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für Ihre Fragen zur Situation der befristet angestellten Lehrkräfte in Hessen, die mich als angehenden Lehrer natürlich auch beschäftigen.

Zunächst einmal stimmen wir Grünen mit Ihrem Kernaliegen überein. Ich zitiere kurz das "Regierungsprogramm 2019 bis 2024": "Die Zahl der befristeten Arbeitsverträge an Schulen wollen wir weiter reduzieren sowie Anstellungslücken in den Ferien grundsätzlich vermeiden." Gerade beim letzten Punkt hat sich in Hessen in den letzten Jahren einiges verbessert, wobei natürlich eine Entlassung für sechs Wochen während der Sommerferien, da stimme ich Ihnen zu, vom Land Hessen als verantwortungsvollem Arbeitgeber ganz grundsätzlich auszuschließen ist.

Die negativen Auswirkungen befristeter Arbeitsverträge auf die persönliche finanzielle Sicherheit für die eigene Entwicklung und Familienplanung, auf die Sie mit Ihren Fragen anspielen, sind unbestritten. Natürlich muss der Grundsatz "Gleiches Geld für gleiche Arbeit" nicht nur für das Ziel der Reduzierung von Unterschieden bei der Entlohnung zwischen Frauen und Männern, sondern zwischen allen Arbeitnehmer*innen-Gruppen eines Berufs gelten.

Es ist nachvollziehbar, dass unterschiedliche Konditionen für die Ausübung desselben Berufs in einem Kollegium zu Spannungen führen, wobei sicherlich befristet angestellte Lehrkräfte trotz ihrer Beschäftigungssituation ein hohes Maß an Engagement und Motivation beweisen. Viele befristet angestellte Lehrerinnen und Lehrer können auch nach einer gewissen Zeit eine verbeamtete Planstelle erhalten.

Auch wenn ich Ihnen zustimme, dass es noch deutliches Potential gibt, die Anzahl befristeter Verträge zu reduzieren, wird wohl ein Teil des unabsehbar auftretenden Vertretungsbedarfs weiter durch befristet angestellte Lehrkräfte abgedeckt werden müssen, um das System Schule mit seinen so zahlreichen und unterschiedlichen Arbeitseinheiten am Leben zu halten. Es lohnt sich immer, über Alternativen zu dieser zu reduzierenden Praxis nachzudenken. Allerdings ist es wohl auch nicht sehr attraktiv, verbeamtete Lehrkräfte dauerhaft als Springerinnen und Springer vorzuhalten, die dann je nach Bedarf von Schule zu Schule ziehen und sich nicht dauerhaft an einer Schule und in ihre festen Klassen einbringen können.

Mit freundlichen Grüßen

Alexander Berndt